Zwei Jahre nach ihrem Tod: Gedenken an trans Frau Ella
«Es ist unerträglich, dass die transfeindliche Gewalt auch nach ihrem Tod weiter geht»
Vor zwei Jahren hat sich die aus dem Iran geflüchtete trans Frau Ella in Berlin am Alexanderplatz umgebracht. Der LSVD und andere Verbände gedachten ihrer anlässlich ihres Todestages.
14. September 2021. Ella Nik Bayan übergiesst sich auf dem Berliner Alexanderplatz mit Benzin und zündet sich selbst an. Ein mit einem Rettungshubschrauber eingeflogener Notarzt behandelte die 40-Jährige, die aber wenig später in einem Krankenhaus ihren Verletzungen unterliegt (MANNSCHAFT berichtete).
Zu ihrem Todestag riefen nun der LSVD Sachsen-Anhalt, LSVD Berlin-Brandenburg, LSVD-Bundesverband und der Queer-Beauftragte des Landes Berlin gemeinsam zu einer Gedenkkundgebung für die Frau auf, die vor Verfolgung und Gewalt nach Deutschland geflüchtet war und dort zunächst in Magdeburg und anschliessend in Berlin lebte.
Zur Veranstaltung auf dem Magdeburger Friedensplatz kamen am Donnerstag rund 50 Menschen, in Berlin fanden sich am Alexanderplatz circa zwei Dutzend Teilnehmende ein. Sie gedachten Ella Nik Bayan mit einer Schweigeminute, Blumen und mehreren Redebeiträgen. «Das Zuviel an sozialem Druck, Diskriminierung und Gewalt hat Ella letztendlich in den Suizid getrieben», sagte Georg Matzel, der Ella aus Magdeburg kannte und sich in Berlin eine Wohnung mit ihr geteilt hatte.
Die grüne Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer forderte derweil: «Wir sollten dazu beitragen, dass der Tod von Ella nicht vergessen wird und dass er nicht umsonst war.» Es sei nicht die Aufgabe marginalisierter Gruppen, sich selbst gegen Angriffe zu wehren. Es sei aber die Aufgabe der gesamten Gesellschaft, sich dagegen zu stellen. Erst im August war wieder ein Übergriff auf eine trans Frau in Münster gemeldet worden (MANNSCHAFT berichtete).
«Seit ihrem Tod ist leider nichts besser geworden. Es ist unerträglich, dass die transfeindliche Gewalt auch nach ihrem Tod weiter geht», kritisiert der LSVD. «Noch immer wird in vielen Medien massiv gegen trans Menschen gehetzt, noch immer werden trans Menschen auf der Strasse angegriffen und sogar getötet. Noch immer gibt es kein angepasstes Selbstbestimmungsrecht, das den betroffenen Menschen erlaubt, ihre Identität in Würde selbst zu definieren. Noch immer gibt es im Grundgesetz für queere Menschen keinen Schutz vor Diskriminierung. Ellas Tod soll uns eine Mahnung sein: Seid solidarisch mit LGBTIQ! Unterstützt eure trans Geschwister! Lasst es nicht zu, dass Hass und Hetze gewinnen!»
Die wiederholten Schändungen der Grabes in Berlin sind ebenso besorgniserregend. Abermals wurden Hassnachrichten hinterlassen und die Ruhestätte durch Vandalismus geschändet (MANNSCHAFT berichtete).
Brauchst du Hilfe? Wende dich in der Schweiz telefonisch an die Nummer 143 oder schreibe an die Berater*innen von Du-bist-Du.ch. In Österreich hilft die HOSI Wien (zu Büroöffnungszeiten) unter (+43) 660 2166605, das Kriseninterventionszentrum oder für LGBTIQ die psychosoziale Beratungsstelle Courage. In Deutschland gibt es die Notfall-Nummer 19446, zudem hilft u.a. der Verband für lesbische, schwule, bisexuelle, trans, intersexuelle und queere Menschen in der Psychologie, in Städten wie Köln kann man sich an Rubicon wenden.
Das könnte dich auch interessieren
Religion
Homosexualität, Zölibat, Priesterinnen – Erwartungen an den neuen Papst
Bislang ging es um den toten Papst Franziskus. Nun richten sich alle Augen auf die Wahl des Nachfolgers. Wer könnte Nummer 267 werden? Und wie wird er mit den Themen Homosexualität, Zölibat, Priesterinnen umgehen?
Von Newsdesk/©DPA
Queerfeindlichkeit
News
International
Deutschland
Mann bei queerfeindlichem Angriff in Frankfurt verletzt
Wegen ihrer Geschlechtsidentität oder sexuellen Orientierung werden Menschen immer wieder angegriffen.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
Community
«Ich habe mit Marion eine Frau, der ich 100-prozentig vertrauen kann»
Zum Lesbian Visibility Tag – Ein Restaurant, das ohne Speisekarte funktioniert
Von Sören Kittel
Lesbisch
Eurovision
Keine Pride-Fahnen mehr? Neue Flaggenpolitik beim ESC
Bei Verstössen droht der Teilnahmeausschluss
Von Newsdesk Staff
News
Schweiz
Eurovision Song Contest