Randy Rainbow rechnet mit «Don’t Say Gay»-Gesetz ab
Der US-Komiker antwortet auf die politischen Entwicklungen in Florida mit queerer Musiksatire
Um den «Out & Proud»-Musiksatiriker Randy Rainbow ist es ruhig(er) geworden nach der Abwahl von Donald Trump – zuvor Hauptziel von Rainbows queeren Musikattacken. Aber nun meldet sich der US-Komiker mit einem genialen neuen Video zur «Don’t Say Gay»-Kontroverse in Florida zurück. Und knüpft an frühere Höhenflüge an.
Es ist nicht so, als hätte Randy Rainbow seit der Abwahl der Trump-Regierung keine Satirevideos mehr veröffentlicht. Aber sie wirkten jedoch vielfach lahm, inhaltlich und musikalisch, etwa das Video «The Tango: Vaccine» oder «Clang, Clang, Clang Went Josh Hawley».
Immerhin hat er 2021 ein grossartiges Musikalbum herausgebracht mit dem Titel «A Little Brains, A Little Talent», worauf er in verschiedenen leicht adaptierten Showtunes zu hören ist (und mit wenig Politik). Für April 2022 ist sein Buch «Randy Rainbow: Playing With Myself» angekündigt, auf Englisch eine amüsante Anspielung aufs Masturbieren.
Doch bevor dieses Buch am 19. April erscheint, kam jetzt ein neues Musikvideo heraus, in dem Rainbow den republikanischen Gouverneur von Florida, Ron DeSantis, auf die Schippe nimmt im Zusammenhang mit dessen «Don’t Say Gay»-Gesetz, das es Kindergärten und Schulen verbietet, Kinder vor der dritten Klasse (bzw. dem Alter von sieben Jahren) mit dem Thema Homosexualität zu ‹konfrontieren›, weil das als Frühsexualisierung und «nicht altersgerecht» eingestuft wird. Eltern können bei diesem recht schwammig formulierten Gesetz Bildungseinrichtungen verklagen, wenn sie einen vermeintlichen Verstoss vermuten, was den Hardcare-Religiösen und Ultrakonservativen in Florida in die Hände spielt (MANNSCHAFT berichtete).
Selbstbehauptung und Sarah Jessica Parker Im neuen Video startet Rainbow mit einem Fake-Interview mit DeSantis zu diesem Gesetz. Und reagiert dann darauf mit einem Megafon, über das er dem Gouverneur ins Ohr schreit «I’m Gay». So auch der Titel des gesamten Musik-Clips, der folgt: «Gay». Das Video erregte umittelbar so grosse Aufmerksamkeit, dass sowohl LGBTIQ-Medien darüber berichteten, als auch Musikbranchenportale wie Billboard.
Im dem Clip nutzt Rainbow – wie so oft zuvor – die Mittel des Broadwaymusicals, um zu zeigen, wie lächerlich die DeSantis-Position ist und wie befreiend es ist, immer wieder und wieder und wieder in neuen Variationen «I’m Gay» in die Welt hinauszurufen.
Um seine Textbotschaft zu transportieren, recycelt Rainbow das Lied «Shy» (also «schüchtern») von Mary Rodgers als dem Märchenmusical «Once Upon a Mattress» von 1959, in dem später u. a. Sarah Jessica Parker zu hören war mit diesem Selbstbehauptungsmoment. Ursprünglich wurde die Rolle der durchgeknallten Prinzessin Winnifred jedoch von Carol Burnett gesungen, der bekannten US-Komikerin.
Zu den vielen wunderbaren Liedzeilen im neuen Musikvideo von Randy Rainbow gehören Passagen wie «I’m as Gay as a Easter bouquet», passend zur Jahreszeit.
«Cyanide Wrapped in Chocolate» Rainbow fragt DeSantis im Video: «How would you feel if we signed a bill prohibiting everyone from talking about slimy, self-interested, douchebag politicians with no sex appeal who buy all their suits off the clearance rack at Burlington Coat Factory?»
Das ist eine Art queerer politischer Humor, der hochkomplexe Sachverhalte herunterbricht auf scheinbar einfache Zusammenhänge, die nicht mit erhobenem Aktivist*innenfinger daherkommen, sondern auf den ersten Blick harmlos-unschuldig wirken, es aber nicht sind. Der Musiksatiriker Julien Nitzberg (Autor der modernen Terroristenoperette «The Beastly Bombing» aus dem Jahr 2006, mit Musik von Roger Neill, der auch den Soundtrack zum neuen Troye-Sivan-Film «Three Months» schrieb; MANNSCHAFT berichtete) spricht von «Cyanide Wrapped in Chocolate».
Laut Nitzberg würden Aktivisten ihre Botschaften zu oft in pedantische Formate pressen, die sogar jene Menschen abstiessen, die ihre Meinung teilten. Besser sei es, laut Nitzberg, vergiftete Inhalte in bonbonsüsse Musik zu verpacken, so dass Menschen erst beim Reinbeissen merken, was sie da eigentlich konsumieren und worüber die lachen.
Nach diesem Prinzip verfährt auch Randy Rainbow und hat mit «Gay» eines der besten LGBTIQ-Musikvideos des Jahres herausgebracht.
Das könnte dich auch interessieren
Deutschland
Hass und Drohungen wegen Charlie Kirk: Dunja Hayali legt Pause ein
Nach einer Moderation zum Attentat auf Charlie Kirk bekam Dunja Hayali zahlreiche, auch lesbenfeindliche Hassnachrichten. Deshalb will sie sich «für ein paar Tage» zurückziehen.
Von Newsdesk Staff
News
Lesbisch
Gesellschaft
Musik
Deine MANNSCHAFT-Playlist: Die spannendsten Herbst-Releases
Dein queerer Soundtrack für die goldene Jahreszeit: The Irrepressibles, HAAi, The Hidden Cameras, King Princess und Jay Som veröffentlichen neue Alben. Fünf Künstler*innen, die Genres neu denken, Identitäten feiern und ihre Musik zum Sprachrohr machen.
Von Martin Busse
Unterhaltung
People
Nach nächtlichem Vorfall: Lil Nas X ist «in Behandlung»
Ein bizarrer Vorfall in Unterwäsche auf den Strassen von Los Angeles brachte Lil Nas X in die Schlagzeilen. Nun gibt es Neuigkeiten.
Von Newsdesk Staff
Schwul
Polizei
Film
Arte zeigt «Eismayer» – Liebe unter Soldaten im Bundesheer
Der gefürchtete Ausbilder beim österreichischen Bundesheer führte lange ein Doppelleben. Schwul war er nur heimlich. Als Vizeleutnant Eismayer den Rekruten Mario trifft, verändert sich alles.
Von Newsdesk Staff
Serie
Österreich
Kultur
Fokus
Coming-out