Ulrike Folkerts: «Habe nie extra nach lesbischen Rollen gesucht»

Warum sich die Schauspielerin dagegen gewehrt hat, ihre TV-Kommissarin homosexuell anzulegen

Die Schauspielerin Ulrike Folkerts bei Dreharbeiten zur Krimi-Reihe «Tatort» (Foto: Uwe Anspach/dpa)
Die Schauspielerin Ulrike Folkerts bei Dreharbeiten zur Krimi-Reihe «Tatort» (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Ulrike Folkerts spielt im Ludwigshafener «Tatort» seit 1989 die Kommissarin Lena Odenthal. Diese Figur lesbisch anzulegen, hat sie vor einigen Jahren abgelehnt.

In einem Interview mit der Sueddeutschen klagt Ulrike Folkerts über die Fantasielosigkeit im deuschen Film- und TV-Geschäft. «Bis heute werde ich selten zu Castings eingeladen, weil es so oft heisst: Ach, die kennen wir doch schon!» Eine Zeit lang habe sie befürchtet, sie hätte zwei Schilder auf der Stirn stehen: «Tatort» und Lesbe. Deshalb bekäme sie keine Rollen, dachte sie.

«Aber wenn man sich zu sehr damit beschäftigt, dann passiert eben auch nichts mehr. Self-fulfilling prophecy!» Ausserdem hätte sie ja auch, wie andere, nach zehn Jahren aussteigen können aus der beliebten Krimi-Reihe.

Folkerts spricht in dem SZ-Interview u.a. darüber, warum sie ihr Privatleben lange vor der Öffentlichkeit versteckt habe. Sie sei einst nach Berlin gegangen, weil sie wusste, in der Community kriege man ein anderes Selbstwertgefühl. Um Geld zu verdienen, habe sie neben den «Tatort»-Drehs in einer Lesbenbar gearbeitet. «Ich fand damals: Es ist nicht wichtig, das in meinem Beruf zu thematisieren, es sagt ja auch niemand: Ich bin Schauspielerin und heterosexuell. Aber das stimmt am Ende natürlich nur bedingt.»

So war der «Tatort»: Kein «Schoggiläbe» für das schwule Opfer

Deshalb habe sie gerne bei der Aktion #Actout mit gemacht, bei der sich kürzlich 185 Schauspieler*innen gemeinsam geoutet haben. (MANNSCHAFT berichtete) Es sei ein Drama, dass solche Aktionen heute noch nötig seien. «Aber es ist auch Fakt, dass das Fernsehen immer noch viel zu wenig divers ist. Dass es gerade mal eine Handvoll Schauspielerinnen in Deutschland gibt, die sich als lesbisch geoutet haben und trotzdem gut arbeiten können.» Es gebe kaum Role Models im Fernsehen, moniert Folkerts. (Auch in der Politik gibt es noch Nachholbedarf, findet ein grünes Politikerinnenpaar – MANNSCHAFT berichtete).

Aus der der lesbischen Community habe man zwischenzeitlich die Forderung an sie herangetragen, dass Lena Odenthal im «Tatort» auch lesbisch werden sollte. «Das bist du uns schuldig», habe man ihr gesagt. Plötzlich habe die Community ähnlich argumentiert wie die Fernsehredaktion des SWR, der ihren «Tatort» produziert. Von dort sei nämlich derselbe Vorschlag gekommen: Es ermittle ja schliesslich noch keine lesbische «Tatort»-Kommissarin.

Aber Folkerts habe abgewunken. «Da habe ich gesagt: Lieb gemeint, aber der Zug ist so was von abgefahren. Das kann jetzt wirklich wer anders machen.»

Die Abtreibung war ein besonderer Dreh- und Angelpunkt in meinem Leben.

Folkerts hat während der Corona-Pandemie ihre Autobiografie geschrieben (Ulrike Folkerts: Ich muss raus, Verlag Brandstätter, 208 Seiten), in der es auch um eine Abtreibung als junge Frau geht. «Der Abbruch war ein besonderer Dreh- und Angelpunkt in meinem Leben. Hätte ich das Kind bekommen, wäre mein Leben sicher ganz anders verlaufen», sagte die 59-Jährige dazu der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten.

Beim Schreiben sei ihr klar geworden, das alles mache nur Sinn, wenn sie auch die schmerzlichen Momente ihres Lebens einbringe. «Und so gibt es einige Stellen, die wehtun, aber zu mir gehören», sagte Folkerts, die im Ludwigshafener «Tatort» seit 1989 Kommissarin Lena Odenthal spielt. (mit dpa)

Der aktuelle Fall «Der böse König» läuft an diesem Sonntag (20.15 Uhr) im Ersten.

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