Queers auf dem Regiestuhl – 10 Entdeckungen für dich!
Zum Beispiel Elene Naveriani, die gerade den Schweizer Filmpreis bekam
Von Luca Guadagnino und Pedro Almodóvar über François Ozon, Céline Sciamma und Todd Haynes bis hin zu Marco Kreuzpaintner und Jodie Foster – die Liste gefeierter queerer Regisseur*innen ist lang und wird zum Glück immer länger.
Wir stellen dir an dieser Stelle mal ein paar vor, die vielleicht noch nicht jede*r kennt. Oder von denen gar nicht unbedingt bekannt ist, dass sie zur LGBTIQ-Community hören, weil sie nicht unbedingt queere Geschichten in den Vordergrund ihrer Filme stellen. So oder so: Die Arbeit dieser Filmemacher*innen zu entdecken, lohnt sich allemal!
#Yance Ford Als erster trans Mann überhaupt wurde Yance Ford für einen Oscar nominiert. Das war 2018, für den von ihm inszenierten und produzierten Dokumentarfilm «Strong Island», in dem es um die Ermordung seines als Lehrer arbeitenden Bruders durch einen weissen Mechaniker ging, der später von einer Jury freigesprochen wurde.
Sein neuer Film «Power» (ab 17. Mai bei Netflix zu sehen) ist weniger persönlich, aber thematisch nicht ganz unähnlich: ein eindrucksvoller Film-Essay über die Wurzeln und Auswüchse moderner Polizeigewalt in den USA.
#Tali Shalom Ezer Bekannt wurde die queere israelische Regisseurin Tali Shalom Ezer vor zehn Jahren mit ihrem Film «Princess», in dem Shira Haas ihre erste grosse Rolle spielte. Drei Jahre später gab sie mit der lesbischen Liebesgeschichte «My Days of Mercy» mit Kate Mara und Elliot Page ihr englischsprachiges Debüt. Nun geht ihr neues Projekt an den Start: bei der Verfilmung des Bestsellers «The Tattooist of Auschwitz» (ab 8. Mai bei Sky) hat sie alle sechs Folgen inszeniert.
#Zal Batmanglij Für Coming Out- und andere klassische Queer Cinema-Konventionen hat sich Zal Batmanglij, älterer Bruder des ebenfalls schwulen Vampire Weekend-Mitgründers Rostam Batmanglij, noch nie interessiert. Stattdessen erzählt er – praktisch immer gemeinsam mit seiner besten Freundin, der Schauspielerin Brit Marling – lieber hochkomplexe, kunstvolle, oft politisch aufgeladene Geschichten, die ihresgleichen suchen.
Ganz gleich, ob in Filmform («The East») oder als Serie, so wie mit «The O.A.» oder zuletzt dem gelungenen Thriller «A Murder at the End of the World» (Disney+) mit Emma Corrin in der Hauptrolle.
#Elene Naveriani Eine der schönsten kleinen und zarten Kino-Perlen des Jahres kommt (als Schweizer Koproduktion) aus Georgien: die Romanverfilmung «Amsel im Brombeerstrauch» (aktuell im Kino) von Elene Naveriani. Die Geschichte der eigenwilligen, alleinstehenden Etero (grossartig gespielt von Eka Chavleishvili), die sich mit fast 50 unerwartet in einen Mann verliebt, ist bezaubernd – und von der non-binären Regisseur*in möchten wir unbedingt mehr sehen.
#Justin Simien Sein letzter Film, die eher unlustige, aufs grosse Familienpublikum schielende Spukschloss-Grossproduktion «Geistervilla» (Disney+), mag eine Enttäuschung gewesen sein. Doch mit seinem Debüt «Dear White People» und der später daraus entstandenen Netflix-Serie hat sich der mit dem Komiker und Fotografen Rick Proctor verheiratete Justin Simien so viele Pluspunkte gesammelt, dass man ihm den Fehltritt gerne nachsieht. Zuletzt hat er an der Doku-Reihe «Hollywood Black» gearbeitet, die noch in diesem Jahr starten soll.
#J.A. Bayona Dass der spanische Regisseur J.A. Bayona, der mit dem Gruselfilm «Das Waisenhaus» bekannt wurde, bevor er internationale Grossproduktionen wie «Sieben Minuten nach Mitternacht» und «Jurassic World: Das gefallene Königreich» stemmte, schwul ist, war lange öffentlich eher wenig bekannt. Bis er vergangenen Winter vor laufenden TV-Kameras seinen Partner küsste, als er für sein jüngstes Werk «Die Schneegesellschaft» den Spanischen Filmpreis gewann.
Anschliessend wurde das von Netflix produzierte Drama übrigens auch für zwei Oscars nominiert. Bevor Bayona sich nun an die Arbeit an einem neuen Film macht, wird er im Mai 2024 erstmal in der Jury der Internationalen Filmfestspiele von Cannes sitzen.
#Leslye Headland Schon 2012 hätte es Leslye Headland verdient, dass ihr Name in aller Munde ist. Damals präsentierte die lesbische Regisseurin ihren ersten eigenen Film, der im Deutschland zwar den dämlichen Titel «Die Hochzeit meiner dicksten Freundin» (u.a. mit Kirsten Dunst, Rebel Wilson und Andrew Rannells) verpasst bekam, sich aber trotzdem als erfreulich witzige Überraschung entpuppte.
Wirklich erfolgreich wurde Headland, die mit der Schauspielerin Rebecca Henderson verheiratet ist, dann aber erst mit Serien wie «Russian Doll – Matrjoschka», für die sie mit Natasha Lyonne und Amy Poehler verantwortlich zeichnete. Und nun ist sie die Schöpferin der neuen «Star Wars»-Serie «The Acolyte» (in der neben ihrer Gattin auch queere Schauspieler*innen wie Amandla Stenberg oder Charlie Barnett mitspielen), die am 4. Juni bei Disney+ startet.
#M.J. Bassett Der Durchbruch als Filmemacherin gelang M.J. Bassett 2002 mit dem Kult-Horrorfilm «Deathwatch», es folgten weitere Genre-Arbeiten wie «Solomon Kane» oder «Silent Hill: Revelation». Jüngste, zusammen mit Tochter Isabel geschriebene Filme wie der Actionthriller «Rogue» mit Megan Fox sorgten eher für wenig Aufsehen.
Doch Bassett, die 2017 ihr Coming-out als trans Frau hatte, hat auch das seit Jahren erwartete Remake von «Red Sonja» inszeniert, das noch in diesem Jahr in die Kinos kommen soll. Und Episoden von Serien wie «Reacher», «The Terminal List» oder «The Equalizer» (Sky) mit Queen Latifah inszeniert sie auch immer wieder.
#Roger Ross Williams Im Frühjahr 2010 wurde Roger Ross Williams dank seines Kurzfilms «Music by Prudence» der erste Schwarze Regisseur, der einen Oscar gewann. Drei Jahre später widmete er sich mit «God Loves Uganda» dem US-Einfluss auf die anti-queere Gesetzgebung in Uganda. Doch erst im vergangenen Jahr führte endgültig kein Weg mehr vorbei an dem 61-jährigen, der mit seinem Mann in Upstate New York und Amsterdam lebt.
Mit «Cassandro» (Prime Video) über den Titel gebenden, queeren Wrestler, gab er sein Spielfilmdebüt, ausserdem inszenierte er die Dokus «Love to Love You, Donna Summer» und «Stamped From the Beginning» (Netflix) sowie den Vierteiler «The Super Models» (AppleTV+).
#Nicholas Hytner Bereits seit den 1980er Jahren ist Sir Nicholas Hytner eine feste Grösse der britischen Theaterszene, wo er unter anderem «Miss Saigon» oder «The History Boys» zu West End-Hits machte und lange das National Theatre leitete.
Sein erster Kinofilm war 1995 «King George – Ein Königreich für mehr Verstand» mit Nigel Hawthorne und Rupert Everett, es folgten unter anderem «Liebe in jeder Beziehung» (Disney+) mit Jennifer Aniston und Paul Rudd als ihrem schwulen Untermieter, der Ballett-Kultfilm «Center Stage» oder «The Lady in the Van» mit Maggie Smith, wieder einmal geschrieben von seinem guten, ebenfalls schwulen Freund Alan Bennett.
Seit 2017 leitet der die selbstgeründete London Theatre Company mitsamt dem Bridge Theatre, doch auch hinter der Kamera steht der 68-jährige in diesem Frühling wieder, nämlich für das wieder von Bennett geschrieben Kriegsdrama «The Choral» mit Ralph Fiennes.
Gerade fand erstmals das internationale Festival «go drag! munich» statt. Es feierte Drag von weiblichen, trans und nicht-binären Performer*innen – ausgerechnet in München, wo dies von Rechten zum Feindbild erklärt wurden, weil sie in der Stadtbücherei Kindern Geschichten vorlasen. (MANNSCHAFT+).
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