Hamburger Erzbischof kritisiert Umgang mit Homosexuellen

Der katholische Katechismus sei von oben herab formuliert und entspreche nicht einer Begegnung auf Augenhöhe, so Stefan Heße

Stefan Heße (Bild: Erzbistum Hamburg / Giuliani/von Giese co-o-peration)
Stefan Heße (Bild: Erzbistum Hamburg / Giuliani/von Giese co-o-peration)

Bischöfe und Laien haben bei der ersten Synodalversammlung der katholischen Kirche in Deutschland über Reformen gesprochen. Für Aufsehen sorgte der Hamburger Erzbischof Stefan Heße mit der Kritik am katholischen Katechismus bezogen auf Homosexuelle.

Nach der ersten Synodalversammlung der Katholiken in Deutschland, dem Reformdialog zur Zukunft der katholischen Kirche, sieht Kardinal Reinhard Marx den gestarteten Prozess «einen guten Schritt vorangekommen». Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode sprach von einer «grossartigen Zukunftswerkstatt unserer Kirche». Der Hamburger Erzbischof Heße wurde konkreter: Er distanzierte sich von der geltenden kirchlichen Lehre zur Homosexualität und forderte neue Wege.

In der ersten Runde des Reformdialogs zur Zukunft der katholischen Kirche erklärte er in Frankfurt am Main, die Formulierung des katholischen Katechismus, wonach man homosexuellen Menschen mit Respekt begegnen müsse, enthalte eine Perspektive von oben herab und entspreche nicht einer Begegnung auf Augenhöhe. Das berichtet der Deutschlandfunk.

Dass die katholische Kirche etwa Schwulen und Lesben nahelege, sexuell enthaltsam zu leben, wird von Heße kritisiert. Aus der Seelsorge wisse er, dass es viele gleichgeschlechtlich liebende Menschen gebe, die in ihrer Beziehung Werte wie Respekt und Verantwortung lebten. Ihnen müsse die Kirche gerecht werden, forderte Heße und erhielt viel Applaus bei der Versammlung.

Heße hatte sich bereits im vergangenen Sommer kritisch zum Umgang der Kirche mit Homosexuellen geäussert. In einem gemeinsamen Geleitwort mit dem Osnabrücker Bischof Bode forderte er, gemeinsam Perspektiven zu entwickeln für Homosexuelle, die sich «trotz erlebter Zurückweisungen als gläubige Christen bekennen und in der Kirche um pastorale Perspektiven auf ihrem Lebensweg bitten».

Eine katholische Segnung homosexueller Paare beispielsweise lehnen viele Katholiken ab, etwa der Kölner Weihbischof Dominikus Schwaderlapp (MANNSCHAFT berichtete). Der aus der Schweiz stammende Pater Romano Christen, oberster Priesterausbilder in Deutschlands grösstem Bistum in Köln, findet, Homosexualität sei die Folge einer psychologischen (Fehl)Entwicklung, die in der Kindheit oder Jugend stattfinde und zu einem «Geschlechtsminderwertigkeitskomplex» führe (MANNSCHAFT berichtete). Und der papsttreue Verein Pro Ecclesia aus der Schweiz will gar «katholische Kirche von Homo-Netzwerken befreien» (MANNSCHAFT berichtete).

Der «Synodale Weg» ist ein Forum von Bischöfen und Kirchenbasis, das u. a. als Konsequenz aus dem Missbrauchsskandal gegründet wurde. Zu den Themen gehörten Macht, Sexuallehre, Frauen sowie priesterliche Lebensform. Die erste Runde der Versammlung dauerte zwei Tage und endete am Samstag.

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