Queer und behindert: «Ableismus geht uns alle etwas an»

Die Aktivistin Luisa L’Audace hat ein Buch zum Thema geschrieben

Aktivistin und Beraterin Luisa L’Audace (Foto: Jan-Ole Lops / luisalaudace.de)
Aktivistin und Beraterin Luisa L’Audace (Foto: Jan-Ole Lops / luisalaudace.de)

Behinderte Menschen werden vielfach diskriminiert – auch in der queeren Community. Damit beschäftigt sich Luisa L’Audace, eine Beraterin für Inklusion und Antidiskriminierung, wie sie sich selbst auf ihrer Homepage beschreibt.

Besonders schlimm ist die Ablehnung von behinderten Menschen auf Dating-Plattformen (MANNSCHAFT berichtete), doch auch im Alltag gibt es zahlreiche Benachteiligungen. Daher ist es wünschenswert, wenn sich die queere Community mit Ableismus auseinandersetzt.

Luisa L’Audace hat dazu jetzt ein gutes 272-Seiten-Buch veröffentlicht. Titel: «Behindert und stolz: Warum meine Identität politisch ist und Ableismus uns alle etwas angeht.»

Ableismus lässt sich nicht in wenigen Worten beschreiben. Hier geht es um Strukturen und Denkweisen, mit denen behinderte und chronisch kranke Menschen unterdrückt werden. Die Autorin schreibt in dem Buch auch viel über ihre persönlichen Erfahrungen.

Das Buch «Behindert und stolz» von Luisa L’Audace (Foto: Edel Verlagsgruppe)
Das Buch «Behindert und stolz» von Luisa L’Audace (Foto: Edel Verlagsgruppe)

Als Kind habe sie sich grosse Mühe gegeben, als nicht-behindert angesehen zu werden. Sie habe geglaubt, «dass alles, was unsere Körper können, und wie sie aussehen, beeinflussbar ist und dass wir alles erreichbar können, wenn wir nur fest daran glauben und hart dafür arbeiten». Doch diese Ansicht habe sich als Irrglaube herausgestellt.

«Die Luisa ist eben ein bisschen anders» In der Schule erlebte die Autorin viele Diskriminierungen. So meinte die Lehrerin zu den Mitschüler*innen: «Die Luisa ist eben ein bisschen anders. Darauf müsst ihr Rücksicht nehmen.» Trotzdem sei das Verhalten ihrer Mitschüler*innen an Boshaftigkeit kaum zu überbieten gewesen, schreibt die Autorin.

Sie wehrt sich gegen die Meinung, dass behinderte Menschen besondere Bedürfnisse haben. «In Wahrheit unterscheiden sich unsere Bedürfnisse nämlich nicht im Geringsten von den Bedürfnissen nicht-behinderter Menschen.» Die Abgrenzung zwischen «uns» und den «anderen» spielt bei Ableismus eine grosse Rolle.

Auch Bezeichnungen wie «gesund» und «normal» sind zu vermeiden. Denn nicht jede Behinderung habe mit einer Krankheit zu tun. Und was zur Norm gehört, wird von der Dominanzgesellschaft vorgegeben. Es ist zu wünschen, dass viele Menschen dieses Buch lesen.

Sind Menschen mit Behinderung automatisch asexuell? Natürlich nicht, aber viele glauben das. Der schwule TikTok-Aktivist Stephen Thomas Smith setzt sich für einen anderen Umgang der LGBTIQ-Community mit Personen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen ein (MANNSCHAFT berichtete).

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