Schweizer Doku «Quir»: So geht schwule Liebe auf Sizilien
Der Film startet am 8. Mai offiziell in der Deutschschweiz.
Der Schweizer Dokumentarfilm «Quir» über ein schwules Paar in Palermo ist bei den Solothurner Filmtagen für den Prix du Public nominiert.
Massimo und Gino leben auf Sizilien und sind seit 42 Jahren zusammen. Die Schweizer Dokumentation «Quir» zeigt den Alltag des vielleicht langlebigsten schwulen Paars Italiens und wirft einen Blick auf die Anfänge der modernen LGBTIQ-Bewergung in Palermo. Vor dem Kinostart am 8. Mai 2025 ist der Film im Rahmen der Solothurner Filmtage vom 22. bis 29. Januar 2025 zu sehen. Dort ist er für den Publikumspreis «Prix du Public» nominiert. In Rom gewann «Quir» den ITA-DOC-Wettbewerb des Rome International Documentary Festivals.
Der Basler Regisseur Nicola Bellucci verschafft mit seiner Doku einen intimen Einblick in das Leben des 65-jährigen Massimo und des 73-jährigen Gino, die in Palermo das Lederwarengeschäft «Quir» führen. Neben der Liebe verbindet sie auch der politische Kampf: 1980 gründeten sie die erste Sektion der Organisation Arcigay in Palermo.
Das klingt leichter gesagt als getan: Massimo und Gino taten dies in einer Zeit, in der Sizilien als Hochburg patriarchalischer Strukturen galt und Schauplatz der Mafiakriege war, die über tausend Tote forderten. Massimo, der als Transvestit gerne in Frauenkleidung schlüpft, zieht heute noch die Blicke der Passant*innen in Palermo auf sich.
Das «Quir» ist jedoch mehr als nur ein Lederwarengeschäft und hat sich über die Jahrzehnte hinweg zum beliebten Treffpunkt der LGBTIQ-Community entwickelt. Menschen kommen hierhin, um von ihren Liebesgeschichten zu erzählen oder um Rat zu suchen. (Ähnlich wie der queere Friseursalon Riccio Capriccio in Rom.)
Bellucci traf seine Protagonisten durch reinen Zufall während der Pandemie. «Ich lernte Massimo und Gino kennen, als ich durch Balarò spazierte, dieses bekannte und einzigartige Viertel in Palermo», erzählte er gegenüber Variety. «Ich entdeckte diesen kleinen Laden voller Farben und Materialien und mit verschiedenen Schreibweisen des Wortes ‹Quir›. Ich dachte mir: Was ist das?»
«Ich ging hinein und sah Massimo in einem wunderschönen Minirock und mit einer blonden Perücke. Er erzählte mir, wie er und Gino heiraten wollten. Wie sie Teil der ersten Schwulenbewegung in Italien in den 1970er Jahren gewesen waren – in Turin im Jahr 1976 – und in den 80ern, und von den Todesfällen junger Männer. Sofort erkannte ich die Gelegenheit, einen Film über eine historische Bewegung in Italien der letzten 50 Jahre zu machen.»
«Quir» war im Januar 2025 im Rahmen der Solothurner Filmtage zu sehen. Am 8. Mai folgt nun der offizielle Kinostart in der Deutschschweiz.
Das könnte dich auch interessieren
Coming-out mit 83: Barry Diller hatte Angst vor Reaktionen
Mit 83 Jahren spricht Barry Diller, der Ehemann von Diane von Fürstenberg (78), erstmals offen über sein Schwulsein und beendet damit langjährige Spekulationen.
Billie Eilish gibt in Berlin die Ansagerin
Der queere Superstar in einer ungewohnten Rolle: Billie Eilish gibt am Freitag die Ansagerin
Diesen Rat hat Nemo für den Gewinner-Act beim ESC 2025
Nemo hatte nach dem ESC-Triumph letztes Jahr schon bald eine «Interview-Überdosis». Der Schweizer Erfolgs-Act hat einen Rat für alle parat, die diesen Songwettbewerb gewinnen: «Viel Nein sagen.»
Lola bleibt brav – Queere Geschichten weiter auf Nebenschauplätzen
Beim 75. Deutschen Filmpreis dominieren erneut heteronormative Erzählungen – queere Perspektiven bleiben rar. Einige Ausnahmen gibt es, doch von echter Vielfalt ist das deutsche Kino noch weit entfernt.