Wodka trinkt man jetzt aus der Ukraine
Auf der Suche nach Alternativen zu russischen Produkten
Etliche Lebensmittelgeschäfte in Deutschland, Österreich und der Schweiz verbannen russische Produkte aus ihren Regalen: Kaviar, aber vor allem Wodka. In vielen queeren Bars und Clubs gibt es den schon länger nicht mehr.
Schon 2013 warf man etwa in der schwulen Bar Sidetrack in Chicago den russischen Stolichnaya Wodka raus und kündigte an, als Reaktion auf das damals neu beschlossene «Homo-Propaganda»-Gesetz auch sonst keine russischen Produkte zu verkaufen.
Mittlerweile gaben die Hersteller*innen bekannt, bei der Produktion in Lettland auf russisches Ethanol als Grundstoff verzichten zu wollen. Den will man nun aus der Slowakei beziehen. Die Spirituose, deren Name soviel bedeutet wie «aus der Hauptstadt (Moskau) kommend», wird auch nicht mehr als russischer Wodka und nun offiziell als «Stoli» vermarktet. Damit will man sich wegen des Angriffskriegs auf die Ukraine von Russland distanzieren, berichtete unlängst das Portal The Grocer. Yuri Shefler, Gründer der Marke, musste wegen seiner Kritik an Präsident Putin vor über 20 Jahren das Land verlassen.
Auch in vielen europäischen LGBTIQ Bars hat man sich längst umgestellt. So sind im Berliner Hafen die Zeiten von russischen Wodka schon länger vorbei: Den hat man schon vor Jahren aus dem Sortiment genommen, sagt uns Basty Pagel von der schwulen Bar in Schöneberg. «Darum gibt es bei uns auch keinen Moscow Mule mehr, da wir schon mit der russischen Queerpolitik nicht einverstanden waren.» Stattdessen serviert man den Stockholm Mule mit schwedischem Wodka.
Auf den Partys von Nina Queer wird Smirnoff getrunken, teilte uns die Berliner Dragqueen mit: Einst in Moskau gegründet, gehört die Marke zu Diageo, einem weltweiten Hersteller von alkoholischen Getränken mit Sitz in London.
Im Zürcher Club Heaven etwa greift man schon länger auf finnischen Wodka zurück. Jetzt schenkt man sogar vorübergehend ukrainischen aus. Solange der Vorrat reicht.
«Vor drei Wochen, als Russland der Ukraine den Krieg erklärte, haben wir nach einer Unterstützung für die Ukraine gesucht, die für uns einfach und schnell umsetzbar ist», erklärt Marco Uhlig, der das Heaven betreibt, gegenüber MANNSCHAFT. «Da unser Wodkakonsum sehr hoch ist, kamen wir darauf unseren Wodka so lange wie es geht aus der Ukraine zu beziehen. Unser Lieferant hat uns bei der Besorgung sehr geholfen». Es sei aber gar nicht so leicht, welchen zu bekommen.
«Wir haben dann einfach alles bestellt, was es noch auf dem Markt gab, und bei der Suche ganz genau darauf geachtet, dass die Herstellerfirmen auch wirklich in urkainischer Hand sind. Es gibt auch Wodkahersteller in der Ukraine, die im Besitz von reichen Russen sind. Die haben wir natürlich nicht genommen.»
Wegen des Krieges wird es erstmal ziemlich sicher keinen direkten Nachschub aus dem Land geben, sagt Uhlig. «Daher wird unser Vorrat wohl ziemlich bald erschöpft sein. Man muss sich also beeilen. Letztes Wochenende haben wir den Wodka vor allem als eisgekühlten Shot verkauft, und die Leute haben die erste Lieferung quasi leergetrunken.»
Den Erlös aus dem Verkauf der Wodka-Shots will das «Heaven» spenden.
Auch in Kanada und Amerika trennen sich jetzt Mainstream-Bars von ihren russischen Spirituosen. In der Kleinstadt Bend im US-Bundesstaat Oregon kippte der Gastwirt Bill McCormick seinen Wodka weg und erklärte: Russland verhalte sich, als wäre es 1939.
In Deutschland hatte der Handelsriese Rewe Anfang des Monats angekündigt, er werde für «Rewe und Penny in Deutschland Lebensmittel, die in Russland produziert werden, auf zentraler Ebene auslisten». Diese Artikel würden nicht mehr bestellt. Der Discounter Aldi Süd berichtete, er habe bislang nur einen Artikel aus Russland im Angebot gehabt: Wodka in der 0,7-Liter-Flasche. «Wir haben entschieden, den Artikel auf unbestimmte Zeit auszulisten.»
Ausserdem hat der Sänger MKSM «Imagine» neu aufgenommen, den Klassiker von John Lennon (MANNSCHAFT berichtete). Alle Einnahmen werden gespendet zugunsten des Bündnisses Queere Nothilfe Ukraine.
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