Wokeness, Gendern, Shitstorm – und nebenbei eine Leiche

Der neue «Wilsberg» ist eine Komödie mit Sozialkritik

Szene aus «Wilsberg» (Foto: ZDF)
Szene aus «Wilsberg» (Foto: ZDF)

Eine Leiche gibt es in diesem «Wilsberg»-Fall auch. Aber eigentlich geht es mehr um die Themen Wokeness und Gendern.

Von Carsten Linnhoff, dpa

Ob Internet-Pranger oder Influencer-Dasein: Die Drehbuchschreiber*innen der ZDF-Krimireihe «Wilsberg» mögen es, gesellschaftspolitische Themen in den Mittelpunkt ihrer Geschichten zu stellen. Da wird aus der Krimireihe dann eine Komödie mit Sozialkritik. Das gilt auch für die nächste Folge «Wut und Totschlag» am Samstag um 20.15 Uhr: Alles dreht sich um Wokeness und Gendern. Sehr zum Ärger des Finanzbeamten und Wilsberg-Freundes Ekki (Oliver Korittke) und des vermeintlichen Frauenverstehers und Kommissars Overbeck (Roland Jankowsky).

Während der eine in seinem Finanzamt-Büro Ärger wegen eines Kunstwerks mit zu viel nackter Frauenhaut bekommt, will der andere ausgerechnet den Posten des Gleichstellungsbeauftragten im Polizeipräsidium ergattern. Paraderollen für Korittke und Jankowsky.

Und so ist dieser Wilsberg ein Fall mit langem Vorlauf. Die Folge «Wut und Totschlag» bekommt erst nach 20 Minuten ihre Leiche. Der Verleger Carsten Wenkler (kurzer Auftritt für Thomas Jansen) liegt tot im Büro. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Ralf Bemmel (Oscar Ortega Sánchez) hatte er sich zuvor mit fragwürdigen Ideen keine Freunde gemacht. Mit der neuen Zeitschrift «Feminism Future» spielt sich das Duo als Frauenversteher auf. «Wir geben Frauen eine Stimme. Wir wissen nicht nur, was Frauen wollen, sondern vermarkten auch noch die passenden Produkte dazu. Im ersten Heft liegt eine Gratis-Hygienezange bei, mit der Sie diskret ihren Tampon entfernen können», verkünden die beiden in einem Werbefilm für Investoren.

«Wer denkt sich denn so einen Blödsinn aus?», fragt Kommissarin Springer (Rita Russek) empört und muss sich prompt von einem Kollegen die Frage gefallen lassen, ob sie denn bei dem Thema noch kompetent sei.

Die Unverschämtheit kontert die Kommissarin gekonnt. Bald aber hat sie ein ganz anderes Problem, denn sie fragt sich, ob sie an Verleger Wenklers Tod eine – zumindest moralische – Mitschuld trägt. Sie hatte sich in sozialen Netzwerken über die Verleger beschwert – und einen Shitstorm losgetreten. Nach Wokeness, also dem politisch korrekten Handeln und der Wachsamkeit gegenüber Diskriminierung – und Gendern jetzt die dritte Sozialkritik in dieser Folge. Springer schaltet Privatschnüffler Wilsberg ein, der soll sich auf Mördersuche begeben.

Am Ende bekommt der Kriminalfall neben den komödiantischen Wort-Scharmützeln natürlich eine überraschende Wende und sogar noch Spannung. Wilsberg muss einen Mordversuch abwehren. Und weil ja bekanntlich «Bares für Rares» beim ZDF der Quotenhit ist, darf auch noch der Kunst- und Antiquitätenhändler Wolfgang Pauritsch mitspielen. Der Österreicher schwingt den Hammer bei einer Kunstauktion. Das frauenfeindliche Bild in Ekkis Besitz muss schliesslich noch weg.

Ebenfalls im ZDF zu sehen ist die britische Serie «This Is Going To Hurt». Teils lustig, teils erfrischend, teils traurig wird der Alltag eines schwulen Assistenzarztes erzählt (MANNSCHAFT berichtete).

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