Tourist sass in Türkei 20 Tage im Gefängnis – weil er «schwul aussah»
Der Vorfall ereignete sich am Rande der verbotenen Pride-Demo
Als ein Tourist die Polizei in Istanbul nach dem Weg fragt, wird er verhaftet. Grund: Sein vermeintlich «schwules» Aussehen.
Wie das britische Nachrichtenportal LBC berichtet, war der portugiesische Mann namens Miguel Alvaro im Urlaub in Istanbul. Am 25. Juni habe er sich aufgemacht, um einen Freund zum Mittag zu treffen.
Als er einen Polizisten ansprach und nach dem Weg fragte, sei ihm nicht bewusst gewesen, dass gleich um die Ecke die von den Behörden verbotene Pride-Parade stattfand (MANNSCHAFT berichtete).
Der offen schwule Alvaro berichtet, dass einer der Polzisten seine sofortige Verhaftung anordnete. Er sei gegen einen Einsatzwagen gedrückt und dann auf den Rücken geworden worden.
«Bis sie anfing zu bluten» «Sie haben meine Arme gegriffen, als ich versuchte, mich zu befreien. Einer schlug mir in die Rippen, sie drückten mich gegen das Einsatzfahrzeug, sie schlugen mir auf die Schulter, bis sie anfing zu bluten», so Alvaro.
Nach fünf Stunden im Polizeiauto – als man ihm immer wieder sagte, er sollte «die Klappe halten und ruhig sein» – wurde ihm erklärt, dass er wegen seiner äusseren Erscheinung festgehalten worden sei, wie Alvaro später dem portugiesischen Nachrichtensender P3 sagte.
Aufgrund seines bauchfreien T-Shirt-Outfits wurde angenommen, er gehöre zur Pride-Demo. Laut Alvaro hätten die Beamt*innen Anweisungen gehabt, eine bestimmte Zahl Menschen im Zusammenhang mit der Demonstration zu verhaften. Er sei demnach eines der unglücklichen Opfer gewesen.
Insgesamt habe Alvaro 13 Stunden im Polizeieinsatzwagen verbracht.
Mit Boot zu Gefängnis an syrischer Grenze gebracht Am nächsten Tag wurde er zu einer Polizeistation gebracht, um verhört zu werden. Man brachte ihn in ein «dreckiges» Zentrum, wo Immigrant*innen festgehalten werden, schreibt LBC. Überall sei Ungeziefer herumgekrabbelt.
Als nach weiteren Stunden sein Name aufgerufen wurde, nahm Alvaro an, jetzt endlich frei zu kommen. Stattdessen wurde er zusammen mit weiteren Inhaftierten mit dem Boot zu einem Gefängnis nahe der syrischen Grenze gebracht. Laut Alvaro sei er dort von anderen Männern bedroht worden wegen seiner Homosexualität. Allerdings seien ihm auch Gefangene zu Hilfe gekommen, um ihn zu verteidigen.
Vater schaltet portugiesische Botschaft ein Er soll im Gefängnis kaum Wasser bekommen und fast keinen Schlaf gefunden haben, da er ständig Übergriffe fürchtete. In der ganzen Zeit durfte er sein Telefon nicht benutzen, weswegen seine Freund*innen und Familie nicht wussten, wo er war.
Erst Anfang Juli habe er seinen Vater anrufen dürfen, der sofort die portugiesische Botschaft einschaltete. Die sorgte dafür, dass Alvaro schliesslich am 12. Juli freikam, nach 20 Tagen in Haft.
Er wurde von der Polizei zum Flughafen eskortiert und nach Portugal ausgeflogen. Auf Instagram schrieb Alvaro später, er würde niemandem raten, die Türkei zu besuchen – ganz besonders nicht LGBTIQ.
Er sei momentan in einem schrecklichen psychischen Zustand, sagte er zu P3 und hoffe, dass das, was ihm widerfahren sei, juristische Konsequenzen haben werde.
Bei einer Filmvorführung über LGBTIQ in der türkischen Metropole Istanbul sind nach Angaben eines Verbandes mehrere Menschen festgenommen worden (MANNSCHAFT berichtete).
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