Rechtsextremisten verletzen Teilnehmende der Europride Parade
Zwei Personen mussten ärztlich versorgt werden
Unter dem Missfallen von Regierung und Behörden ist in Belgrad die Europride-Parade gefeiert worden. Einige Teilnehmer wurden verletzt, zwei mussten ärztlich versorgt werden.
An die 1000 Menschen demonstrierten am Samstag bei teils strömendem Regen für LGBTIQ-Menschenrechte. Die Polizei schirmte die Marschroute weiträumig mit Absperrungen gegen rechtsextreme und ultra-klerikale Gegendemonstrant*innen ab, die in der Unterzahl waren (MANNSCHAFT berichtete).
Nach Abschluss der Pride griff eine Gruppe von Rechtsextremisten acht Teilnehmer an, die sich auf dem Rückweg in ihr Hotel befanden. Zwei von ihnen mussten ärztlich versorgt werden, berichtete der Journalist Idro Seferi, ein Mitarbeiter des albanischen Diensts der Deutschen Welle, auf seiner Facebook-Seite.
Ursprünglich hätte die Parade durch die halbe Innenstadt ziehen sollen, doch das Innenministerium wich von der Praxis der vergangenen Jahre ab und untersagte die Veranstaltung (MANNSCHAFT berichtete). Das serbische Verwaltungsgericht wies am Samstag eine Beschwerde der Veranstalter*innen gegen den Bescheid des Innenministeriums ab.
Die Staatsanwaltschaft drohte den Teilnehmer*innen einer potenziell «illegalen Demonstration» vorab mit hohen Geldstrafen. Die Veranstalter verständigten indes das Innenministerium über die deutlich verkürzte Strecke. Die Behörde reagierte bis zum Beginn der Parade nicht darauf.
Das Innenministerium hatte auch die Kundgebungen der ultra-rechten Pride-Gegner untersagt. Noch vor Beginn des Marsches nahm die Polizei 31 Personen wegen Störung der öffentlichen Ruhe und Ordnung fest, wie das Innenministerium mitteilte. Nähere Angaben wurden nicht gemacht. In verschiedenen Medienberichten war nach Ende der Parade von über 80 Festnahmen die Rede.
Während des Marsches demonstrierten mehrere Dutzend Gegner*innen der Pride-Parade. Abgesehen von den Absperrungen blieben sie von der Polizei unbehelligt.
Sven Lehmann, der Queer-Beauftragte der deutschen Bundesregierung, erklärte nach seiner Teilnahme, er sei zutiefst beeindruckt von dem Mut und der Entschlossenheit der serbischen Aktivist*innen, die bis zuletzt um diesen öffentlichen Pride March verhandeln mussten.
«Die serbische Community hat sich weder von den nationalistischen und christlich-orthodoxen Protesten noch dem Schlingerkurs der serbischen Regierung einschüchtern lassen. Dass die serbische Regierung bis zuletzt gezögert hat, ein klares Bekenntnis für den Schutz und das Recht auf Versammlungsfreiheit abzugeben zeigt, dass Serbien an einem Scheideweg steht.»
So umkämpft wie in diesem Jahr war ein Pride March in Belgrad schon lange nicht mehr.
Der Grünen-Politiker weiter: «So umkämpft wie in diesem Jahr war ein Pride March in Belgrad schon lange nicht mehr. Umso wichtiger waren die internationale Aufmerksamkeit und Solidarität vor Ort. Diese Aufmerksamkeit darf nun nicht nachlassen.» Die gewalttätigen Übergriffen nach dem Pride March müssten ebenso aufgeklärt werden wie mögliches Fehlverhalten von Polizeikräften.
Im serbischen Kabinett lägen wichtige Gesetzesvorlagen für die rechtliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Paare und von trans und inter Menschen. Diese sollten nun zügig verabschiedet werden. Gleiches gelte für Massnahmen zur Bekämpfung von Hassgewalt. In diesem Kampf um rechtlichen Schutz und gesellschaftliche Akzeptanz hat die serbische Community Deutschland und die EU an ihrer Seite, so Lehmann.
Nächstes Jahr findet die Europride in Malta statt. Die Organisator*innen erwarten rund 20.000 Teilnehmer*innen (MANNSCHAFT berichtete).
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