Zwei Jahre nach transfeindlichem Mord – Prozess beginnt
Fahad wurde Anfang August 2019 totgeprügelt
Vor über zwei Jahren wurde Fahad Ssemugooma Kawere in Uganda umgebracht, zu Tode geprügelt von einem Mob von Motorradfahrern. Nun soll der Prozess Gerechtigkeit bringen.
Die trans Frau Fahad soll am 1. August 2019 von einem Mob von homofeindlichen Motorradfahrern verschleppt und zu Tode geprügelt worden sein.
Der Mord fand weniger als eine Stunde von den Städten Kayunga und Wakiso entfernt statt, wo mindestens drei LGBTIQ-Organisationen beheimatet sind, von denen zwei auch Not-Unterkünfte betreiben. Bei «Happy Family Youth Uganda» war Fahad Mitglied.
Der Mord versetzte die Community in Panik, die ohnehin immer wieder willkürlichen Aktionen von Behörden ausgesetzt sind. «Es war notwendig, den Mord zu untersuchen und die Fakten rund um und im Vorfeld des tödlichen Angriffs zu bestätigen», erklärt Iga Isma, Exekutivdirektor von Happy Family Youth Uganda. Man liess den Fall untersuchen und verfasste Berichte, doch aufgeklärt ist der Fall bisher nicht.
Fahad soll in der Nacht des 1. August 2019 mit einem Freund unterwegs gewesen sein. Sie gingen zusammen nach Hause und trennten sich in Kayunga, wo Fahad wohnte. Sie erzählte der Mutter, dass sie einem Freund Kleider bringen müsse. Sie liess ihr Telefon und die Schlüssel der Bibliothek zurück, in der sie arbeitete. Der Fahrradtaxi-Fahrer Kankaka M. holte sie ab und habe sie misstrauisch beäugt. Er soll dann noch weitere Fahrradtaxi-Fahrer hinzugerufen haben.
Nachdem die Männer Fahad verprügelt hatten, setzten sie sie unter Drogen und warfen sie an einem anderen dunklen Ort gegenüber einer Schule ab, so der Vorwurf. Eine Polizeipatrouille fand sie schwerverletzt in einem Gebüsch. Man brachte Fahad ins Krankenhaus, wo sie kurz darauf verstarb.
Nach Gesprächen mit Zeug*innen geht Iga Isma davon aus, dass es sich um einen organisierten Mord handelte. Anfang September beschloss Isma, die Ermittlungen über den Anführer, der den Mord an Fahad zu verantworten habe, wieder aufzunehmen.
Der mutmassliche Mörder konnte im Oktober schliesslich festgenommen werden. Diese Woche soll er vor Gericht kommen. Für den Prozess werden online Spenden gesammelt.
Hass-Gewalt ist in Uganda und anderen afrikanischen Ländern, in denen LGBTIQ, ihre Sexualität und Geschlechtsidentität kriminalisiert werden, keine Seltenheit, schreibt das Portal Oblogdee. Es sei auch nicht ungewöhnlich, dem Opfer die Schuld zu geben, indem Geldschulden oder provokantes Verhalten behauptet werden. Pride Veranstaltungen werden in dem ostafrikanischen Land regelmässig abgesagt oder bekämpft (MANNSCHAFT berichtete).
Vor über zehn Jahren war in einem Vorort von Ugandas Hauptstadt Kampala der schwule Aktivist David Kato in seinem Haus bewusstlos aufgefunden worden. Er lag in einer Blutlache, tiefe Einschläge an seinem Hinterkopf zeugten von Gewalt. Zuvor hatte ihn eine ugandische Zeitung auf der Titelseite geoutet.
Die lesbische Diana flüchtete aus Uganda nach Deutschland. Hier kam sie ins Kirchenasyl. Doch danach schickte sie der Staat ins Ankerzentrum (MANNSCHAFT+)
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