«Wolfsland» – MeToo, Machtmissbrauch und ein schwules Mordopfer
Ein Theaterstück im Film birgt Potenzial für ein Verwirrspiel
Ein Theaterstück im Film birgt Potenzial für ein Verwirrspiel. Die Reaktionen darauf fallen sehr unterschiedlich aus. Dabei soll das Görlitzer Ermittler-Team eigentlich einen Mord aufklären.
«Butsch» ist stinksauer: «Du verkaufst uns als Schmierentheater», herrscht der Kommissar seinen Chef an. Da muss das Publikum noch sortieren, was in den ersten Minuten der neuen «Wolfsland»-Folge alles passiert ist. Und warum es «Butsch» gleich dreimal gibt. In «Schwarzer Spiegel» geht es um einen getöteten Schauspieler, der «Butsch» alias Burkhard Schulz verdammt ähnlich sieht.
Doch damit nicht genug: Der Tote war Teil eines Theaterstücks, das sich originär einem alten Fall von «Butsch» und seiner Kollegin Viola Delbrück widmet. Und für die Rolle des Kommissars gibt es sogar noch eine Zweitbesetzung, die ebenfalls ziemlich gut getroffen ist.
Mordmotiv in der Stricher-Szene? Während Delbrück es ziemlich gelassen nimmt, dass sie die Vorlage für ein Theaterstück mit dem Titel «Böses Blut» sind, und Spurensicherer Uli «Jakob» Böhme damit hadert, dass er im Drehbuch nicht mal auftaucht, gerät «Butsch» immer wieder in Rage. Der Görlitzer Ermittler unterbricht sogar harsch die Proben: «Erst klaut ihr mir meine Geschichte. Und dann erzählt ihr alles falsch!»
Der eigentliche Fall gerät bei ihm beinahe in den Hintergrund. Dabei liegt hier vieles im Dunkeln: «Alex neigte zu Selbstzerstörung», sagt eine Kollegin über den Toten. Er war schwul, soll Kontakt zu Strichern gehabt haben. Ist in dem Bereich der Mörder zu suchen, liegt hier ein Motiv für einen Täter?
Machtmissbrauch und Übergriffe Doch im Laufe der Zeit kommt noch mehr ans Licht: Es geht in dem Film um Machtmissbrauch, Übergriffe, Vergewaltigungen - nicht nur, aber insbesondere in der Theaterbranche. MeToo - mit schwerwiegenden Folgen für die Opfer.
Sie selbst habe dergleichen nie erlebt, erzählt Hauptdarstellerin Yvonne Catterfeld im Presseheft. Aber sie habe Kollegen gefragt, die am Theater sind oder waren, ob die Darstellung dem entspreche, wie sie es erleben oder erlebt haben. «Sie haben dem zugestimmt, für sie war das gar nicht so abwegig, wie es klischeehaft erstmal erscheint.» Kollege Götz Schubert hält fest: «Übertritte und Machtmissbräuche finden in der Gesellschaft branchenübergreifend statt.»
Es sei gut, sich auch selbst zu befragen und vor der eigenen Tür zu kehren, sagt Schubert - «ohne die öffentliche Debatte, die strafrechtliche Verfolgung und eine lückenlose Aufklärung aus den Augen zu verlieren». Apropos Öffentlichkeit: Die Erstausstrahlungen der beliebten ARD-Reihe «Wolfsland» sehen meist fünf bis sechs Millionen Zuschauer*innen.
Buchstaben auf Leiche geben Rätsel auf Sie werden diesmal schnell ahnen, dass die anfangs etwas zusammenhanglos wirkenden Szenen um eine junge Frau gegen Ende der anderthalb Stunden eine wichtige Bedeutung bekommen. Rätsel geben derweil zwei Buchstaben auf, die jemand mit einem Fettstift auf der Leiche hinterlassen hat. Und die Spurensicherer Böhme (Jan Dose) mit moderner Technik sichtbar macht.
Regisseur Ole Zapatka ging es beim «Schwarzen Spiegel» um eine Nahbarkeit zu den Figuren, wie er im Presseheft erklärt. «Handkamera, harte Wechsel aus Totalen und Nahaufnahmen. Ein eher ruppiges Herantasten.»
Es gibt Szenen im lichtdurchfluteten Café, da ist die Welt noch in Ordnung. Im Kontrast dazu steht die düstere Halle, in der die Theaterproben stattfinden.
Saftiges Stück Fleisch für den Wolf Und dann wieder ist der herbstliche Wald zu sehen, in dem Delbrück sich in die Einsamkeit zurückzieht. Sie hat es sich zum Ritual gemacht, am Wochenende beim Joggen mit saftigem Fleisch einen Wolf anzulocken und zu füttern.
Als sie bei einem der Ausflüge auf das Mordopfer und «Butsch»-Doppelgänger trifft, will ihr ständig alle Menschen duzender Kollege wissen: «Was machst du eigentlich hier?» Abweisend und ausweichend antwortet sie: «Es ist Sonntag.»
Das Erste zeigt die Episode «Schwarzer Spiegel» am Donnerstag (20.15 Uhr).
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