Warum FLINTA-Spaces Raum für alle schaffen können

Ein Berliner Kollektiv zeigt, wie Achtsamkeit und Inklusion zusammenpassen

Symbolbild
Symbolbild (Bild: Palash Jain, Unsplash)

FLINTA im Fokus, alle willkommen – ein queer-feministisches Kollektiv in Berlin bietet mit seinen sexpositiven Techno-Partys einen sicheren Raum für Vielfalt. Doch wie schafft man Inklusion ohne Kategorisierung? Ein Kommentar* von Anastasia Biefang.

Seit einigen Jahren bin ich Teil eines (wunderbaren) queer-feministischen Kollektivs in Berlin. Viermal im Jahr veranstalten wir eine sexpositive Techno-Party. Unser Fokus: FLINTA. Aber auch queer-freundlich. Und natürlich all genders welcome.

Das ist unser Ansatz, seit es diese Partyreihe gibt. Wir verstehen uns als inklusiv. FLINTA stehen im Vordergrund. Angefangen an der Tür, über die Auswahl unserer DJs, bis hin zum Dancefloor und natürlich im Darkroom. F für Frauen, L für Lesben, I für Intergeschlechtliche, N für Nicht-Binäre, T für trans Personen und A für Agender.

Die Party bietet einen sexpositiven Raum, in dem sich FLINTA-Personen sicher fühlen können und nicht an den Rand gedrängt werden, wo sie ihren Platz einfordern können und sollen. Consent und Awareness sind unverhandelbare Leitprinzipien für uns als Veranstalter*innen sowie für unsere Gäste. Wir kommunizieren unsere Werte über unsere Social-Media-Kanäle vor jeder Party und in Gesprächen während der Party. Die Kommunikation mit und in der Community ist für uns unfassbar wichtig.

Es ist für uns immer wieder eine neue Herausforderung, in einem solchen Raum Sicherheit mit Achtsamkeit und gleichzeitig Inklusion zu verwirklichen. Wir wollen Menschen nicht kategorisch ausschliessen. Das erlebe ich zu oft in der queeren, meist cis-männlich schwulen Szene. Der kalte Hinweis «Men Only» zieht eine klare Grenze und schliesst kategorisch aus. Zu oft auch noch trans männliche und AFAB-Personen1.

Wir sind kein FLINTA-Only-Raum. Und wir sind kein Raum für nur weiblich gelesene Personen. Und das können wir per Definition auch nicht sein. An der Tür sehe ich nicht, wer FLINTA ist und wer nicht. Und wir fragen bestimmt auch nicht danach. Wir teilen Menschen nicht in Kategorien ein, um sie in unseren Raum zu lassen. Das widerspricht zutiefst unseren Werten.

Die Tür ist oft ein traumatischer Ort für viele Menschen, die einen Club betreten wollen. Eine Abweisung aufgrund des Aussehens ist verletzend und respektlos. Trans Personen zu fragen, ob sie «wirklich» trans sind, ist transfeindlich. Fragen zur Geschlechtlichkeit verbieten sich. Wahrnehmbare sichtbare Merkmale als Kriterium zu nehmen, verkennt die Vielfalt unserer Community und spricht Menschen das Recht auf eine selbstbestimmte Identität ab.

Was wir aber erwarten, ist, dass sich unsere Gäste mit der Party und ihren Werten auseinandergesetzt und zumindest unser Instagram-Profil gelesen haben. Das Gespräch in der Begegnung mit uns ist für uns entscheidend. Meistens geht es um die Frage, ob die Person glaubt, dass diese Party der richtige Ort für sie ist.

Wir setzen auf Vertrauen und Ehrlichkeit in Bezug auf die eigenen Privilegien. Wir setzen auf einen fortwährenden Dialog, gerne auch einen kritischen Diskurs mit uns. Wir alle haben nicht die Deutungshoheit über Geschlecht oder dessen Wahrnehmung, also massen wir sie uns auch nicht an. Nicht an der Tür, nicht auf dem Dancefloor und erst recht nicht im Darkroom. Und so bleibt auch das all ewig deutende und bestimmende Patriarchat draussen. Getreu dem Motto: Du heute nicht.

1 AFAB = «Assigned Female at Birth» und bezeichnet Personen, denen bei der Geburt aufgrund ihrer körperlichen Merkmale das weibliche Geschlecht zugewiesen wurde. Nicht alle identifizieren sich im späteren Leben als Frauen; einige können sich z.B. als nicht-binär, trans oder genderqueer identifizieren.

Anastasia

Die trans Perspektive

Anastasia Biefang war die erste trans Kommandeurin der deutschen Bundeswehr und Protagonistin des Films «Ich bin Anastasia». Sie wohnt in Berlin.

[email protected] Illustration: Sascha Düvel

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