«Ziele erreicht» – Die Gay-SVP löst sich auf
Der Verein war innerhalb der Schweizerischen Volkspartei umstritten
13 Jahre nach ihrer Gründung löst sich die Gay-SVP wieder auf. Präsident Beat Feurer findet, LGBTIQ-Menschen seien nun in der Gesellschaft «weitgehend akzeptiert».
Die SVP Unterwallis bezeichnete die Gay-SVP bei ihrer Gründung 2010 als «Krebsgeschwür». Auch Exponenten wie Toni Brunner waren nicht gerade begeistert von dem exotischen Grüppchen. Schaut man sich die Positionen der Partei an, wird schnell klar, weshalb ein queerer Verein, der innerhalb der SVP Schweiz politisch aktiv sein will, auch heute noch einen schweren Stand hat.
Dennoch sieht Präsident Beat Feurer nun die Mission der Gay-SVP als erfüllt: Der Verein löst sich 13 Jahre nach seiner aufsehenerregenden Gründung wieder auf.
Wandel in der SVP? «Im Rahmen dessen, was überhaupt vergleichbar ist, sind wir der Auffassung, dass unsere Ziele heute weitestgehend erreicht sind und eine Weiterverfolgung der ursprünglichen Zielsetzung der Gay-SVP nicht mehr nötig ist», sagt Feurer gegenüber der Jungfrau Zeitung. LGBTIQ-Menschen seien «in der Gesellschaft weitgehend akzeptiert»; die Ansicht, sie müssten sich heilen lassen, werde nur noch in Randgruppierungen aktiv vertreten.
Auch in der SVP-Schweiz glaubt der Bieler Gemeinderat, einen Wandel auszumachen. Die Ehe für alle habe nur eine «reduzierte Mehrheit» nicht unterstützen wollen. Dabei hätten zudem «eher traditionalistische Überlegungen» und nicht mehr solche, die sich «gegen die eigentliche Akzeptanz von betroffenen Menschen» stellten, eine Rolle gespielt.
Dass wegen der SVP das Referendum überhaupt erst zustande gekommen war und dass viele seiner Parteikolleg*innen die Ehe für alle mit homophoben Parolen bekämpft haben, erwähnt Feurer an dieser Stelle nicht.
Kaum eigene Linie Die Gay-SVP und ihre rund 60 Mitglieder setzten sich zwar für die Ehe für alle ein – in anderen wichtigen queeren Fragen unterstützte der Verein aber oftmals den LGBTIQ-feindlichen Kurs der SVP Schweiz.
So war die Gay-SVP gegen die Erweiterung der Anti-Rassismus-Strafnorm, die heute Schwule und Lesben vor Hass schützt. «Uns geht es in erster Linie um die Meinungsäusserungsfreiheit», erklärte Beat Feurer damals in einer Mitteilung.
Bei der Adoptionsfrage hat die Gay-SVP zudem eine klare Positionierung stets vermieden. «Wir würden es begrüssen, wenn gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren dürften. Wir verstehen aber auch die Einwände der Gegnerschaft und können diese nachvollziehen», heisst es auf der Website. «Hier bedarf es einer vertieften Analyse und einer sachlichen und nicht emotionalen Diskussion.»
Wie die Jungpartei der SVP mit queeren Menschen umgeht, konnte man kürzlich in St. Gallen erleben: Die Besucher*innen der Pride wurden in einem Videobeitrag verhöhnt und blossgestellt (MANNSCHAFT berichtete).
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