Studie: Das erste Treffen beim Online-Dating kann Angst machen
Was sind die Ursachen?
Millionen Singles suchen Online nach ihrem Glück. Jeder vierten Person, die am Online-Dating teilnimmt, ist aber die Vorstellung des ersten Treffens ausserhalb des Internets unangenehm.
Fast jede*r Siebte vermeidet deshalb Treffen, schiebt diese auf oder sagt sie ab. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage der psychologischen Partnervermittlung Gleichklang.de.
Die Umfrage untersuchte auch die Ursachen für diese Vorbehalte gegenüber dem ersten Treffen bei der Online-Partnersuche. Die beiden am häufigsten genannten Gründe waren die Angst, abgelehnt zu werden, und die Angst, enttäuscht zu werden. Weitere häufige Gründe waren eigene Aufregung und Nervosität, Schüchternheit, die Befürchtung, dass ein Treffen anstrengend werde, sowie die Sorge, dass die Kommunikation ins Stocken geraten könnte. Jede dritte Frau, aber nur nur jeder 12. Mann fürchtete sich zudem vor übergriffigem Verhalten.
Gleichklang befragte partnersuchende Mitglieder, ob sie die Vorstellung eines ersten Treffens bei der Online-Partnersuche als emotional unangenehm erlebten oder nicht. Nachfolgend wurden diejenigen, denen die Vorstellung eines ersten Treffens unangenehm war, gebeten, 18 mögliche Gründe hierfür zu bejahen oder zu verneinen. Ebenfalls wurden sie gebeten, anzugeben, ob sie wegen ihrer unangenehmen Gefühle Treffen ganz vermeiden, aufschieben, absagen oder zu Treffen nicht erscheinen würden. Erfragt wurden ausserdem Geschlecht, Alter und Bildungsstand.
An der Befragung nahmen 1472 Personen teil, unter ihnen 756 Frauen, 693 Männer und 23 Personen mit nicht-binärem Geschlecht. Das durchschnittliche Alter betrug 52,9 Jahre und schwankte zwischen minimal 19 und maximal 82 Jahren.
Die vorgegebenen möglichen 18 Gründe für unangenehme Gefühle bezüglich des ersten Treffens beim Online-Dating waren zuvor in einer qualitativen Befragung identifiziert worden. Die Umfrage wurde durch den Psychologen Guido F. Gebauer für Gleichklang durchgeführt und ausgewertet.
25,1 % der Befragten und damit eine von vier Personen bejahten die Frage, ob ihnen die Vorstellung eines ersten Treffens bei der Online-Partnersuche unangenehm sei. Dieser Prozentsatz war bei allen Geschlechtern vergleichbar. Es zeigten sich ebenfalls keine signifikanten Zusammenhänge zum Bildungsstand. Mit wachsendem Alter der Befragten nahm die Häufigkeit negativer Gefühle leicht ab, wobei der entsprechende Zusammenhang zwar statistisch signifikant, aber nur sehr geringgradig ausgeprägt war.
57,6 % der Befragten, die über unangenehme Gefühle bezüglich eines ersten Treffens berichtete, bejahten das Auftreten mindestens einer von vier Strategien, um einer Verabredung aus dem Weg zu gehen: 45,3 % gaben an eine Verabredung ganz vermieden zu haben, 39,7 % berichteten vom Aufschieben einer Verabredung, 18,4 % schilderten, eine bereits getroffene Verabredung abgesagt zu haben und 1,7 % gaben an, zu einer getroffenen Verabredung nicht erschienen zu sein.
Keine Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigten sich beim Aufschieben von Verabredungen oder beim Nicht-Erscheinen bei bereits getroffenen Verabredungen. Die Stichprobe enthielt zu wenige nicht-binäre Personen, um diese mit anderen Personen zu vergleichen.
Was sind die Ursachen für negative Gefühle? Dies sind sortiert nach ihrer Häufigkeit die 18 Gründe, warum die Befragten die Vorstellung eines ersten Treffens als unangenehm erleben konnten.
Einbezogen sind ausschliesslich diejenigen 25,1 % der Gesamtstichprobe, die die Vorstellung eines ersten Treffens tatsächlich als unangenehm erlebten. 82,1 % hatten Angst vor Bewertung und Ablehnung – die Sorge, den Erwartungen der anderen Person nicht zu entsprechen und von dieser als nicht interessant oder nicht attraktiv bewertet zu werden. Bei 74,6 % war es Desillusionierung: die Befürchtung, enttäuscht zu werden oder dass die andere Person ganz anders ist als erhofft.
57,6 % gaben Selbstunsicherheit an – die Einschätzung der eigenen Person als schüchtern, sozial ängstlich oder gehemmt. Bei 64,3 % war Anstrengung der Grund: Planung und Umsetzung des ersten Treffens wurden als Anstrengung oder Arbeit erlebt. Und immer mehr als jede*r Dritte (39,8 %) nannte Angst vor Beziehung als Grund: Der Zweifel am eigenen Beziehungswunsch und die Angst vor Verbindlichkeit. Fast so oft genannt ( 33,1 %) wurde ein negatives Körperselbstbild: die Überzeugung, hässlich und nicht begehrenswert zu sein.
Bei negativen Vorerfahrungen sei es entscheidend, rät Gebauer, diese nicht zu selbsterfüllenden Prophezeiung werden zu lassen, sondern sich dennoch weiterhin auf Menschen einzulassen. Wer sich durch negative Vorerfahrungen hemmen lasse, nehmen sich die Möglichkeit, korrigierende positive Erfahrungen zu machen. Auch nicht bestehende Erfahrungen mit dem Online-Dating sollten gerade kein Argument sein, einer Verabredung aus dem Weg zu gehen, sondern sollten den Anreiz geben, nunmehr ein erstes Treffen bald anzugehen. Dabei könnten sich die Betreffenden mithilfe von Erfahrungsberichten aus dem Internet, Berichten von Freunden oder Ratgeberliteratur auf ein erstes Treffen vorbereiten.
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