Prozessbeginn: Sexdate mit K.-o.-Tropfen getötet und ausgeraubt?

In Berlin steht ein Musikmanager vor Gericht - und zwei weitere Männer mit Verbindung nach Prag

Eine Statue der Justitia hält eine Waage in der Hand (Symbolfoto: David-Wolfgang Ebener/dpa)
Eine Statue der Justitia hält eine Waage in der Hand (Symbolfoto: David-Wolfgang Ebener/dpa)

Diese Woche begann in Berlin der Prozess gegen einen 35-jährigen Mann aus Nigeria, dem vorgeworfen wird, zwei schwule Männer mit K.-o.-Tropfen betäubt und anschliessend ausgeraubt zu haben. Einer der Männer starb dabei.

Der Angeklagte bestritt diese Woche alle Vorwürfe, berichten Medien. Laut seiner Verteidigung sei er in Bayern bei seiner Ehefrau gemeldet gewesen, habe afrikanische Musiker gemanagt und sei international tätig gewesen, er hätte sein Auskommen gehabt. In Berlin sei er wiederholt im Rahmen seiner Musiktätigkeit gewesen. Auf Online-Dating-Plattformen für Männer hätte er sich nie bewegt.

Doch genau das wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor, verbunden mit dem Vorwurf des schweren Raubes sowie gefährlicher Körperverletzung (MANNSCHAFT berichtete über einen ähnlichen Fall in Berlin).

Zwei Taten sind nun angeklagt. In der Anklage heisst es, der 35-Jährige habe den Betroffenen eine «nicht unerhebliche Menge» GHB heimlich in ein Getränk geschüttet, «um nach dem erwarteten Eintritt der Bewusst- und Wehrlosigkeit wertvolle Gegenstände zu entwenden».

Herzinfarkt nach Intoxikation Ein 52-jähriger Mann, den der Angeklagte im November 2023 in dessen Wohnung in Berlin-Westend betäubt haben soll, starb kurz darauf. Das Opfer sei bereits alkoholisiert gewesen, heisst es, und habe infolge einer durch die Tat verursachten Intoxikation einen Herzinfarkt erlitten, so die Anklage. Der mutmassliche Räuber soll eine hochwertige Uhr, zwei Tablets und Bargeld in Höhe von mindestens 1‘000 Euro entwendet haben.

Drei Wochen zuvor soll der Angeklagte einen damals 64-Jährigen bei einem Treffen in dessen Wohnung in Berlin-Schöneberg durch Liquid Ecsatcy betäubt haben. Handy und Laptop, Bargeld und diverse Karten des Opfers seien geraubt worden, heisst es. Der 64-Jährige musste laut Anklage zwei Wochen im Krankenhaus behandelt werden.

Der Angeklagte wurde Anfang März dieses Jahres festgenommen und befindet sich seither in Untersuchungshaft. Laut Medienberichten sei er durch Fingerabdrücke am Tatort und die Auswertung digitaler Spuren ins Visier der Ermittler*innen geraten.

In einer kurzen Erklärung des Angeklagten hiess es am Donnerstag: «Die Vorwürfe treffen nicht zu.» Der Prozess wird nächste Woche Dienstag fortgesetzt.

Zweiter Fall mit Spur nach Prag Parallel zu diesem Prozess erhob die Staatsanwaltschaft Berlin auch Anklage gegen zwei weitere Männer mit ähnlichem Tatverdacht. Es geht um einen 23- und einen 27-jährigen Mann aus Berlin.

Sie sollten über eine Dating-App für Schwule gezielt Kontakte zu Männern in Prag hergestellt und diese dann in ihren Wohnungen betäubt und ausgeraubt haben.

Die beiden sollen die Kontakte hergestellt und dann im Oktober 2021 nach Prag gereist sein. Der 27-Jährige präparierte demnach Getränke mit K.-o.-Tropfen. Der jüngere Mann soll mit diesen Getränken dann die Opfer in deren Wohnungen getroffen haben, um sie in ihrem betäubten Zustand auszurauben. Am 16. Oktober 2021 soll er einem 40-jährigen Mann so ein Handy geraubt haben.

Einen Tag später sollen die beiden Männer einem weiteren Opfer im Alter von 31 Jahren das Getränk mit K.-o.-Tropfen verabreicht haben, woraufhin der Mann bewusstlos wurde und schwere gesundheitliche Schäden erlitt. Er musste später mehrere Wochen ins Krankenhaus und eine anschliessende Reha besuchen. Dem Mann sollen die beiden Angeklagten ein Smartphone und einen Laptop im Wert von 2’348 Euro geraubt haben.

Dirk P. tötete drei Männer aus der Berliner Schwulenszene. 12 Jahre später beschäftigt sich die Netflix-Doku «Crime Scene Berlin» mit dem Fall (MANNSCHAFT berichtete).

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