Proteste gegen Gender-Leitfaden erfolgreich

Bei der SPÖ in Kärnten räumt man Fehler ein

In Tübingen wurde das Wort Besucher auf einem Schild mit dem Zusatz :innen versehen (Foto: Marijan Murat/dpa)
In Tübingen wurde das Wort Besucher auf einem Schild mit dem Zusatz :innen versehen (Foto: Marijan Murat/dpa)

Nach heftiger Kritik wurde in Österreichs südlichstem Bundesland ein Gender-Leitfaden zurückgezogen. Vor allem die rechtsgerichtete FPÖ lief dagegen Sturm.

Von Christian Höller

71 Seiten umfasst der Gender-Leitfaden, den die Kärntner Landesregierung beschlossen hat. «Kärnten lebt im 21. Jahrhundert in Vielfalt, Buntheit, Respekt und Toleranz und steht für Gleichheit und Chancengerechtigkeit», betonte Landeshauptmann Peter Kaiser von der Sozialdemokratischen Partei (SPÖ). Der Leitfaden sollte eine Orientierungshilfe für die Verwaltung darstellen. Er «zielt darauf ab, einerseits durch Sprache Bewusstsein zu schaffen», andererseits sollten Personen «rechtlich korrekt» angesprochen werden – wie im Falle des vom österreichischen Verfassungsgerichtshof bestätigten dritten Geschlechts.

In dem Leitfaden ist eine geschlechtsneutrale Sprache vorgesehen. So soll aus dem «Gast» eine «Besuchsperson» werden, aus dem «Hausmeister» eine «Fachkraft für Gebäudemanagement». Hiess es früher «fachmännisch» soll nun das Wort «fachkundig» verwendet werden. Statt «Chefsache» soll es «Sache von oberster Priorität» heissen. Aus «Vater» oder Mutter» soll ein «Elternteil» werden, aus dem «Vaterland» ein «Heimatland». Aus «Mitarbeitergespräche» sollen «Mitarbeitendengespräche» werden. Ein «Autor» soll eine «literaturschaffende Person» werden, der «Polizist» wird zur «Polizeikraft» und ein «Patient» zur «behandelten Person». Statt «Sieger» soll es den «ersten Platz belegende Person» heissen. Und der «Bäcker» wird zur «Fachkraft für Bäckerei», ein «Täter» wird zur «Unrechtsperson».

Die Vorgaben sollten im «gesamten Schriftverkehr der Verwaltung» gelten – sowohl im Amt der Kärntner Landesregierung als auch in den Bezirkshauptmannschaften und nachgeordneten Dienststellen, insbesondere E-Mails, Broschüren, Presseartikel, Drucksorten, Mitteilungen, Flyer, Briefe, Formulare, Newsletter, Webseiten.

Dieser Leitfaden sorgte für Empörung. Vor allem die rechtsgerichtete Freiheitliche Partei (FPÖ) protestierte. Der Kärntner FPÖ-Chef Erwin Angerer sprach von einem «Gender-Wahnsinn». Seinen Worten zufolge gebe es derzeit «wirklich wichtigere Dinge, in die wir Zeit, Geld und Personalressourcen investieren müssen, als in die unnötige Verkomplizierung der Beamtensprache. So einen Irrsinn würde es unter einem freiheitlichen Landeshauptmann nicht geben», so der Politiker. Auch die konservative Volkspartei (ÖVP) sprach sich gegen den Leitfaden aus.

Nach den Protesten machte die Kärntner Landesregierung nun einen Rückzieher. Landeshauptmann Kaiser räumte ein, dass das veröffentlichte Gender-Wörterbuch «in einigen Passagen» überzogen sei. Der Landeshauptmann fordert nun ein österreichweit einheitliches Gender-Nachschlagewerk, «auch um Rechtssicherheit zu schaffen». Es gäbe in Österreich viele unterschiedliche Genderleitfäden, die zum Teil ähnliche Formulierungsvorschläge für den internen Gebrauch enthalten wie der seitens der Fachabteilung in Kärnten erstellte.

Kaiser verlangt von der Bundesregierung in Wien diesbezügliche einheitliche Regeln: «Österreich braucht nicht neun oder mehr unterschiedliche Regelungen. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, einen österreichweit einheitlichen Vorschlag zu erarbeiteten.»

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