Wer steckt hinter Angriff auf queeren Gottesdienst in Zürich?
In den Sozialen Medien wird über die «Junge Tat» spekuliert
Am Sonntag Nachmittag versuchte eine Gruppe weiss gekleideter, vermummter Männer, einen Pride-Gottesdienst in der katholischen Kirche St. Peter und Paul in Zürich zu stürmen (MANNSCHAFT berichtete). Wer aber waren die Täter?
Noch ist nicht klar, wer die Männer waren. Aber viele wittern die Neonazis einer Gruppe namens «Junge Tat» hinter der Störaktion. Thomas Sutter etwa, Co-Präsident der Sozialdemokratischen Partei Zürich, erklärte bei Twitter: «Die Aggressoren sehen m.E. nach den Neonazis der Jungen Tat aus.» Der Politiker weiter: «Die Pride scheint notwendig wie eh und je. Und Rechtsextreme zielen immer häufiger auf uns LGBTQ-Menschen. Das macht Sorgen.»
Auch Mia Jenni, Vize-Präsidentin der Juso Schweiz, tippt auf die Neonazis der Jungen Tat.
Ein Twitter-User, der sich als freier Journalist bezeichnet, fragt: «Warum wurde die Veranstaltung nicht von der Stadtpolizei Zürich geschützt?» Es sei «klar» gewesen. dass die Junge Tat die Zurich Pride für eine ihrer Aktionen nutzen würde.
Wer aber ist diese Gruppe? Die «Junge Tat» ist ein Zusammenschluss der aufgelösten Eisenjugend – selbsternannte «Rassenkrieger», die für die Vorherrschaft von Weissen kämpfen – und der Nationalen Jugend Schweiz, wie der SRF letztes Jahr berichtete. Sie stehe in Verbindung mit der Jungen Revolution in Deutschland, einem jugendlicher Ableger der Nationalen Aktionsfront. Die geistige Führerschaft läge bei den neonazistischen Organisationen «Blood & Honour» und «Combat 18». «Combat 18 Deutschland» ist die deutsche Sektion der 1992 im Vereinigten Königreich als Saalschutztruppe der rechtsextremistischen «British National Party» gegründeten Vereinigung «Combat 18», wie auf der Seite des deutschen Bundesinnenministeriums nachzulesen ist. Der deutsche Ableger existiere spätestens seit dem Jahr 2014. Der Code «18» steht für den ersten und den achten Buchstaben des Alphabets und somit für Adolf Hitler.
Erst am Abend vor dem Angriff auf den Gottesdienst hatte die Zürcher Kantonspolizei eine Grosskontrolle in Rüti durchgeführt und rund zwei Dutzend Neonazis weggewiesen. Die hatten die Waldhütte offenbar unter falschen Angaben gemietet. Gemäss dem Belegungsplan des Pfadiheims sollte eine Wandergruppe an dem Wochenende in der Hütte sein.
Die Polizei teilte mit: «Gegen 21 Uhr ging bei der Kantonspolizei Zürich die Meldung ein, dass in einer Waldhütte in Rüti ein Treffen von Anhängern der rechtsextremen Szene stattfinden würde und möglicherweise Straftaten begangen würden.»
In Aufnahmen, die 20 Minuten vorliegen, soll zu hören sein, wie die Neonazis Liedern mit antisemitischen und rassistischen Texten singen und lauthals Parolen aus der NS-Zeit schreien. Ob hier ein Zusammenhang besteht, ist nicht klar.
Das könnte dich auch interessieren
Kommentar
Trenne nicht LGB und TIQ – denn es tut ihnen weh!
Immer mehr Queers sind offenbar bereit, sich hinter die Kampagne «Drop the T» zu stellen – wollen trans Personen aus der Community ausschliessen oder zumindest nicht für ihre Belange und Rechte kämpfen. Das ist nicht zuletzt geschichtsvergessen, kommentiert unser Autor.
Von Sören Kittel
LGBTIQ-Rechte
Queerfeindlichkeit
Schwul
TIN
Lesbisch
Interview
Eine kurze Geschichte der queeren Kunst: «Umarme die Unschärfe!»
Dawn Hoskin spricht über ihr wegweisendes neues Buch, das jetzt auf Deutsch erschienen ist.
Von Marvin Wittiber
Queerfeindlichkeit
Ausstellung
Unterhaltung
Buch
Kunst
USA
Florida übermalt Gedenk-Zebrastreifen für «Pulse»-Opfer
2016 tötete ein Angreifer in einem queeren Nachtclub in Orlando 49 Menschen. Ein bunter Zebrastreifen erinnerte bis diese Woche an die Opfer. Jetzt ist er weg.
Von Newsdesk Staff
Queerfeindlichkeit
News
International
Comedy
Schwul, Jugo und ADHS: Milan Milanski über seine Superkräfte
Was passiert, wenn man als schwuler Sohn serbischer Eltern in Basel aufwächst und ADHS als «Bühnenmotor» entdeckt? Für Milan Milanski ist daraus kein Drama, sondern ein Erfolgsrezept geworden. Für sein Soloprogramm «Schwugo» ist der 34-Jährige für einen Swiss Comedy Award nominiert.
Von Greg Zwygart
Schwul
Unterhaltung
Bühne
Schweiz