Jonathan Berlin: «Queeres Manifest Actout hat Menschen Mut gemacht»

Der 29-Jährige war zuletzt im ARD-Thriller «Die Saat – Tödliche Macht» zu sehen

Schauspieler Jonathan Berlin (Foto: Monika Skolimowska/dpa)
Schauspieler Jonathan Berlin (Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Der deutsche Jungstar Jonathan Berlin setzte sich 2021 bei der Aktion #actout für mehr Sichtbarkeit queerer Geschichten in Film und Fernsehen ein (MANNSCHAFT berichtete).

Kurz danach postete Jonathan Berlin ein Statement auf Instagram: «Als homosexueller junger Mann – einer der vielen in Medien, Unterhaltung, Sport etc. – möchte ich nicht länger Teil eines Kreislaufes sein, der das Gegenteil von Wahrhaftigkeit bedeutet und von Verstecken, strukturellen Stigmata und Vorurteilen geprägt ist.» Er wolle viel mehr Teil einer offenen, diversen Gesellschaft sein, «eine die aus vollem Herzen inkludiert». Darüber berichtete damals u.a. das Klatschportal Promiflash.de.

Sein grösster Wunsch war es damals, dass Menschen sich wegen ihrer sexuellen Orientierung nicht mehr verstecken müssten. «Denn ein Grund für mich, diesen Beruf auszuüben ist, dass ich fest davon überzeugt bin, damit Empathie und Freiheit stiften zu können», erklärte der gebürtige Ulmer.

Nach Meinung des Schauspielers hat die queere Initiative #Actout seit 2021 sehr grosse positive Auswirkungen gehabt. «Zum einen hat sie Leute inspiriert – es gab nach uns zum Beispiel #teachout und #churchout. Einige haben uns geschrieben, dass sie durch die Aktion den Mut gefunden haben, sich zu outen», sagte der 29-Jährige jetzt der Deutschen Presse-Agentur. Er ist zurzeit in der ARD-Mediathek im Thriller «Die Saat – Tödliche Macht» zu sehen. «Dass es in diesem Prozess so vielen Personen geholfen hat, zu sich selbst zu stehen, ist für mich nach wie vor das Schönste», betonte Berlin, der zu den 185 Unterzeichner*innen gehörte.

Actout war ein Massen-Coming-out von Prominenten, die mehr Akzeptanz für queere Menschen einforderten (MANNSCHAFT berichtete). Seit dem Manifest habe es viele sehr gute Gespräche mit Redaktionen, Produzent*innen und anderen gegeben, sagte der Schauspieler. «Die Türen haben sich geöffnet: queere, aber auch insgesamt gesellschaftliche Vielfalt wird in den Stoffen, die entwickelt werden, stärker und oft auch komplexer erzählt.» Es gibt immer noch einiges zu tun, aber man sei auf dem richtigen Weg, sagte der 29-Jährige. «Umso erschreckender ist die wachsende, gesellschaftliche Queerfeindlichkeit, gerade von rechts. Also ist es jetzt besonders essenziell, die Vielfalt abzubilden, die unsere Gesellschaft ausmacht.»

Wegen seines Namens stösst Jonathan Berlin im Alltag häufig auf den Irrglauben, er trage einen Künstlernamen. «Das passiert schon sehr oft», sagte der 29-Jährige («Kruso») der Deutschen Presse-Agentur.

Wollte erst Marionettenspieler werden «Als ich mit 17 an der Schauspielschule vorgesprochen habe, war das die erste Frage, die mir die Dozentinnen und Dozenten gestellt haben. Man gewöhnt sich dran, aber ich freue mich über jede Möglichkeit, um zu versichern: der Name ist echt», so Berlin.

Jonathan Berlin (l.), Luisa-Celine Gaffron und Lorenz Hochhuth bei der Verleihung des Nachwuchspreises First Steps im Oktober 2023 im Theater des Westens, Berlin (Foto: Gerald Matzka/dpa)
Jonathan Berlin (l.), Luisa-Celine Gaffron und Lorenz Hochhuth bei der Verleihung des Nachwuchspreises First Steps im Oktober 2023 im Theater des Westens, Berlin (Foto: Gerald Matzka/dpa)

Zu Beginn seiner künstlerischen Laufbahn hatte er zunächst noch Marionettenspieler werden wollen. Ein wenig profitiere er noch heute von den Erfahrungen, erläuterte er. «Für mich ist das Marionettenspiel immer eine Art Kreuzung aus Schauspiel und Regie gewesen, weil man einerseits von oben auf die Figur sieht, aber sie gleichzeitig steuert beziehungsweise verkörpert. Da ich seit ein paar Jahren neben dem Spielen auch in Richtung Filmregie gehe, löst sich dann da vielleicht diese Verbindung ein. Im besten Falle atmet man ja auch in der Regie hinter dem Bildschirm mit den Figuren mit.» (mit dpa)

Bei Netflix läuft der Thriller «Operation Hyakinthos» über die Säuberungsaktionen im Polen der 1980er Jahre, ein Film über ein Stück vergessene LGBTIQ-Geschichte (MANNSCHAFT berichtete).

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