Queer Ikone Christina Aguilera wird 40 – Happy Birthday!
Mit «Beautiful» landete sie eine Hymne der Selbstliebe in der LGBTIQ-Community
Als brave Vorstadt-Schönheit wurde Christina Aguilera weltberühmt, dann legte sie ihr ungeliebtes Image ab und verschob die Grenzen übermässiger Sexualisierung. Jetzt wird die Queer Ikone 40. Benno Schwinghammer (dpa) gratuliert.
Ende der 90er-Jahre war die Entscheidung zwischen Christina Aguilera und Britney Spears für einige wie die Frage, ob man Cola oder Pepsi bevorzuge. Die beiden dominierten die weltweiten Charts und ebneten den Weg für die Teenie-Stars der Gegenwart. Am Freitag (18. Dezember) wird Aguilera nun 40 – die Kultjahre sind lang vorbei, doch das ist ihr gerade recht.
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«Genie In A Bottle» hiess der Song, in dem Aguilera 1999 die unschuldige amerikanische Vorstadt-Schönheit gab, die nur darauf wartet, erobert zu werden. In «What a girl wants» rief sie die Jungs dann zur Zurückhaltung auf. «Ich habe nur geschaut und nicht angefasst, weil in meinem Herzen ein Bild von uns war: Händchen haltend, Pläne schmiedend. Und ich habe Glück, dass Du das verstehst», sang sie.
Die perfekt produzierten Popsongs machten Aguilera mit ihrer mächtigen Stimme zum Weltstar – zuvor kannten Fernsehzuschauer sie aber schon als Moderatorin des «Mickey Mouse Clubs». 1993 war sie 13 Jahre alt und stand neben Britney oder Justin Timberlake vor der Kamera.
Doch nach ihrem Durchbruch gab Aguilera ihr Image als braves Pop-Mädchen bald auf und trennte sich von ihrem Manager, zeigte sich im «Moulin Rouge»-Titelsong «Lady Marmalade» und ihrem Album «Stripped» deutlich freizügiger. Vor allem Text und Video zum Lied «Dirrty» definierten in der Folge, wie weit die Musik-Industrie es mit übersexualisierten Gruppensex-Anspielungen vor knapp 20 Jahren im prüden Amerika treiben konnte. Mit «Beautiful» dagegen landete Aguilera eine Hymne der Selbstliebe auch in der LGBTIQ-Community – Jahre, bevor Inklusion zum Zeitgeist gehörte.
Als im Juni der U.S. Supreme Court in einem historischen Urteil Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verbot (MANNSCHAFT berichtete), feierte Aguilera die Entscheidung bei Instagram mit einem Foto, das sie nackt auf der Regenbogenflagge zeigte. «Der Supreme Court hat entschieden, dass eine Schlüsselstelle des Civil Rights Act von 1964 auch die LGBTQ+-Community vor Diskriminierung am Arbeitsplatz schützt. Macht mich STOLZ!»
Und nach Massaker von Orlando veröffentlichte sie den Song «Change», dessen Erlöse dem «National Compassion Fund» und damit den Opfern und Familien des Attentates im Pulse Club zu Gute kamen (MANNSCHAFT berichtete).
Die vielfache Grammy-Gewinnerin genoss ihr neues, freizügiges Image. Zuletzt bezeichnete sie sich in mehreren Interviews mit Blick auf ihre ersten Jahre im Geschäft als «Puppe» der Industrie und beschrieb die Zeit danach als Phase, in der sie die Sachen verstärkt selbst in die Hand genommen habe. Sie posierte mehrmals halbnackt vor Kameras und küsste bei den «MTV Video Music Awards» 2003 Madonna. Ein kalkulierter Skandal.
In einem Interview mit der London Times vor gut einem Jahr sprach Aguilera darüber, was für eine Belastung die männerdominierte Musikbranche für sie damals dargestellt habe. Auf die Frage im Licht der MeToo-Bewegung, ob es für sie jemals gefährlich geworden sei, antwortete sie: «Ich habe einige Namen, die ich nicht nennen oder auf die ich nicht eingehen werde.» Sie habe definitiv mehr als genug Erfahrungen in dieser Richtung machen müssen.
Mittlerweile ist Aguilera zweifache Mutter und in die nächste, ruhigere Phase ihrer dahinplätschernden Karriere eingetreten. 2018 kam mit «Liberation» ihr erstes Album seit sechs Jahren auf den Markt. Sie betont dabei ihre Unabhängigkeit als Frau in der Gesellschaft. Ein grosser Erfolg wurde die Platte nicht. Daneben machte Aguilera einige Male Ausflüge in die Schauspielerei und war Jurorin bei der Castingshow «The Voice».
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Die turbulenten Welttournee-Zeiten sind vorbei, als «Teenie-Idol» werden längst andere bezeichnet, denen unter anderem Aguilera und Spears den Weg ebneten. Doch Labels mag sie eh nicht mehr übergestülpt bekommen. Den Titel der «Pop-Diva» dürfte sie trotzdem nie los werden.
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