Wenn Primzahlen gefährlich werden
Die neue Thrillerserie zeigt, wie Primzahlen Verbrechen aufklären – und Leben zerstören können.
Mathematik wird zur Gefahr: In der neuen Serie «Prime Finder» steht der Cambridge-Doktorand Edward Brooks (Leo Woodall) plötzlich im Zentrum einer weltweiten Verschwörung.
Mathematiker in Film und Fernsehen müssen nicht zwangsläufig sozial inkompetente Fachidioten sein, die sich bloss hinter ihrer Brille verstecken und atemlosen Zahlen zu Papier bringen.
Sie können durchaus auch – man erinnere sich an die inzwischen schon 20 Jahre alte Serie «Numb3rs» – erfolgreich zur Aufklärung von Verbrechen beitragen. Verantwortliche Produktionsfirma war damals die von Ridley Scott – und genau mit «Prime Finder» (im Original: «Prime Target») geht Scott Free nun noch einen Schritt weiter.
Denn dieser Tage, so heisst es in diesem neuen, ab dem 22. Januar bei AppleTV+ laufenden Achtteiler, sind Mathematik-Nerds vermutlich die gefährlichsten Menschen der Welt.
Bis Edward Brooks (Leo Woodall, freizügig bekannt aus der zweiten Staffel von «The White Lotus») auf diesen Trichter kommt, dauert es ein wenig. Der junge Mann ist Doktorand in Cambridge und dem Vernehmen nach auf seinem Studiengebiet eines der ganz grossen Talente.
Trotzdem ist sein Doktorvater Professor Mallinder (David Morrissey) unzufrieden mit Edwards Arbeit: von Primzahlen als Forschungsthema scheint er nicht viel zu halten und rät lieber dazu, sich anderen Herausforderungen zu stellen.
Als allerdings Mallinders Ehefrau, die Historikerin Andrea Lavin (Sidse Babett Knudsen), davon ausgeht, dass bei einer Explosion in Bagdad das lange verschollen geglaubte Haus der Weisheit gefunden wurde, glaubt Edward auf ersten Fotos von dort Formeln an den Wänden auszumachen, die genau den Mustern aus seiner Dissertationsthese zu entsprechen scheinen.
Auch Mallinder versetzt die Entdeckung in Aufregung, hatte doch vor 30 Jahren schon einmal eine ihm nahestehende Cambridge-Studentin wichtige Entdeckungen in Sachen Primzahlen gemacht. Ein paar Nachforschungen dazu und ein erschreckendes Ereignis stellen Edwards Welt alsbald ganz schön auf den Kopf. Doch erst als sich mit Taylah Sanders (gespielt vom nicht-binären Shooting Star Quintessa Swindell) eine Agentin des amerikanischen NSA an seine Fersen heftet, beginnt er zu ahnen, wie wichtig – oder gefährlich – seine Forschung für einige offenbar sehr mächtige Menschen zu sein scheint.
Die an dieser Stelle vage Inhaltsbeschreibung ist natürlich einerseits der Spoiler-Gefahr geschuldet. Andererseits liegt sie auch daran, dass der Plot bei «Prime Finder» doch bedauerlich langsam in Fahrt kommt. Bis man mal einigermassen umrissen hat, wohin die Reise wirklich geht, und vor allem endlich richtig Schwung in die Sache kommt, sind locker vier Folgen vorbei.
Da hat die von Steve Thompson entwickelte und Brady Hood inszenierte Serie schon mehr als einmal riskiert, dass man einfach abschaltet. Denn ein Cliffhanger pro Episoden-Ende ist heutzutage nicht mehr automatisch genug, um dranzubleiben.
Dass die Spannung in der zweiten Serienhälfte deutlich anzieht, entschädigt für einiges, ebenso die erkennbar hohen Produktionsstandards oder nette Drehbucheinfälle wie der, dass der Held im Zentrum mal kein Hetero ist und es zwischen ihm und Taylah funkt, sondern Edward sich lieber in Barkeeper Adam (Fra Fee aus «Lost Boys and Fairies») verguckt.
Die unentschlossene Figurenzeichnung, manch halbherziger Dialog und selbst Woodall und Swindell an der Spitze des Ensembles (zu dem auch Stephen Rea und Martha Plimpton gehören) sorgen allerdings meist doch dafür, dass «Prime Finder» letztlich eine Serie ist, die nie ganz das Niveau erreicht, das sie zu haben vorgibt.
Drei Moderatorinnen führen durch den ESC 2025. Sven Spiney und Mélanie Freymond sind die Hosts des Public Viewings im St-Jakob-Park (MANNSCHAFT berichtete).
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