Schwul und verzogen? Neue Serie spottet über Prinz George
Ein offen schwuler Serienmacher stellt Prinz George als selbstverliebten Tyrannen dar und bedient dabei Klischees schwuler Männer.
Kritiker*innen zerreissen die satirische Animationsserie «The Prince». Nicht zuletzt, weil die Witze auf Kosten eines achtjährigen Jungen gehen.
Wer in die britische Königsfamilie hineingeboren wird, muss nicht nur für royale Ämter, Medienauftritte und für die Boulevardzeitschriften herhalten, sondern auch für gnadenlose Satire. Letzterem ist der gerade mal achtjährige Prinz George zum Opfer gefallen. Die neue Animationsserie «The Prince» des US-amerikanischen Privatsenders HBO Max nimmt den dritten Thronfolger der Windsors auf die Schippe. Dabei kriegt gleich die ganze royale Familie ihr Fett weg.
Ist Prinz George etwa schwul? Diese Frage kursierte 2017 auf Twitter, als Bilder eines begeisterten jungen Knaben die Runde machten. Diese zeigten den damals Vierjährigen an Bord eines Helikopters, die Hand vor Entzückung ans Kinn gelegt, die Beine im Knicks. Das Geschwätz ist ein gefundenes Fressen für die neue Animationsserie «The Prince», die den Narrativ gleich weiterspinnt und den ältesten Sohn von Prinz William und Herzogin Kate als selbstverliebten Tyrannen darstellt und dabei gleich zahlreiche Stereotype schwuler Männer bedient.
Der vor wenigen Tagen veröffentlichte Trailer des Privatsenders HBO Max zeigt Prinz George als eitlen Rotzlöffel, der die Beine übereinanderschlägt, Martinis trinkt, seine Schwester Charlotte fragt, ob er dick aussieht, und sich vor seinem rüpelhaften kleinen Bruder Louis fürchtet, der mit Teetassen um sich wirft und mit tiefem Cockney-Dialekt wütet.
Überhaupt scheint «The Prince» nichts anderes zu tun, als gängige Gerüchte um die britische Königsfamilie auszuschlachten. Die Queen wird als herrische Monarchin gezeigt, Prinz Charles als stets aussen vor gelassenes Muttersöhnchen und die Palastangestellten als ausgebeutetes Fussvolk, das für die Launen der Royals herhalten muss. So muss ein Butler den unselbstständigen Prinz William auf Toilette tragen, Herzogin Kate nimmt die Rolle der eingeheirateten Bürgerlichen ein, die alles stillschweigend über sich ergehen lassen muss. Nahezu glimpflich kommt Prinz Harry davon, der sich realitätsfremd mit einer ihm klein scheinenden Luxuswohnung in Los Angeles begnügen muss.
Die zwölfteilige Serie aus den USA feierte am 29. Juli Premiere und sorgt in Grossbritannien für grosse Empörung. Viele Brit*innen bezeichnen «The Prince» in den sozialen Medien als geschmacklos, uninspiriert und als schikanierend gegenüber dem erst achtjährigen Thronfolger Prinz George. Als besonders pietätlos wird die Darstellung des erst vor wenigen Wochen verstorbenen Prinz Philipp empfunden, der im Trailer als aschfahler, regungsloser Greis an der Seite der Queen gezeigt wird. «The Prince» hätte bereits im Frühling ausgestrahlt werden sollen, wurde aufgrund des Todes von Prinz Philipp allerdings verschoben.
«The Prince» konnte auch die Kritiker*innen nicht überzeugen. Gemäss der Cartoon-Seite Bubblebladder sei die Serie «zutiefst beleidigend» statt «unterhaltend-humorvoll». Das Rezensionsportal Decider empfiehlt seinen Leser*innen gar, «The Prince» zu überspringen. Die Serie sei nichts anderes als eine royale Version von «Family Guy» und «nicht annährend bissig und witzig.»
Der Vergleich zu «Family Guy» kommt nicht von ungefähr. Hinter «The Prince» steckt der offen schwule Produzent Gary Janetti («Will & Grace»), der bereits als Drehbuchautor für «Family Guy» gearbeitet hatte und der Zeichentrickversion von Prinz George auch gleich die Stimme leiht. Weitere Prominente, die an der Serie mitwirkten, sind Orlando Bloom als Prinz Harry, Alan Cumming als Butler Owen sowie Iwan Rheon als Prinz William und Sophie Turner als Prinzessin Charlotte. Prinz George scheint Gary Janetti schon länger zu beschäftigen. Auf seinem Instagram-Kanal sinniert der 55-Jährige schon länger über die möglichen Gedanken des Windsor-Sprosses.
«The Prince» ist zurzeit ausschliesslich in den USA verfügbar. Ob die Serie auch im deutschsprachigen Raum zu sehen sein wird, ist zurzeit noch unklar.
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