«Trans am Arbeitsplatz»: Wie kann man Diskriminierung abbauen?
In Frankfurt a. M. wurden neue Studien vorgestellt
Die Deutsche Gesellschaft für Trans- und Intergeschlechtlichkeit e.V. (dgti) und die gemeinnützige Stiftung «Prout at Work» luden diese Woche zu einer gemeinsamen Veranstaltung ein.
Dabei wurde u.a. die Studie «TIN*klusiv im Office?!» vorgestellt, die Zahlen zu geschlechtlicher Vielfalt am Arbeitsplatz liefert.
Zur Erinnerung: dgti setzt sich seit 1998 für die Belange von trans Personen in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz ein. Ebenso engagiert sich die gemeinnützige Stiftung «Prout at Work» seit zehn Jahren für queere Vielfalt und Chancengleichheit im Arbeitsumfeld. Damit verfolgen dgti und «Prout at Work» ein Ziel: die Rechte von trans Personen in allen Bereichen der Gesellschaft zu stärken.
Geschlechtliche Vielfalt fördern
In einer Pressemitteilung heisst es, trans Menschen seien besonders von Diskriminierung und Hassrede betroffen – auch am Arbeitsplatz. Laut der Studie «Out im Office?!» haben demnach 87 Prozent der trans Befragten in mindestens einer Form Diskriminierung am Arbeitsplatz erlebt.
Um die geschlechtliche Vielfalt am Arbeitsplatz zu fördern, organisierten dgti und «Prout at Work» gemeinsam am 26. November 2024 eine ganztägige Konferenz in Frankfurt am Main, die sich in erster Linie an Mitarbeitende und Führungskräfte im Personalmanagement/Recruiting sowie an Diversity-/Gleichstellungsbeauftragte richtete.
«TIN*klusiv im Office?!»
Im Auftrag der dgti führten Dipl.-Psych. Prof. Dr. Dominic Frohn, Leitung Institut für Diversity- und Antidiskriminierungsforschung, und M. Sc. Nain Heiligers, die Studie «TIN*klusiv im Office?!» durch und stellten die Ergebnisse mit Auswertungen zu Trans am Arbeitsplatz auf der Veranstaltung vor.
Demnach ist über die Hälfte der TIN-Beschäftigten verschlossen gegenüber Kollegen*innen, Führungskräften und Mitarbeitenden. Lediglich 12,6 Prozent der TIN-Befragten habe keine Diskriminierung erlebt, über ein Drittel erlebe ein sehr hohes bis äussert hohes Ausmass an Diskriminierung. TIN-spezifische Diskriminierung erleben zirka zwei Drittel der Befragten, heisst es.
Widersprüchliche Signale
Zudem stellte Lena Balk ihr Dissertationsprojekt mit dem Titel «Eine empirische Analyse erfolgreicher Strategien zur langfristigen Integration von transgeschlechtlichen, transsexuellen, transidenten, transgender und nicht-binären Menschen am Arbeitsplatz» vor: Eine transgeschlechtliche Person wird von Vorgesetzten und Kolleg*innen ermutigt, die «wahre Identität» am Arbeitsplatz offen zu zeigen, um ein inklusives Umfeld zu fördern.
Wenn die betreffende Person jedoch ihre Transgeschlechtlichkeit bzw. Nicht-Binarität offen zeigt, erlebt sie möglicherweise Diskriminierung oder wird in berufliche Aktivitäten nicht einbezogen. Diese widersprüchlichen Signale können zu Verwirrung und Stress führen, da keine klare Richtung ohne negative Folgen möglich scheint. Eine Lösungsmöglichkeit sei die Einbeziehung von trans/nicht-binären Mitarbeitenden bei der Entwicklung von Transitionsleitfäden und der Kommunikationsstrategie.
Unternehmen als Safer Space
Darüber hinaus präsentierten diverse Unternehmen Best Practices zur Akzeptanz geschlechtlicher Vielfalt. Den Teilnehmenden wurden auch drei Workshops zu folgenden Themen geboten: Transition im Unternehmen und Selbstbestimmungsgesetz, Unternehmen als Safer Space – sichere Räume in Hinblick auf die politische Entwicklung schaffen und erhalten sowie Nicht-Binarität und inklusive Sprache. TV-Moderator*in Janboris Rätz führte durch die Veranstaltung.
«In der Realität stehen viele Unternehmen noch am Anfang, Diversität willkommen zu heissen. Wir konnten bei unserer Tagung jedoch sichtlich einen Beitrag dazu leisten, dass die teilnehmenden Unternehmen das Thema geschlechtliche Vielfalt aufnehmen“», so Petra Weitzel, erste Vorsitzende von dgti.
«Wenn Mitarbeitende ihr volles Potenzial auf der Arbeit aufbringen können, profitieren alle davon»
Jo Labecka, Customer Relationship Manager
Auch Jo Labecka, Customer Relationship Manager bei «Prout at Work», freute sich über das rege Interesse an der Veranstaltung: «Geschlechtliche Vielfalt ist eine Bereicherung für Unternehmen. Indem wir trans Personen aktiv am Arbeitsplatz unterstützen, schaffen wir Räume, in denen Kreativität und Innovation aufblühen können. Wenn die Mitarbeitenden ihr volles Potenzial auf der Arbeit aufbringen können, profitieren wir alle davon.»
Das fehlende Puzzleteil – Wie Epithesen trans Männern helfen. Dank Sofia Koskeridou, einer deutschen Epithetikerin mit ausgezeichnetem Ruf (MANNSCHAFT+)
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