Prinz Harry: Eine einstige Schwulenikone wird 40
In den letzten 10 Jahren hat sich viel verändert
Der royale Aussteiger wird 40. Was ihn zur Schwulenikone Grossbritanniens machte und weshalb zu seinem Geburtstag die Gerüchteküche brodelt.
Am 15. September wird Prinz Harry 40. Der jüngere Bruder des britischen Thronfolgers sorgte einst als Enfant Terrible des Könighauses für Schlagzeilen, unter anderem wegen seiner Party-Exzesse und seines Alkoholkonsums. Einen Skandal verursachte er 2005 mit seinem Kostüm als Nazi-Soldat mit Hakenkreuz, 2012 tauchten Nacktfotos von ihm bei einer privaten Party in Las Vegas auf. Im gleichen Jahr kürte ihn die britische Zeitschrift zur «Gay Icon».
Daraufhin fertigte der Pop-Art-Künstler Mike Bliss ein Wandgemälde des Prinzen für die Schwulenkneipe «Manbar» an. Damals sagte der Barbesitzer gegenüber den Medien: «Er ist ein echter Mann. Er ist frech, sexy und sympathisch. Das macht ihn zum Vorbild für uns alle und zu einer Ikone für Schwule.»
Es war jedoch nicht nur sein Rebellieren gegen das royale Etablissement oder das exzessive Partyleben, das ihm in der britischen Community den Status einer Schwulenikone bescherte. Prinz Harry sprach sich in der Vergangenheit mehrmals für LGBTIQ-Rechte aus, unter anderem im Zusammenhang mit der Öffnung der Ehe oder der Konversionstherapie. Ähnlich wie seine Mutter, Prinzessin Diana, engagiert sich Prinz Harry auch gegen die Stigmatisierung im Zusammenhang mit HIV/Aids und gründete dafür 2006 eine eigene Stiftung. 2018 startete er gemeinsam mit Elton John eine Aids-Kampagne.
In seiner 2013 erschienenen Autobiografie «Out in the Army» schrieb der offen schwule Soldat James Wharton unter anderem über seinen Militärdienst und Prinz Harry, der 2008 sein Panzerkommandant gewesen war. In dieser Funktion habe der Royal andere Soldaten zurechtgewiesen, die ein Problem mit Whartons Sexualität hatten (MANNSCHAFT berichtete).
Seither ist viel geschehen. Prinz Harry heiratete die Schauspielerin Meghan Markle, hat zwei Kinder und lebt seit 2020 in den USA. Aus der Royal Family ist er raus, mit Vater Charles, vor allem aber mit William hat er sich grundlegend verkracht. Wenn er nach Grossbritannien reist – wie angeblich jüngst heimlich zur Beisetzung eines Onkels – redet er mit seinem Bruder laut Medienberichten kein Wort.
Pünktlich zu Prinz Harrys 40. Geburtstag am 15. September überschlagen sich die Boulevardmedien einmal mehr. Will der royale Aussteiger mehr Zeit im Vereinigten Königreich verbringen – oder gar zurückkehren?
Die britsche Presse spekuliert Der Herzog von Sussex, wie sein Titel lautet, habe seinen «amerikanischen Lebensstil» satt, wurde spekuliert. Die Mail on Sunday schrieb, Harry habe alte Kumpel und ehemalige Royals-Mitarbeiter aus früheren Zeiten kontaktiert. Eine Quelle vertraute der Sun an: «Harry fühlt sich in Kalifornien immer isolierter, weshalb er wieder Kontakt zu alten Freunden in der Heimat aufnimmt.» Und der Mirror wollte erfahren haben, dass Harry mit seinen Beratern in den USA unzufrieden sei. Erst vor kurzem hatten er und Herzogin Meghan sich einmal mehr von ihrem Kommunikationschef getrennt – nach nur drei Monaten im Amt.
«So wie die Dinge stehen, ist es sehr schwer vorstellbar, dass der Herzog von Sussex wieder in Vollzeit seinen königlichen Pflichten nachkommt», sagt jedoch der Royals-Experte Craig Prescott der Deutschen Presse-Agentur. Der Verfassungsrechtler von der Royal Holloway University of London verweist darauf, dass Harry und Meghan wiederholt scharfe Vorwürfe gegen verschiedene Mitglieder der Royal Family erhoben haben. Mit Harrys Vater König Charles III., seiner Stiefmutter Queen Camilla, Bruder und Thronfolger Prinz William und dessen Ehefrau Prinzessin Kate waren die prominentesten Royals von der Kritik besonders betroffen.
«Selbst, wenn er zurückkehren wollte, ist es schwer vorstellbar, wie er in diesem Zusammenhang eine führende Rolle spielen könnte», sagt Prescott. «Es müsste eine Art Versöhnung zwischen Prinz Harry und dem Rest der Familie geben, bevor er überhaupt an eine Rückkehr denken könnte.»
Tatsächlich dauerte es nicht lange, da wurden die angeblichen Heimkehrwünsche auch schon wieder dementiert. Harrys Hauptwohnsitz werde in den USA bleiben, berichtete unter anderem die BBC. Ein Grund ist dabei auch ein Streit über Sicherheit für Harry und seine Familie – in Grossbritannien wäre das Interesse an ihnen deutlich grösser als in Kalifornien.
Klar ist: Auch wenn er Tausende Kilometer entfernt ist, die Schlagzeilen in Grossbritannien gehören Harry. So wie neulich, als er gemeinsam mit Ehefrau Meghan für vier Tage nach Kolumbien reiste, auf Einladung der Vizepräsidentin. Britische Medien berichteten mit grossem Interesse über das Programm des Paares. Dabei sind die beiden nicht mehr im Auftrag von Krone und der Regierung Seiner Majestät in London unterwegs. Vielmehr geht es um gesellschaftliche Projekte, die Meghan und Harry als Privatleute vorantreiben.
Den 30. Geburtstag feierte er mit Bruder William Seit Harrys letztem runden Geburtstag vor zehn Jahren hat sich sein Leben komplett verändert, wie die Zeitung Telegraph bemerkt. Mit 30 hatte er eben die Armee verlassen, für die er zwei Mal in Afghanistan kämpfte – und dabei nach eigenen Angaben mehrere Taliban tötete –, galt als beliebtestes Mitglied der Royal Family und erwog seine künftigen Optionen. Bruder William schmiss für den damals Vierten der Thronfolge eine schicke Party, Vater Charles spendete dafür Champagner.
Im Namen der Krone tritt er seit seiner «Flucht in die Freiheit» vor mehr als vier Jahren, wie er die Auswanderung in die USA selbst nannte, nicht mehr auf. Dafür hat er millionenschwere Verträge über Bücher und Netflix-Dokus unterschrieben. In den Beliebtheitsumfragen liegt nur noch sein Onkel Prinz Andrew hinter ihm, der wegen Verstrickung in einen Skandal um sexuellen Missbrauch in Ungnade gefallen ist.
Ganz ausschliessen wollen Experten wie Craig Prescott nicht, dass Harry irgendwann heimkehrt. «Die Tür steht offen», sagt Prescott. «Sein Status als Königliche Hoheit wurde ihm nicht entzogen, er darf nur nicht verwendet werden, und er behält grundsätzlich seine Position als Staatsrat – vorausgesetzt, er ist oder wird wieder im Vereinigten Königreich ansässig.» Ändern sich manche Dinge, wäre es verhältnismässig leicht, in die Royal Family zurückzukehren. Vorstellbar sei etwa eine schrittweise Eingliederung, die zum Beispiel auf seiner Arbeit bei den Invictus Games aufbaut, sagt Prescott.
Für die Royals selbst wäre eine Heimkehr des verlorenen Sohnes durchaus zuträglich. Zwar ist Charles bei den meisten Briten beliebt – aber die jüngere Generation sieht ihn umso kritischer. Gerade in dieser Gruppe bekamen Meghan und Harry immer positive Noten. «Die Unterstützung für die Monarchie ist bei den unter 35-Jährigen schwächer, und der Verlust der Sussexes hat in dieser Hinsicht überhaupt nicht geholfen», sagt Prescott.
Es ist sehr wahrscheinlich, dass sich auch die britische LGBTIQ-Community über eine Rückkehr ihrer einstigen Ikone freuen würde.
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