Türkei: Gerücht über schwule Figur führt zu Netflix-Boykott
Der Sendestart trifft den Start des Fastenmonats Ramadan
Unbestätigte Gerüchte über die türkische Netflix-Serie «Love 101» führen in der Türkei zu heftigen Boykott-Aufrufen.
In der neuen Netflix-Serie «Love 101» soll es eine schwule Figur geben. In der Türkei laufen nun Konservative Sturm und fordern einen Boykott des Streamingdienstes, obwohl es sich bei dieser Information um ein unbestätigtes Gerücht handelt.
Die Entrüstung ist besonders gross, weil es sich bei der Dramaserie um eine türkische Netflix-Produktion handelt. Die weltweite Premiere am 24. April – ein Tag nach Beginn des Fastenmonats Ramadan – giesst zusätzlich Öl ins Feuer.
«Wir tolerieren keine Sendungen, die den nationalen und spirituellen Werten unserer Gesellschaft widersprechen», sagte Ebubekir Sahin, Präsident der Medienaufsicht RTÜK, gemäss der Nachrichtenagentur Reuters.
Streamingdienst aus Asien: Bald kommt LGBTIQ-Netflix!
«Love 101» spielt im Jahr 1998 und dreht sich um eine Gruppe von Aussenseiter*innen. Als ihre Lieblingslehrerin die Stadt verlassen will, haben sie Angst, dass sie von der Schule fliegen werden. Ihr Plan: Die Lehrerin soll sich in den neuen Basketballcoach verlieben. Die 17-Jährigen setzen alles daran, die beiden zu verkuppeln, und realisieren dabei gar nicht, dass sie gerade selbst die Liebe entdecken. Mehr als die offizielle Inhaltsangabe ist gegenwärtig nicht über die Serie bekannt.
Die Gerüchte in Umlauf gebracht hat der mittlerweile gelöschte Twitter-Account @love101netflix. Beiträge in den sozialen Medien bezichtigten Netflix der «Normalisierung der Immoralität». Mit der Premiere im Ramadan habe sich der Streamingdienst zum «Feind des Islams» gemacht.
Netflix selbst wollte die Gerüchte weder bestätigen noch dementieren, sprach sich jedoch gegen Falschinformationen aus: «Gefälschte Konten verbreiten Unwahrheiten … glaubt nur uns, wenn es um die Serie und die Figuren geht – nicht den Gerüchten.»
Homosexalität ist in der Türkei zwar nicht kriminalisiert, wird in der Gesellschaft jedoch stark tabuisiert. Erst vor wenigen Tagen untersagte die Regierung das Malen von Regenbogen, um die Stimmung angesichts der Corona-Pandemie aufzuheitern (MANNSCHAFT berichtete). Vor zwei Jahren verweigerte ein Hotel einem Männerpaar ein Zimmer mit Doppelbett (MANNSCHAFT berichtete).
In Brasilien führten Boykott-Aufrufe im Januar zur Entfernung einer Weihnachtssatire mit einem schwulen Jesus. Kurz darauf hob der oberste Gerichtshof das Verbot wieder auf (MANNSCHAFT berichtete).
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