Regenbogenflagge in Irak – wütende Regierung will Entschuldigung
Am IDAHOBIT haben das kanadische und britische Konsulat in Bagdad sowie die Vertretung der EU Regenbogenfahnen gehisst
Am IDAHOBIT haben das kanadische und britische Konsulat in Bagdad sowie die Vertretung der EU die Regenbogenflagge in Irak gehisst. Die Kritik in dem Land fällt heftig aus: Man habe gegen die «edle Moral aller göttlichen Religionen» im Irak verstossen.
Der Menschenrechts-Aktivist Amed Sherwan machte zunächst via Facebook auf die Auseinandersetzung aufmerksam: Als Reaktion auf die gehissten Regenbogenfahnen wetterten zunächst viele Twitter-User*innen gegen die Fahnenhissung. Gerade im Ramadan sei dies besonders respektlos. Sie forderten, dass die Fahnen heruntergerissen und verbrannt würden.
Nun hat sich auch der einflussreiche radikale Geistliche, der Milizenführer und Politiker Muqtada Al-Sadr, mit einem Brief an die Vertretung der EU eingemischt. Man verlange eine offizielle und sofortige Entschuldigung für das Hissen der Regenbogenflagge in Irak. Ende März hatte Al-Sadr bei Twitter behauptet, dass die Legalisierung der Ehe für schwule und lesbische Paare in vielen Ländern der Welt massgeblich zur Ausbreitung der Corona-Pandemie geführt habe (MANNSCHAFT berichtete).
Sherwan berichtet bei Facebook, er habe unter einigen Posts für die Flagge kommentiert und im Gegenzug Morddrohungen erhalten. «Die Leute drehen durch und schreiben mir: Wenn du im Irak wärest, wärst du ein toter Mann. Ich hätte dich umgebracht. Du bist krank.»
Endlich 10 Jahre alt! Hier ist die MANNSCHAFT, Nr. 100
Etliche Twitter-User kritisieren die Flaggenhissung scharf. Einer spricht von Provokation, ein anderer meint, hier würden UNESCO-Prinzipien verletzt. Zu denjenigen wiederum, die die Flaggenhissung begrüssen, gehört dieser Mitarbeiter der britischen Aussenministeriums.
Das Mediennetzwerk Esta berichtet aus dem Nahen Osten und zitierte den stellvertretenden Sprecher des irakischen Repräsentantenrates, Bashir Hadad. Auch er verlangte, dass sich die diplomatischen Missionen für ihr Vorgehen entschuldigen müssten. Sie hätten gegen die «edle Moral aller göttlichen Religionen» im Irak verstossen.
«Wir erinnern alle im Irak tätigen Missionen daran, sich an die Gesetze des Landes zu halten und diplomatischen Normen zu folgen», fügte er hinzu.
Bashir Hadad weiter: «Wir erlauben nicht das Hissen der homosexuellen Flagge auf unserem Land … Wir haben die Aussenbeziehungen, religiösen Angelegenheiten und andere relevante Komitees angewiesen, die notwendigen Massnahmen gegen dieses Verhalten zu ergreifen», fügte er hinzu. Die EU-Mission müsse sofort die Flagge senken und sich für die Aktion entschuldigen, die sich nicht noch einmal wiederholen sollte, so der Sprecher.
Auch in Ägypten werden keine Regenbogenfahnen bei öffentlichen Veranstaltungen geduldet. Zuerst traf es die Band Mashrou‘ Leila, später wurden auch die Fans der Red Hot Chili Peppers vor einem Konzert gefilzt (MANNSCHAFT berichtete).
Das könnte dich auch interessieren
Kurznews
++ Katholische Forderung nach LGBTIQ-Schutz ++ Festnahme nach Beleidigung ++
Kurz, knapp, queer – die LGBTIQ-Kurznews aus Deutschland. Unser Nachrichtenüberblick für die Woche ab dem 18. November 2024.
Von Newsdesk/©DPA
Deutschland
Gendern
Queerfeindlichkeit
Religion
News
News
Bekommt Polen einen queerfreundlichen Präsidenten?
Polen wählt im kommenden Jahr seinen neuen Präsidenten. Regierungschef Tusk schickt einen queerfreundlichen Politiker ins Rennen. Bei der letzten Wahl gab es für den 52-Jährigen ein vielversprechendes Ergebnis.
Von Newsdesk/©DPA
International
Coming-out
«Schäme micht nicht»: Sänger Khalid outet sich
Der Grammy-Gewinner war zuvor von einem Kollegen als schwul beschimpft worden
Von Newsdesk Staff
Musik
News
Community
Wieder Trump: Was queeren Menschen in den USA jetzt Hoffnung macht
Es war alles andere als knapp: Mit klarem Abstand setzte sich der Republikaner Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen in den USA gegen die Demokratin Kamala Harris durch.
Von Newsdesk Staff
Drag
LGBTIQ-Rechte