We Remember: Gegen Judenhass und Homophobie
Am 27. Januar wird weltweit an die Opfer des Holocaust gedacht: Es ist der Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz-Birkenau. Allein hier ermordeten die Nationalsozialisten zwischen 1940 und 1945 über eine Million Menschen. Seit 1996 ist der 27. Januar offizieller Gedenktag in Deutschland, seit 2005 auch international.
An diesem Tag wird im Zuge des Gedenkens zumeist vor Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit gewarnt. Dafür gibt es einen sehr guten Grund. Gerade Auschwitz steht symbolisch für den Massenmord an insgesamt sechs Millionen europäischen Juden. Dass an diesem Tag aber nicht auch vor homophoben Tendenzen gewarnt wird, ist nicht nachvollziehbar.
70.000 Männer wegen Homosexualität verurteilt
Von 1933 bis 1945 wurden im Deutschen Reich etwa 70.000 Männer wegen Homosexualität verurteilt. Die meisten kamen ins KZ – einige wurden kastriert, Tausende starben. Im Lager Sachsenhausen sperrte man von 1936 bis 1945 rund 1000 Schwule ein, mehr als in jedem anderen KZ.
Aber an diesem Tag, dem 27. Januar geht es um Ausschwitz. Der Historiker Lutz van Dijk schreibt in einem Gastbeitrag für den Tagesspiegel darüber, wie er 1989 als junger Lehrer das erste Mal die KZ-Gedenkstätte besuchte und sich nach schwulen Gefangenen erkundigte. Der dortige Direktor erklärte: „Nein, hier gibt es nichts über die Gefangenen, die wegen Paragraph 175 hierher kamen, weder in der Ausstellung noch im Archiv.“
Van Dijk und seine Begleiter, rund 20 schwule Männer, durften im Archiv auf Spurensuche zu gehen. Sie fanden Karteikarten von 50 Gefangenen, die wegen des Paragrafen 175 dort waren. Was auffiel: Obwohl Homosexuelle nicht ausdrücklich für die „Vernichtung“ im Gas vorgesehen waren, kamen die meisten schon noch kurzer Zeit im Lager um.
Bei Twitter und Facebook beziehen einige User auch an diesem Samstag bereits die Opfer von Homophobie in ihre Gedenken mit ein. Etwa die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration Özoguz, Mitglied im SPD-Parteivorstand.
Auch der ehemalige grüne Bundestagsabgeordnete Mutlu hält es so.
Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes gedenkt ebenfalls der homosexuellen wie auch der behinderten Opfer.
Ebenso der LVSD.
Sogar der Hamburger SV spricht sich deutlich gegen die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung aus.
Einige prominente Homosexuelle wie die ARD-Moderatorin Anne Will wiederum gedenken an diesem Tag ausschließlich der ermordeten Juden.
Spitzenpolitiker fast aller im Bundestag vertretenen Parteien machen mit. Nur die Bundes-AfD schweigt an diesem Tag zum Thema Holocaust, auch auf dem Profil ihrer offen lesbischen Vorsitzenden Alice Weidel ist kein Wort des Gedenkens oder des Mahnens zu finden.
Nachtrag (28.1.) Am Abend des 27. Januar rief die AfD auf ihrem Facebook-Profil zum Gedenken auf – nicht ohne den Anlass zugleich als Angriff auf die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung zu nutzen.
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