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«Wir hatten sogar Bodyguards am Set»

Regisseur Levan Akin über sein Werk «Als wir tanzten» läuft ab 23. Juli in Deutschland

Als wir tanzten
Levan Akin hat mit «Als wir tanzten» einen gefühlsvollen, queeren Tanzfilm geschaffen. (Bild: zVg)

Der Film «Als wir tanzten» («And Then We Danced») sorgte weltweit für Aufmerksamkeit und führte in Georgien zu homo­phoben Protesten (MANNSCHAFT berichtete). Der Regisseur Levan Akin über die Bedeutung von Tanz in seiner Heimat.

Levan, was hat dich zum Film inspiriert?
Was die Idee wirklich auslöste, war die massive Gewalt bei der LGBTIQ-Pride in der georgischen Hauptstadt Tbilisi im Jahr 2013. Drei Jahre später machte ich dann dort Recherchen, sprach mit vielen, besonders jungen Menschen über ihren Alltag und ihre Erfahrungen. Mit diesen Geschichten begann sich dann langsam die Story herauszubilden. 

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Es ist aber keine klassische Coming-out-­Story.
Der Film dreht sich hauptsächlich um Traditionen. In dieser sehr homophoben Ära, in der wir derzeit leben, gibt es diese Traditionsbewahrer*innen, die dir vorschreiben wollen, was du als Georgier oder Georgierin zu tun hast. Somit proklamiert der Film das Recht für jede*n, die georgische Identität nach eigenen Vorstellungen zu leben. 

Hast du das Gefühl, dass die Leute toleranter werden?
Ja und nein. In vielen europäischen Ländern scheint es, dass wir uns in vieler Hinsicht rückwärts bewegen. Das ist nur meine Einschätzung, aber mir kommt es so vor, dass sich die gegensätzlichen Fronten überall auf der Welt in Bezug auf diese Themen immer mehr verhärten.


Kannst du mir ein wenig über den georgischen Nationaltanz erzählen, den du im Film darstellst? 
Alle Kinder in Georgien besuchen schon in sehr jungen Jahren Tanzkurse – das ist vergleichbar vielleicht mit der Bedeutung von Karate in Japan. 

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Zunächst waren wir so naiv und fragten das angesehene Sukhishvili-Ensemble, ob sie uns und den Film unterstützen würden, etwa indem sie uns mit Tänzern zusammenbringen könnten. Doch uns wurde unverzüglich mitgeteilt, dass Homosexualität im georgischen Tanz nicht existiere, und wir wurden gebeten, zu gehen. Der Leiter des Ensembles rief daraufhin alle anderen Ensembles in Georgien an und «warnte» sie vor uns. Dieses erste Treffen hat unsere Pläne damit mächtig sabotiert und unsere Arbeit noch schwerer gemacht. Wir mussten unter grosser Geheimhaltung und immensem Druck arbeiten. Wir hatten sogar Bodyguards am Set.

Nachdem der Start von «Als wir tanzten» wegen Corona verschoben werden musste, läuft er erst jetzt in der Deutschschweiz (Titel: «And Then We Danced»), ab 23. Juli auch in den deutschen Kinos. Am kommenden Mittwoch kann man ihn in Bludenz (Österreich) sehen.


Das Interview mit Levan Akin ist im April-Heft der MANNSCHAFT Schweiz erschienen. Hier geht es zum Abo-Shop.


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