«Wir müssen ein Leben lang lügen» – Rex-Gildo-Film hat TV-Premiere
Der Regisseur ist Rosa von Praunheim
Bekannt wurde er als braun gebrannter Spassmacher, der seinen Fans «Hossa, Hossa» entgegen schmetterte. Spätestens seit seinem Tod vor fast 24 Jahren ist Rex Gildos Fassade zerbrochen.
Von Britta Schultejans, dpa
Vor mehr als 50 Jahren brachte Regisseur Rosa von Praunheim den bahnbrechenden Film «Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt» heraus (MANNSCHAFT berichtete). Jetzt illustriert er eine solch perverse Situation an einem sehr prominenten Beispiel: Die ARD zeigt «Rex Gildo – der letzte Tanz» nun als TV-Premiere.
Der Film beginnt auf dem Münchner Ostfriedhof – dort, wo nicht Rex Gildo auf dem Grabstein steht, sondern sein echter Name: Ludwig Hirtreiter. Erst im Tod, so scheint es, konnte er sein, wer er war.
Doch selbst an seinem Grab stehen drei in tiefschwarz gekleidete, schluchzende Frauen, die wie die Nornen im «Ring des Nibelungen» über das Schicksal von ihrem Rex wachen und darüber, dass das Andenken an ihn so bleibt, wie sie es gern hätten: Sexy Rexy, der kein graues Haar hatte, dafür aber weisse Zähne, die mit den blauen Augen um die Wette strahlten. Und der alles war – aber sicher nicht schwul.
Die drei Frauen werden zum Sinnbild eines gesellschaftlichen Drucks, vom dem Schlagerstar Gildo sich wohl zeit seines Lebens nicht lösen konnte. 1999 dann stürzte er aus dem Fenster seiner Münchner Wohnung und starb wenige Tage später.
«Rosa von Praunheim erzählt ein Leben im gesellschaftlichen Kontext der alten Bundesrepublik und dem normativen Druck der Schlagerbranche», heisst es in der ARD-Ankündigung.
Er tut das, indem er dokumentarische Episoden wie Aufnahmen früherer Auftritte und Interviews mit Kollegen und Freunden durch fiktionale Szenen unterbricht. Kilian Berger spielt den jungen Rex Gildo als aufstrebenden, fast noch kindlichen Star, Kai Schumann den älteren Rex, der «immer mehr zur Karikatur» wurde, wie es im Film heisst – und Ben Becker seinen Entdecker, Manager und (das grosse Geheimnis im Leben der beiden Männer) seinen geliebten Lebensgefährten Fred Miekley. «Wir müssen lügen, ein Leben lang», sagt Becker als Miekley. «Das war ein respektloses Verhältnis und kein schwules», wettern die drei Nornen, als sie eine dieser Szenen rüde unterbrechen.
Hattest Du jemals Sex mit Rex?
So zeigt der Film den Aufstieg von Rex Gildo zum stets gut gelaunten, braun gebrannten Spassmacher und Schlager-Star – und den Abstieg beinahe zu einer Karikatur desselben. Schonungslos zeigt Rosa von Praunheim den von Tablettensucht und Alkoholproblemen gezeichneten Rex Gildo bei Auftritten in Möbelhäusern und bei Firmenjubiläen.
Er zeigt auch Interviews mit Weggefährten wie Conny Froboess und Costa Cordalis, spricht mit seiner früheren Haushälterin und stellt Gitte Hænning eine Frage, die sie nicht beantwortet: «Hattest du jemals Sex mit Rex?». Sängerin Cindy Berger sagt: «Rex war nicht glücklich.»
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag (0.05 Uhr) zeigt das Erste «Rex Gildo – der letzte Tanz». Der RBB zeigt den Film am Samstag um 20.15 Uhr.
Das könnte dich auch interessieren
TV
Exklusive Dokumentation: «Becoming Madonna» lässt tief blicken
Musikpionierin, Fashion-Ikone, LGBTIQ-Legende – Madonna hat in ihrem Leben immer wieder begeistert. Eine intime Dokumentation mit teils unveröffentlichtem Material zeigt nun ihren Werdegang.
Von Newsdesk Staff
Musik
Unterhaltung
Musik
«Step Into Christmas»: Queere Schauspielerin gibt Elton John
Es ist ein absoluter Weihnachtsklassiker, den Elton John vor über 50 Jahren aufgenommen hat. Jetzt gibt es eine überarbeitete Version – mit interessanter Neubesetzung.
Von Newsdesk/©DPA
Unterhaltung
Queere Highlights bei den Solothurner Filmtagen
Die 60. Solothurner Filmtage stehen vor der Tür. Mit im Programm sind auch sehenswerte queere Produktionen.
Von Newsdesk Staff
Schweiz
Film
TIN
Kurswechsel bei Disney? Trans-Thema aus Pixar-Serie gestrichen
Disney kippt einen Erzählstrang über die Trans-Identität einer Jugendlichen aus der neuen Serie «Win or Lose». Die Synchronsprecherin spricht von einer Unsichtbarmachung.
Von Newsdesk Staff
Serie
Kultur
Queer