«Meine erste Reaktion war: Seid ihr sicher?»

Tessa Testicle über «Drag Race Global All Stars»

Tessa Testicle als Schweizer Käse (Foto: Wow/Paramount)
Tessa Testicle als Schweizer Käse (Foto: Wow/Paramount)

Tessa Testicle vertritt die Schweiz bei «RuPaul’s Drag Race Global All Stars». Die Dragqueen aus Basel sprach mit MANNSCHAFT+ über die Show und neue Projekte.

Es geht es um den Titel «Queen of the Mothertucking World», ein Preisgeld von 200’000 US-Dollar und einen Platz im internationalen Pavillon der Drag Race Hall of Fame. Seit Freitag läuft «RuPaul’s Drag Race Global All Stars» bei Paramount+.

Im Rahmen der neuen Staffel arbeiten MTV und World of Wonder mit All Out zusammen – einer internationalen Organisation, die sich für die Rechte von LGBTIQ auf der ganzen Welt einsetzt – um mit einer Spende in Höhe von 100’000 Dollar einen neuen Spendenfonds zu starten.

In der Sendung vertreten 12 Fanlieblinge aus aller Welt ihr Land, dabei ist unter anderem die Schweizerin Tessa Testicle aus «Drag Race Germany». Zu den weiteren Teilnehmer*innen des globalen Wettbewerbs gehören u.a. Queens aus Belgien, Italien, Mexiko und Brasilien.

Dass Tessa als einzige aus der Deutschland-Staffel dabei ist, erfuhr sie nach der Premiere von «Drag Race Germany» (wofür es keine weitere Staffel gibt – MANNSCHAFT berichtete). «Das war nach der offiziellen Premiere in Berlin, da war gerade Vollmond. Und ich habe den Anruf bekommen, als ich im Zug zurück nach Basel war mit Victoria Shakespears.»

Am Anfang wusste sie nicht, was da genau geplant war, weil sie keine Finalistin war. «Deswegen war meine erste Reaktion: Seid ihr sicher?» Und als sich der erste Positiv-Schock gelegt hatte? «Da hatte ich so dermassen Bock darauf, dass ich an gar nicht anderes mehr denken konnte.»

Erstmal musste Tessa es natürlich für sich behalten, das sei fast «unmöglich» gewesen, aber irgendwie haben es die anderen dann doch erfahren.

Ob Neid bei den anderen Queens dabei gewesen war, dazu hält sich Tessa bedeckt. «Was die Reaktion von den anderen war, hat mit mir nichts zu tun. Ausserdem wusste ich: Das ist meine Erfahrung und die kann mir niemand wegnehmen, egal wie viel gelästert wird.»

Tessa weiter: «Ich glaube, am Anfang hatte ich noch eine gewisse Zielscheibe auf meinem Rücken, die ich auf jeden Fall abarbeiten musste. Ich wusste definitiv, dass ich etwas zu beweisen hatte und dass das nicht leicht wird. Aber schlussendlich hat sich das für mich als günstig erwiesen, weil ich letzte Woche meine erste Challenge gewonnen habe. Also, ich bin immer noch im Rennen!»

Die beste Erfahrung aber, sagt Tessa, sei der Zusammenhalt mit den anderen Queens gewesen, der Austausch mit den anderen Acts aus aller Welt.

«Ich bin so dankbar, weil wir echt viel voneinander lernen konnten und das einfach so eine Sisterhood geworden ist, dass das eigentlich so quasi der grösste Gewinn dieser Erfahrung war. Das war eine komplett andere Erfahrung bei Global», sagt Tessa und fügt hinzu: «Definitiv eine bessere Erfahrung.»

Schon jetzt zahlt sich die Teilnahme für sie aus. Diese Woche hatte Tessa schon ein Booking in London und – sie wurde für ihre erste internationale Tournee in Australien gebucht. Im November geht sie los, die offizielle Drag-Race-Weihnachtstour.

«Ich bin schon fleissig am Proben für meinen Act. Eigentlich fühlt sich das fast wieder an wie so ein Mini-Drag-Race, weil man da auch wieder umherfiebert und Kostüme organisieren muss. Wo bekomme ich dort meine Strasssteine her? Und wer macht die Perücken

Anfangen mit Drag hat Tessa Testicle vor fast acht Jahren, an Halloween 2016. In der Zeit hat sich die Drag-Szene verändert. «Ich glaube, es ist in Drag extrem viel Freiheit entstanden in den letzten Jahren. Als Drag Queens haben wir die Ehre, mittlerweile sogar bei den Oscars gewesen zu sein. Aber ich habe auch Gefühl, dass sich das neuerdings wieder etwas zurückentwickelt, vor allem mit dem politischen Rechtsstrahl, den wir weltweit erfahren, dass Drag wieder an die Ränder geschoben wird und wir wieder in die Schranken gewiesen werden», sagt Tessa.

«Deswegen glaube ich auch, dass ‘Global-All-Stars’ zu keinem besseren Zeitpunkt hätte passieren können, weil wir zeigen, dass wir hier sind, um zu bleiben. Nicht nur in New York oder L.A. Sondern auf der ganzen Welt. Und dass wir nicht verschwinden!»

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