Wegen lesbischem Kuss: Arabische Länder boykottieren «Toy Story»-Prequel
Disney selber hatte den Kuss zuvor zensiert, die Szene aber wieder in den Film aufgenommen
Vor gut 26 Jahren war der Space-Ranger Buzz Lightyear in «Toy Story» der Held der Kinderzimmer – auf der Leinwand und in echt. Nun kommt das Prequel ins Kino, mit einem umstrittenen lesbischen Kuss.
Von Christiane Bosch, dpa
Der Kinofilm «Toy Story» hat vor fast drei Jahrzehnten Filmgeschichte geschrieben. Vor allem war er 1995 der erste komplett am Computer erstellte Animationsfilm fürs Kino. Dafür bekam er sogar einen Sonder-Oscar. Ausserdem war er der Beginn einer erfolgreichen Kinofilmreihe mit vier Teilen, einem Spin-off und einer Zeichentrickserie. Nun wird die Geschichte fortgeschrieben. Mit einer Vorgeschichte.
Der Film «Lightyear» wird allerdings nicht in Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten und anderen Ländern der Region laufen, berichtetVariety. Grund: eine Kussszene zwischen zwei Frauen. (Auch die Neuverfilmung der «West Side Story» wurde in arabischen Ländern zensiert – wegen einer trans Figur – MANNSCHAFT berichtete).
Kürzlich hatte Pixar in einem öffentlichen Brief schwere Zensur-Vorwürfe gegen Auftraggeber Disney erhoben: Dort würden keine (offensichtlichen) homosexuellen Szenen in Pixar-Filmen erlaubt. Nun liebt Alisha Hawthorne in dem neuen Film eine Frau, eine Kussszene zwischen den beiden wurde herausgeschnitten. Nach dem öffentlichen Skandal durch den Pixar-Brief wurde die Entscheidung rückgängig gemacht: Der Kuss wurde in den Film wieder aufgenommen.
Im Mittelpunkt der neuen Pixar-Disney-Produktion steht der Weltraum-Held Buzz Lightyear. Dieses Space-Ranger-Spielzeug sorgte in «Toy Story» erst für Neid, dann für Eifersucht und schliesslich für viele Abenteuer und Freundschaft im Kinderzimmer. Damals – im Film – war ein Kinofilm über den mutigen Raumfahrer Vorlage für das Spielzeug. Nun kommt dieser Film sozusagen in echt ins Kino.
«Lightyear» erzählt von den Abenteuern durch Raum und Zeit des gleichnamigen Helden. Und auch er dürfte das Zeug zum Kassenschlager haben, denn er besticht mit einer gelungenen Mischung aus Spannung, Unterhaltung, Witz und Emotionen.
Zur Geschichte: Am Anfang stehen der junge Buzz und seine Space-Ranger-Kollegin Hawthorne. Gemeinsam erkunden sie fremde Planeten, um die Erde vor Angriffen aus dem All schützen zu können. Doch eine ihrer Missionen geht schief. Sie stranden auf einem Planeten mit Monsterfliegen und fiesen Baumwurzeln. Es gilt, einen neuen starken Antrieb für die Heimreise zur Erde zu entwickeln. Und das dauert. Viele Jahre. Und viele Testflüge um die Sonne, die Lightyear auf der Suche nach dem perfekten Antrieb fliegt.
Problem: Mit jedem Flug, der für Lightyear und seine zuckersüsse Weltraum-Roboter-Katze Socke nur Minuten dauert, vergehen auf dem fremden Planeten mehrere Jahre. Deshalb ist Lightyear am Ende seiner unzähligen Testflüge noch jung. Seine Kollegin und Freundin Hawthorne dagegen hat in der Zeit ihre Frau geheiratet, einen Sohn und eine Enkelin bekommen, ist alt geworden und stirbt nach einem erfüllten Leben. Zudem wird die noch immer nicht erfolgreiche Mission vom neuen Chef der Basis aufgegeben.
Weltraumheld Lightyear kann und will das nicht akzeptieren, zumal seine schlaue Katze endlich die Formel für den gesuchten Antrieb gefunden hat. Er fliegt also erneut, um nach wenigen Minuten für ihn und nach 22 Jahren für die anderen wieder auf dem Planeten zu landen – wo seine Leute auf einmal gegen Roboter aus einem fremden Raumschiff kämpfen müssen und Lightyear auf die kampfbereite Enkelin seiner Freundin trifft.
Dieser Animationsfilm hat alles, was ein guter und kurzweiliger Familien-Unterhaltungsfilm braucht. Er bringt die Zuschauer oft zum Lachen, man fiebert mit den Figuren mit, es werden Tränen verdrückt und der Held darf im Laufe seiner Abenteuer Erfahrungen machen, die ihn wachsen lassen. Dabei ist die Geschichte von der ersten Minute an so spannend erzählt, dass man sich kaum zur Toilette traut. (mit dpa)
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