Brasilien: Schwuler Hoffnungsträger David Miranda tot

Er starb einen Tag vor seinem 38. Geburtstag

Das Time Magazine bezeichnete David Miranda als Gesicht der nächsten Generation. (Bild: facebook.com/davidmichael.miranda)
Das Time Magazine bezeichnete David Miranda als Gesicht der nächsten Generation. (Bild: facebook.com/davidmichael.miranda)

David Miranda kämpfte für die Queers, für die Schwarzen und für die Armen. Nach einem filmreifen Aufstieg aus dem Armenviertel setzte sich der Politiker für ein progressives und gerechteres Land ein. Nun ist er tot.

Der 37-jährige Politiker war einer von ganz wenigen queeren Abgeordneten in einem Land, in dem es fast täglich einen homo- oder transphoben Mord gibt.

Miranda war im letzten Sommer mit Bauchschmerzen und Verdauungsproblemen ins Krankenhaus gekommen. Mehrere Infektionen führten nun zu multiplem Organversagen, teilten seine Ärzt*innen den lokalen Medien mit.

Sein Ehemann Glenn Greenwald teilte am Mittwoch bei Twitter mit, David Miranda sei friedlich im Kreise seiner Familie und Freund*innen verstorben. Die Männer hatten zwei Adoptivsöhne.

Die ersten Wochen im Nationalkongress seien hart gewesen, sagte Miranda im MANNSCHAFT+-Portät nach seiner Wahl. Aber er arbeite gut mit den Kolleg*innen der anderen Parteien zusammen, erzählte er vor drei Jahren. Er war stolz darauf, dass er mit fast jedem reden könne, auch mit den Söhnen des damaligen Präsidenten Bolsonaro, auch mit ultrakonservativen evangelikalen Abgeordneten, mit Menschen also, die alles verachten, wofür Miranda stand.

Geboren wurde er im Jacarezinho, einer Favela im Norden Rio de Janeiros, 18 Kilometer entfernt von Touristenhotspots wie der Copacabana oder dem Zuckerhut. Seinen Vater lernte er nie kennen, seine Mutter starb, als er fünf Jahre alt ist, er wuchs mit mehreren Halb- und Stiefgeschwistern bei seiner Tante Eliane auf, die er seine Mutter nannte.

Er habe Glück gehabt, dass seine Tante ihm eine gute Familienstruktur geboten habe, dass sich immer jemand um ihn kümmerte, es immer etwas zu essen gab, dass er in die Schule gehen konnte. Oft habe er vor den Schiessereien der Drogenbanden davonlaufen müssen oder vor den Racheaktionen der Polizei; als er das erste Mal einen Toten auf der Strasse liegen sah, sagt er, sei er acht Jahre alt gewesen. Manche seiner Brüder habe er seit der Kindheit nicht mehr gesehen, von einem wisse er nur, dass er auf der Strasse gelandet sei.

David Miranda begann früh, sich politisch zu engagieren, gründete gemeinsam mit der Jugendorganisation Juntos («Zusammen») ein Jugendzentrum in Rio, trat der kleinen linken Partei PSOL («Partei Sozialismus und Freiheit») bei. 2016 wurde Miranda in den Stadtrat von Rio de Janeiro gewählt. Dort setzte er unter anderem durch, dass trans Menschen in der Kommunikation mit offiziellen Stellen ihren gewählten Namen verwenden dürfen.

Zu seinen Zielen gehörte es, die LGBTIQ-feindliche Politik von Jair Bolsonaro zu beenden: Das ist gelungen. Bolsonaro wurde im letzten Herbst abgewählt (MANNSCHAFT berichtete)

Wegen gefälschter Impfpässe hat die Polizei Anfang Mai das Haus des ehemaligen brasilianischen Präsidenten durchsucht. Die Beamten beschlagnahmten die Handys von Bolsonaro und seiner Frau Michelle, wie der Fernsehsender TV Globo berichtete. Zudem sei Bolsonaros früherer Adjutant, Oberstleutnant Mauro Cid Barbosa, verhaftet worden.

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