UNO-Experte fordert globales Verbot der Konversionstherapie

Victor Madrigal-Borloz fordert vereintes Handeln aller Staaten und Glaubensorganisationen

Victor Madrigal-Borloz ist UNO-Experte für Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität. (Bild: UNO Genf)
Victor Madrigal-Borloz ist UNO-Experte für Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität. (Bild: UNO Genf)

Victor Madrigal-Borloz vergleicht erzwungene Konversionstherapien mit Foltermethoden. Der UNO-Experte für Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität fordert ein weltweites Verbot.

In einem neuen Bericht an den Menschenrechtsrat bezeichnete Victor Madrigal-Borloz die Konversionstherapie als Praxis, die LGBTIQ-Personen schwere Schmerzen und Leiden zufügen und zu lang anhaltenden psychischen und physischen Schäden führen können. Dies gab das UNO-Hochkommissariat für Menschenrechte (OHCHR) in einer Medienmitteilung bekannt.

Madrigal-Borloz ist unabhängiger UNO-Experte für Gewalt und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität. Für seinen Bericht an den Menschenrechtsrat sammelte er in den vergangenen Monaten Aussagen von Betroffenen sowie Daten über verschiedene Praktiken, die zur Konversionstherapie dienen – also zur «Umpolung» der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität bei LGBTIQ-Personen.

Der Experte erhielt rund 130 Eingaben, darunter von Staaten, NGOs, Glaubensorganisationen sowie von Ärzt*innen und Einzelpersonen, die einer Konversionstherapie ausgesetzt waren. Wie Madrigal-Borloz erläutert, erfolgen solche «Bekehrungen» durch Schläge, Vergewaltigung, Elektroschocks, Zwangsmedikation, Isolation und Gefangenschaft, erzwungene Nacktheit, verbale Beleidigung und Demütigung und andere Akte physischen, psychischen und sexuellen Missbrauchs.

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«Diese Interventionen richten sich ausschliesslich an LGBTIQ-Personen mit dem spezifischen Ziel, in ihre persönliche Integrität und Autonomie einzugreifen, weil ihre sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität nicht unter das fällt, was von bestimmten Personen als wünschenswerte Norm empfunden wird», sagte Madrigal-Borloz. «Sie sind erniedrigend und diskriminierend und wurzeln in der Überzeugung, dass LGBTIQ-Personen irgendwie minderwertig sind und dass sie um jeden Preis ihre Orientierung oder Identität ändern müssen, um diese vermeintliche Minderwertigkeit zu beheben».

Die Wirksamkeit von Konversionstherapien sei von der Wissenschaft mehrfach widerlegt worden, wie Madrigal-Borloz gegenüber dem Menschenrechtsrat betont. Die Praktiken seien wiederholt mit langfristigen Schäden an der physischen und psychischen Gesundheit von LGBTIQ-Personen in Verbindung gebracht worden.

Der Abbau von Vorurteilen erfordere ein vereintes Handeln von Staaten, der medizinischen Gemeinschaft und der Zivilgesellschaft, darunter auch religiöse Organisationen, um ein weltweites Verbot von Konversionstherapien zu gewährleisten.

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«Solche Praktiken stellen eine ungeheuerliche Verletzung der Rechte auf körperliche Autonomie, Gesundheit und freien Ausdruck der sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität dar», sagte Madrigal-Borloz. «Wenn sie gewaltsam ausgeübt werden, stellen sie letztlich auch einen Verstoss gegen das Verbot von Folter und Misshandlung dar.»

Nach einem Verbot der Konversionstherapie in Albanien und einem teilweise Verbot in Deutschland sprach sich das österreichische Gesundheitsministerium gegen ein ausdrückliches Gesetz aus (MANNSCHAFT berichtete). Auch in der Schweiz bleiben Konversionstherapien weiterhin erlaubt (MANNSCHAFT berichtete).

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