«Sichtkontrolle» beim Saunabesuch? Kritik von LSVD

Droht transfeindlicher Kulturkampf im US-Stil?

Sauna
Symbolbild (Bild: Unsplash)

Der Deutsche Sauna Bund spricht in einem Leitfaden Empfehlungen für Kontrollen beim Zugang für Gäste aus. Es soll u.a. eine «Sichtkontrolle» geben, der Zutritt soll von den primären Geschlechtsmerkmalen abhängig gemacht werden. Der LSVD kritisiert den Vorschlag.

Begründet wird die Empfehlung mit dem am 1. November 2024 in Kraft getretenen Selbstbestimmungsgesetz (SBGG) (MANNSCHAFT berichtete). Der LSVD blickt mit Sorge auf eine Verschärfung der Debatte.

Dazu erklärt Julia Monro, der Sauna Bund, der seinen Leitfaden am 27. Dezember 2024 veröffentlicht hat, sei ist schon im Gesetzgebungsverfahren «mit irritierenden Stellungnahmen aufgefallen».

Monro weiter: «Trotz ausführlicher Klarstellungen in der Gesetzesbegründung wird hier eine Debatte angestachelt, die nur eine Spaltung zur Folge haben kann. Ein demokratisches Miteinander würde hingegen bedeuten, sich um Lösungen zu bemühen, wie allen Menschen in ihrer Vielfalt die Teilhabe für ein Angebot ermöglicht werden kann. Stattdessen wird eine Minderheit weiter ausgegrenzt, die sich ohnehin in vielen Lebenslagen immer wieder beweisen muss.»

Der Leitfaden stelle trans Menschen unter einen Generalverdacht und zementiert Vorstellungen von Rollenbildern, wie Menschen geschlechtsspezifisch auszusehen haben. Diese Rollenbilder erfassen die gelebte gesellschaftliche Vielfalt nicht. Zudem ist es unklar, nach welchen Kriterien eine nicht-binäre Person am Erscheinungsbild identifiziert werden soll. Der Leitfaden dränge Sauna-Personal und Besucher*innen laut LSVD in ein ethisches Dilemma und wird auch cis Personen treffen, die nicht den heteronormativen Vorstellungen des Personals entsprechen. «Diese Probleme werden als Teil eines Kulturkampfes gezielt konstruiert, um Minderheiten die Schuld für gesellschaftliche Spaltung zu geben.»

Mehr als 40 Jahre galt das Transsexuellengesetz (TSG), und der Sauna Bund habe sich zu keinem Zeitpunkt dazu veranlasst gesehen, derartige Zugangsregelungen einzuführen. «Das Selbstbestimmungsgesetz hat nichts anderes zum Ergebnis als das TSG: ein neuer Vorname und ein neuer Geschlechtseintrag, die der Geschlechtsidentität entsprechen, so der LSVD. Das SBGG verweist in solchen Fragen des Zutritts sehr deutlich auf bisher bestehende Regelungen und auf das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Einen Zusammenhang mit dem SBGG zu konstruieren und als verantwortliches Übel darzustellen, dient allein der Stimmungsmache», heisst in einer Pressemitteilung des LSVD.

Mit der Vorstellung des Leitfadens werde in Deutschland zum ersten Mal öffentlich ein Äquivalent zu den sogenannten Bathroom Bills eingeführt, wie sie in den USA schon seit einigen Jahren politisch heiss diskutiert und zur Stimmungsmache genutzt würden. «Bathroom Bills hatten 2015-2018 Hochkonjunktur, in den Jahren darauf waren es Regeln im Sport bis schliesslich der Bereich Gesundheitsversorgung und Bildung politisch attackiert wurde. Allein 2024 wurden in den USA mehr als 600 Gesetze und Verordnungen zum Nachteil von trans Personen eingebracht. Diese erste deutsche Bathroom Bill darf nicht zu einer politischen Hetzjagd gegen trans Personen wie in den USA werden.»

«Wir fordern Saunabetriebe auf, mit einem deutlichen Zeichen der Vielfalt auf diese diskriminierende Regelung zu reagieren.»

Der LSVD erklärt: «Wir appellieren an Politik und Gesellschaft, der Verantwortung nachzukommen, Minderheiten zu schützen, so der LSVD. Die steigende Anzahl an Hasskriminalität gegen queere Menschen zeigt, dass wir Schutz für Minderheiten brauchen. Die Mehrheitsgesellschaft muss nicht vor trans Menschen geschützt werden. Wir fordern Saunabetriebe und andere geschlechtsspezifische Einrichtungen dazu auf, mit einem deutlichen Zeichen der Vielfalt auf diese diskriminierende Regelung zu reagieren.»

Vor 50 Jahren wurde in Deutschland «einfache» Pornografie für Erwachsene freigegeben (MANNSCHAFT berichtete).

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