Wegen Papst: Venezuelas Präsident will die Ehe für alle
Nicolas Maduro will die Nationalversammlung mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Gesetzes beauftragen.
Nicolas Maduro möchte in Venezuela die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare öffnen und beruft sich dabei auf die wohlwollenden Worte von Papst Franziskus.
Der venezolanische Präsident Nicolas Maduro will in Venezuela die Ehe für alle einführen. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, berief sich Maduro auf die Aussagen von Papst Franziskus im neuen Dokumentarfilm «Francesco», in denen er sich für das Recht von Homosexuellen auf Familie und auf eine rechtliche Absicherung aussprach (MANNSCHAFT berichtete). Maduro will in der neuen Legislaturperiode die Nationalversammlung mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Gesetzes beauftragen.
«Ich habe Freunde und Bekannte, die sehr glücklich darüber sind, was der Papst gestern gesagt hat», sagte Maduro im Rahmen eines Treffens mit der Leitung seiner Partei, der Vereinigten Sozialistischen Partei Venezuelas. Am 6. Dezember finden im Land Parlamentswahlen statt, im neuen Jahr nimmt die frisch besetzte Nationalversammlung die Arbeit auf. «Ich werde diese Aufgabe, die Aufgabe der LGBTIQ-Ehe, dem neuen Parlament überlassen», so Maduro weiter.
Die Nationalversammlung des krisengebeutelten Landes steht zurzeit unter der Kontrolle der Opposition. Präsident der Nationalversammlung ist Juan Guaidó, der von der EU und den USA als rechtmässiges Staatsoberhaupt angesehen wird. Maduro hat bereits mehrmals versucht, das Parlament zu umgehen, und beging einen Verfassungsbruch, indem er sich weigerte, vor dem Parlament den Amtseid abzulegen. Westliche Staaten befürchten ein Abrutschen Venezuelas in die Diktatur, sollte Maduro neben dem Militär auch die Macht über das Parlament ergreifen können.
Mit einer rechtlichen Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare würde Venezuela mehreren Ländern Südamerikas folgen. In Argentinien, Brasilien, Ecuador, Kolumbien und Uruguay existiert die Ehe für alle, in Chile ist ein Partnerschaftsgesetz in Kraft. In Mittelamerika öffnete Costa Rica im Mai 2020 die Ehe für alle, dies nach einem weisenden Urteil des Interamerikanischen Gerichtshofs für Menschenrechte (MANNSCHAFT berichtete).
Die jüngsten Aussagen des Papsts über homosexuelle Partnerschaften sprechen eine deutliche Sprache und sind sein bisher eindeutigstes Bekenntnis zur LGBTIQ-Community. «Homosexuelle haben das Recht, in einer Familie zu sein. Sie sind Kinder Gottes, sie haben das Recht auf eine Familie», sagt er diversen Medien zufolge. «Wir müssen ein Gesetz für zivile Partnerschaften schaffen. Sie haben das Recht, rechtlich abgesichert zu sein.»
Im August reisten Jakub Kwiecinski und Dawid Mycek in den Vatikan, um Papst Franziskus auf die verheerende Situation der LGBTIQ in Polen aufmerksam zu machen (MANNSCHAFT berichtete). Während der Papst das Angelus Gebet sprach, schwenkte das wohl berühmteste Aktivistenpaar Polens auf dem Petersplatz die Regenbogenbogenfahne mit den grossen Buchstaben «HELP». Ob der Papst ihre Aktion zur Kenntnis genommen hatte, wissen die beiden nicht, aber: «Es ist gut zu wissen, dass wir unter dem Fenster eines guten Mannes sassen, für den der Glaube die Menschen vereinen und nicht trennen soll.»
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