Rhyheim Shabazz: Pornostar mit den meisten Twitter-Fans gesperrt
In einer Grossaktion hat der Kurznachrichtendienst die Konten mehrerer Sexarbeiter gleichzeitig abgeschaltet, die mit Shabazz verbunden waren
Rhyheim Shabazz ist ein «gay adult content creator»: Er arbeitet in der Pornoindustrie, aber kreiert vor allem selbst Filmmaterial, das er über Seiten wie OnlyFans oder JustForFans anbietet. Um auf diese Inhalte hinzuweisen, nutzt er Twitter als wichtigste Werbeplattform.
Auf Twitter hat es Shabazz kürzlich geschafft, die Marke von einer Million Follower*innen zu knacken, womit er «der männliche Pornostar mit den meisten Follower*innen in der Geschichte» ist, wie das LGBTIQ-Entertainmentportal Out.com schreibt. Jetzt hat Twitter jedoch seinen Account abgeschaltet. Und viele in der Pornobranche fragen: warum?
Shabazz hat in der Vergangenheit mehrere Szenen für den deutschen Pornografen Tim Krüger und dessen Plattform «TimTales» gedreht, wodurch der grossgewachsene Afro-Amerikaner mit dem Goatee und kahl geschorenem Kopf international bekannt wurde. Und seit 2019 seine Reichweite ausbaute. Danach hat er auch für andere Studios und Portale gearbeitet, die Mehrzahl seiner Filme finden sich jedoch auf seinen eigenen Kanälen. Mit entsprechenden expliziten Promo-Clips als Teaser auf Twitter. Mehr noch, ein kleines Netzwerk von Kollegen promotete sich gegenseitig durch Re-Tweets von Posts, um die Reichweite und Sichtbarkeit zu erhöhen.
Auf diese Weise konnten selbst unbekannte neue Darsteller gross ins Geschäft einsteigen. Out.com berichtet von einem Newcomer, der so von der Neuanmeldung bei Twitter auf 30.000 Follower*innen kam – in acht Tagen.
«Troll»-Attacke Letzte Woche wurde nun Shabazzs Twitter-Account gesperrt, wie das Porno-Nachrichtenportal Str8up Gay Porn berichtet. Und das schon zum zweiten Mal. Zur Erinnerung: 2019 hatte ein «Troll» angebliche Copyright-Verletzungen über eine spezielle Meldefunktion bei Twitter «angezeigt», mit dem Ziel, Shabazz und andere zu erpressen. Zu den anderen gehörte der gleichfalls afro-amerikanische Superstar Max Konnor. (MANNSCHAFT berichtete über die BlackLivesMatter-Kontroverse im Schwulenporno.)
Die Troll-Aktion führte zum Shutdown der Konten. Erst als sich herausstellte, dass die Anschuldigungen falsch waren und von einem Fake Account kamen, wurden die Kanäle der Darsteller wieder freigegeben.
Nun wurden mit einem Schlag gleich mehrere Twitter-Konten aus Shabazzs Umfeld abgeschaltet – «suspended», wie es offiziell heisst. Neben Shabazzs eigenem Kanal ist auch der von EyeFilmz betroffen; dahinter steckt einer der meistbeschäftigten Kameramänner in der schwulen Pornobranche. Ebenso etliche Darsteller, mit denen Shabazz regelmässig zusammenarbeitet, darunter @RealTalox und @Farley_XX.
Ihnen allen wurde von Twitter mitgeteilt, dass sie «gegen unserer Sperrregeln» verstossen hätten, indem sie neue Accounts eröffnet hätten, um vorherige Sperrungen zu umgehen. Out.com schreibt, mit Berufung auf Shabazz, dass dies jedoch nicht der Wahrheit entspreche.
Auch 30 brasilianische Darsteller betroffen In einem Blog-Beitrag von Scruff-Brasilien wird gemeldet, dass zeitgleich 30 brasilianische Darsteller gesperrt wurden, u. a. Ronny Aislan und Caio Rodrigues. Scheinbar hatten sie alle Emailbenachrichtigungen erhalten von der Twitter-Rechtsabteilung, mit dem Verweis, dass sie Inhalte von ihren Twitter-Konten entfernt müssten. Allerdings wurden nicht spezifiziert, welche Inhalte genau gemeint waren. Kurz darauf wurden die Konten gesperrt, heisst es.
Out.com fragt, ob es zwischen den Fällen in Brasilien und Shabazz einen Zusammenhang geben könnte. Denn: Shabazz reiste vielfach nach Brasilien, um mit etlichen der betroffenen Darsteller zu filmen.
Mit seinem Partner Elijah Zayne konnte man Shabazz zuletzt auf Instagram in Barcelona und Los Angeles sehen, Shabazz selbst postete auf Instagram zuletzt etwas zu Halloween, also Ende Oktober.
Zusammenhang mit der OnlyFans-Aufräumaktion? Im Sommer hatte OnlyFans Schlagzeilen gemacht, weil das Portal pornografische Inhalte verbannen wollte, was für viele Darsteller*innen zu empfindlichen Einkommensausfällen geführt hätte und entsprechende Proteste auslöste. Allerdings nahm OnlyFans die Ankündigung wieder zurück, die scheinbar auf Druck von Banken entstanden war, die nicht mit Geld aus dem Pornobereich arbeiten wollten, weil dabei die Gefahr von illegaler Geldwäsche besonders hoch ist (MANNSCHAFT berichtete).
Ob die aktuelle Aufräumaktion im schwulen Sexarbeiterbereich bei Twitter ähnlich motiviert ist? Das ist eher unwahrscheinlich, angesichts der unendlich vielen Videoclips die dort nach wie vor zu finden sind, oft mit Verweis auf OnlyFans- oder JustForFans-Accounts.
Auf seinem Instagram-Account schreibt Shabazz über sich selbst, er sei «wahrscheinlich die langweiligste Person, die ihr kennen könntet». Viele seiner Fans und Millionen Follower*innen sehen das anders. Die Twitter-Verantwortlichen offensichtlich ebenfalls.
Out.com berichtet, dass sie versucht hätten, Twitter zum Fall Shabazz zu kontaktieren. Bislang läge keine Rückmeldung vor, heisst es.
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