«Was macht ein trans Mann in diesem stock­konservativen Laden?»

Der neue «Theresa Wolff»-Fall

Szene aus «Theresa Wolff» (Archivbild: ZDF/Steffen Junghans)
Szene aus «Theresa Wolff» (Archivbild: ZDF/Steffen Junghans)

In der neuen Folge der Krimireihe um die Jenaer Forensikerin Theresa Wolff treffen zwei scheinbar sehr unterschiedliche Welten aufeinander.

Von Marie Frech, dpa

«Das wird mein schönster Tag», sagt der junge Mann noch auf der Party, wenig später liegt er tot am Ufer der Saale in Jena. Der Fund der Leiche bringt den inzwischen dritten Fall des Thüringen-Krimis «Theresa Wolff» an diesem Samstag um 20.15 Uhr im ZDF ins Rollen. Soweit, so gewöhnlich. Die Ermittlungen aber dürften viele Zuschauer*innen auf ungewohntes Terrain führen.

Bereits bekannt dürfte dem Publikum die unironische und eigenwillige Art sein, mit der die titelgebende Gerichtsmedizinerin auch in dieser Folge Kollegen irritiert. Unsympathisch macht sie das nicht. Das liegt sicherlich auch am Spiel von Nina Gummich («Alice»). Der «Charité»-Star verleiht der nüchternen Wissenschaftlerin eine unerwartete Wärme. Diese zeigt sich auch im Umgang mit den Toten, mit denen die Forensikerin spricht, als könnten sie noch antworten.

Bei der Arbeit an dem neuen Fall kommen der Medizinerin ihre überragende fachliche Expertise und ihre Menschenkenntnis zugute. Auch Fingerspitzengefühl ist gefragt, denn es geht um ein sensibles Thema: Der Tote (Rafael Gareisen) am Flussufer wurde bei Geburt als Frau deklariert und unterzog sich einer langen Prozedur, um als Mann anerkannt zu werden. Dass die nach strikter Tradition geführte, schlagende Studentenverbindung, zu der der Tote gehörte, damit ein Problem gehabt haben dürften, scheint da auf der Hand zu liegen.

Vor allem in den Dialogen zeigt sich die Mühe der Serienschaffenden um einen umsichtigen Umgang mit dem Thema trans Identität. Dabei greift der Krimi auch Argumente aus der politischen Debatte über die vereinfachte Änderung des Geschlechtseintrags beim Standesamt auf (MANNSCHAFT berichtete).

Wolff selbst lässt keinen Zweifel daran, dass der Tote schon immer ein Mann gewesen sei und erklärt Hauptkommissar Lewandowski (Aurel Manthei) den langen Weg einer Geschlechtsangleichung. «Verstehe; versuch‘ ich zumindest», antwortet der Ermittler und wird im Laufe des Falles anscheinend tatsächlich verständiger.

Auch dem von den Entscheidungen des eigenen Kindes enttäuschten Vater des Toten bietet Wolff schließlich Paroli, als dieser meint, dass Eltern ihr Kind im Zweifel auch vor sich selbst schützen müssten. Nach dem Gespräch mit dem Vater seufzt die Medizinerin: «Als Kind spüren, dass man in seinem eigenen Körper nicht zuhause ist: Das zugeben und daraufhin gar kein Zuhause mehr haben… uff, Menschen.»

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