Schwuler Domkantor gekündigt: Weil er Leihmutter beauftragen wollte
Der 56-Jährige will sich wehren
Die Braunschweigische Landeskirche hat ihren Domkantor Gert Peter Münden fristlos entlassen: Er wollte mit seinem Ehemann eine Familie gründen und eine Leihmutter beauftragen.
Mit seinem Vorhaben sei «die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit zerstört worden», hiess es aus der evangelisch-lutherischen Landeskirche Braunschweig. Der 56-jährige Münden will nun eine Kündigungsschutzklage einreichen.
Die fristlose Kündigung habe ihn sehr überrascht, teilte er dem NDR mit. Denn eine angekündigte Mediation habe im Vorfeld nicht stattgefunden. Angesichts der Tatsache, dass die Landessynode im vergangenen Jahr mit grosser Mehrheit die Eheöffnung beschlossen hatte (MANNSCHAFT berichtete), zeigte sich der Domkantor enttäuscht. Der Landesbischof habe ihm geschrieben, er müsse «auf den Kinderwunsch verzichten».
Die Landeskirche hatte dem 56-jährigen Münden gekündigt, weil dieser in Kolumbien eine Leihmutter für ein eigenes Kind beauftragen wollte. Dies aber stehe im Widerspruch zu den ethischen Grundsätzen der evangelischen Kirche, heisst es in einer Erklärung des Vorstands der Domstiftung, die die Landeskirche am Dienstag veröffentlicht hatte. Das gelte vor allem dann, wenn die Leihmutter Geld für ihre Dienste erhalte. Münden soll erklärt haben, es handle sich gar nicht um eine kommerzielle Leihmutterschaft.
Die Leihmutterschaft ist in Deutschland verboten. In Kolumbien dagegen sieht es anders aus. Es gilt nicht nur als das billigste Land für die Leihmutterschaft: Dort ist es auch verboten, gleichgeschlechtliche Paare bei dem Wunsch einer Familiengründung zu diskriminieren, wie auf der Seite des Fertility Center Colombia nachuzulesen ist. Auch in Israel können schwule Paare neuerdings mit Hilfe von Leihmüttern Eltern werden (MANNSCHAT berichtete).
«Es gilt, jedem Anschein entgegenzuwirken, dass Frauen und Kinder zu Waren degradiert und in ihrer Menschenwürde beschädigt werden», heisst es in der Erklärung der Kirche. Das Ende des Arbeitsverhältnisses gelte mit «sofortiger Wirkung».
Der Musiker arbeitete seit 1999 als Domkantor in Braunschweig. Dort leitete er unter anderem die Domsingschule. Dabei soll es sich laut Domradio um die deutschlandweit grösste Einrichtung für evangelische Kirchenmusik handeln, mit insgesamt 600 Kindern und Erwachsenen in 21 Chören.
Ein schwules Ehepaar kann seine Leihmutter nicht steuerlich absetzen, entschied Anfang des Jahres ein deutsches Gericht (MANNSCHAFT berichtete).
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