Pronomen-Streit in Wyoming: Frau misgendert Politiker und geht viral
Ein Video aus dem Senat von Wyoming sorgt für viele Klicks: Eine Anwohnerin spricht den Vorsitzenden mit «Madame» an. Der US-Bundesstaat hatte zuvor beschlossen, dass man auf bevorzugte Pronomen nicht mehr Rücksicht nehmen muss.
Aufnahmen eines Videocalls aus dem Senat von Wyoming gehen um die Welt. Der US-Bundesstaat will den Begriff «Frau» im Gesetzesentwurf «What is a Woman Act» rechtlich festlegen. Nur Personen, die über weibliche Genitalien verfügen, sollen sich als Frau identifizieren dürfen. Während der Anhörung kommt es zu einer Wortmeldung von Britt Boril, einer Einwohnerin aus der Stadt Casper. Sie spricht sich gegen das geplante Gesetz aus und befürchtet, dass Frauen sich invasiven Genitaluntersuchungen unterziehen werden müssen.
Boril provoziert den vorsitzenden Senator, den Republikaner Tim French, gleich zu Beginn ihrer Wortmeldung, indem sie ihn mit «Danke, Frau Vorsitzende» anspricht. Der Hintergrund: Nur wenige Tage zuvor hatte das Parlament von Wyoming eine neue Regelung erlassen. Darin steht, dass staatliche Angestellte nicht mehr verpflichtet werden dürfen, die bevorzugten Pronomen einer Person zu verwenden.
French unterbricht Boril gleich nach der Anrede und sagt: «Sie können mich Herr Vorsitzender nennen, wenn Sie wollen.»
Boril entgegnet: «Nun, ich kann nicht dazu gezwungen werden, Ihre bevorzugten Pronomen zu verwenden. Sie haben alle dafür gestimmt.»
Dem Republikaner bleibt nichts anderes übrig, als die Anrede so stehen zu lassen. Er weist Boril lediglich darauf hin, dass sie für ihre Wortmeldung nicht mehr viel Zeit habe.
Die Videoaufnahmen verbreiteten sich schnell in den sozialen Medien und wurden millionenfach angesehen. Viele Nutzer*innen lobten Borils Vorgehen als «bewusste regelkonforme Provokation». French sei durch die Gesetzgebung seiner eigenen Partei in eine widersprüchliche Situation geraten. Einige machten sich über seine Reaktion lustig, indem sie ihn in den Kommentaren weiterhin als «Frau Vorsitzende» bezeichneten und schrieben: «Warum wird Frau Vorsitzende so emotional?»
Wiederum andere Nutzer*innen kritisierten jedoch, dass der Witz rund um die falsche Anrede des Politikers von der eigentlichen Thematik ablenke: der Inhalt von Borils Wortmeldung. Sollte der «What is a Woman Act» vom Parlament in Wyoming angenommen werden, würde das die Würde sämtlicher Frauen im Bundesstaat antasten, sagte Boril im Videocall: «Müssen künftig die Genitalien der Frauen untersucht werden, damit sie eine öffentliche Toilette aufsuchen dürfen?»
«Das wäre ein unverhältnismässiger Eingriff des Staats, der für Frauen eine Gefahr darstellt», sagt sie weiter. Die Politik solle sich um Themen kümmern, die «wirklich wichtig» seien.
Mehr: Das Stonewall-Denkmal gedenkt trans Personen nicht mehr, Google entfernt in seinen Kalendern Hinweise zu Aktionsmonaten von Minderheiten. In den USA verschwinden gerade die Spuren von Gruppen, die in der Gesellschaft unterrepräsentiert sind(MANNSCHAFT-Story).
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