Queere «Paranoia City» nominiert als Buchhandlung des Jahres

Die Auszeichnung ist mit 5’000 Franken dotiert

(Fotos: Facebook)
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Vor anderthalb Jahren übernahmen Auline, Melina und Margot die Zürcher Buchhandlung Paranoia City – und werden nun bereits für einen renommierten Preis vorgeschlagen. In ihren Regalen bieten sie unter anderem queerer, feministischer und antirassistischer Literatur eine Plattform.

Die Zürcher Buchhandlung Paranoia City zwischen dem Helvetiaplatz und dem Bahnhof Wiedikon besteht bereits seit 1975. Gegründet wurde sie als anarchistischer Buchladen, der sich zum Treffpunkt der linken Jugendbewegung entwickelte. Anfang 2020 übernahmen die drei jungen Buchhändlerinnen Auline, Melina und Margot die Leitung.

Gelungene Neuausrichtung Der Übergang habe viel Ungewissheit mit sich gebracht, sagt Auline. «Wir wussten nicht, ob unsere Ideen der Neuausrichtung und Neugestaltung funktionieren werden.» Zwar verkaufen die drei weiterhin auch Wein im Laden, wie das in der Paranoia City Tradition ist. Der Schwerpunkt der Angebote liegt jedoch neu auf feministischer, aber auch queerer und antirassistischer Literatur.

Doch der Wechsel hat offenbar hervorragend funktioniert. So sieht es jedenfalls die Fachjury des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbands (SBVV): Sie nominierte die Paranoia City zusammen mit zwei anderen Geschäften für den Preis «Buchhandlung des Jahres 2021». Die Abstimmung läuft noch bis zum 7. Juni. Der siegreichen Buchhandlung winkt ein Preisgeld von 5’000 Franken (ca. 4’600 Euro).

«Wir wollen Autor*innen, die mit ihren Werken unserer Ansicht nach die Welt freier, gerechter, sensibler und schöner machen, einen Platz geben. Wir wollen Bücher zeigen, die von Lebensrealitäten erzählen, die leise gemacht, pervertiert oder kriminalisiert werden», sagt Auline.

«Dass das, was wir tun, gut ankommt, freut uns sehr. Die Nominierung ist eine schöne Resonanz.»

Mehr Mut zu queerer Literatur Welche Veränderungen haben die Buchhändlerinnen in den letzten Jahren bei queerer Literatur festgestellt? «Wir alle haben noch nicht so lange Einblick in queere Literatur, weshalb wir keine genauen gesellschaftlichen Entwicklungen zeichnen können», erklärt Auline.

«Was wir aber wissen, ist, dass sicher eine Veränderung passiert. Wohl weil so viele Menschen für Sichtbarkeit, Anerkennung und Gerechtigkeit kämpfen. Gewisse Verlage haben vielleicht mehr Mut, ein Buch zu verlegen, das neben der Haupterzählung noch eine queere Nebengeschichte erzählt.»

Offen für Neues sein Solche «nebensächlichen Queergeschichten» würden sie gerne öfter lesen. Oder auch Romane, in denen es um alternative Beziehungs- und Familienkonstrukte geht. Ausserdem sehen sie Autor*innen jenseits des binären Geschlechts noch unterrepräsentiert.

Wichtig sei vor allem, dass dann nicht nur queere Personen solche Geschichten lesen. «Die Menschen sollen realisieren, dass das alle etwas angeht.» Dass die Leute offen sind, erfahren Auline, Melina und Margot immer wieder aufs Neue. «Sie müssen manchmal nur ganz fein herangeführt werden. Das ist ein grosser Teil unserer Arbeit.»

Rund einen Kilometer von der Paranoia City entfernt – am anderen Ufer der Zürcher «Gleismeeres» – findet sich eine neue queere Kultur-Oase. Die Geschichte über die Bar «GLEIS» von Julia und Lou findest du hier.

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