Premiere: Queeres Festival im Kosovo setzt Zeichen der Akzeptanz
Am Freitag geht es los
Der Kosovo bereitet sich auf ein historisches Ereignis vor: Das erste queere Festival steht bevor. Inmitten der Hauptstadt Pristina wird Vielfalt gefeiert, Kunst präsentiert und Solidarität gestärkt.
Pristina ist die Hauptstadt der Republik Kosovo, wo 2017 die erste Pride stattfand (MANNSCHAFT berichtete). Dieses Jahr ist sie Schauplatz für das erste queere Festival. Auf die Beine gestellt und organisiert wird es von dem Kollektiv der beiden queeren Gemeinschaften «Dylberizm» und «Hyjneshat».
Auf der Seite von Dylberizm heisst es, die Gesellschaft verweigere Albaner*innen, die nicht der heterosexuellen/cis-geschlechtlichen Mehrheit angehören, aufgrund ihrer Identität die Teilnahme an den wichtigsten wirtschaftlichen, politischen, kulturellen und sozialen Aktivitäten.
Die Bildungseinrichtungen des Landes hätten es nicht nur versäumt junge Menschen über Fragen der Sexualität und des Geschlechts aufzuklären, sondern auch die Diskriminierung und den Hass gegen queere Menschen geschürt, indem sie Fakten, sexistische und homophobe Terminologie verwendet hätten.
Vorreiter der queeren Welt Albaniens war jedoch Binlberizm, eine Bildungsseite auf Instagram, die im Jahr 2018 von unabhängigen, kosovarischen, queeren Aktivist*innen erstellt wurde. MANNSCHAFT spricht mit Roni Idrizaj, dem Kurator des Filmprogramms des Festivals. Darüber hinaus erforscht, erkundet und dokumentiert er die queere Bewegung im Kosovo, auch schon in der Vergangenheit.
Wie entstand die Idee, das erste queere Festival zu organisieren? Die entstand aus dem Bedürfnis heraus, queere Talente ins Rampenlicht zu rücken. Obwohl die Pride-Week bereits seit 2017 stattfindet, ist sie eher formeller Natur. Wir verspürten eine Lücke bei der Präsentation queerer Kunst und Kultur. Alles begann, als sich Dylberizm mit Hyjneshat im Kollektiv zusammenschloss. So sprangen im Laufe der Zeit weitere Partner ein, um das Festival zu unterstützen: Das Kino Armata, die Gemeinde Pristina, das Ministerium für Kultur, Jugend und Sport, die niederländische, die deutsche, und die britische Botschaft, und noch viele Unterstützer mehr.
Welche Ziele seht Ihr im Festival? Wir wollen die queere Kultur feiern und rechnen mit einem grossen Andrang. Wir wollen den Reichtum und die Vielfalt, durch verschiedene künstlerische Ausdrucksformen, Darbietungen und Aktivitäten, zeigen. Darüber hinaus wollen wir die Sichtbarkeit erhöhen, und eine lebendige Präsenz der Community im Kosovo schaffen, Akzeptanz und Verständnis fördern.
Wir bieten einen sicheren und unterstützenden Raum, in dem Queers ihre Geschichten und Erfahrungen teilen können! So fördern wir auch das Gefühl der Selbstbestimmung und des Stolzes. Doch es geht auch darum, Allies miteinzubeziehen. Sie sind herzlich dazu eingeladen am Festival teilzunehmen. Wir wollen den Dialog und die Solidarität fördern. Ein wichtiges Ziel ist auch die Förderung von Gleichberechtigung und Inklusion. Durch künstlerischen Ausdruck, und sozialen Aktivismus setzen wir uns dafür ein.
Welche Künstler*innen konntet Ihr engagieren? Lokale Talente, wie Erblin Nushi, Leart Rama und Ilir Hasanaj, deren Arbeiten queere Themen berühren, werden ins Rampenlicht gerückt. Etwa Qerkica, eine trans Frau. Sie wird die Melodien zurückbringen, mit denen sie in den 90er Jahren gejammt hat. Edon Shileku wird auftreten, und die wilden Dragqueens Adelina Rose, Sultanesha Turkan, und Lila, eine Albanerin aus Zürich, ebenfalls. Und es wird international: Miss Bashful und DBBD, sowie «Private School Latina› werden in der Rave-Night mit Beats einheizen. Doch auch eine Reihe von Filmemachern aus Spanien, Bosnien und Herzegowina, und der Türkei werden erwartet.
Im Kino Armata werden unter anderem folgende Filme zu sehen sein: «Maldita, a Lovesong to Sarajevo», aus dem Jahr 2022, «Four Pills at night» (2021), und «Iris» aus dem Jahr 2020.
Das erste, queere Festival des Kosovo findet vom 1. bis zum 3. September in Pristina statt (Festivalprogramm auf der Facebook-Seite Prishtina Queer Festival).
Viele queere Menschen engagieren sich ehrenamtlich – aus Eigeninitiative oder sie arbeiten in Vereinen und Organisationen, die sich mit LGBTIQ-Fragen, mit Sichtbarkeit und Selbstbestimmung beschäftigen. Das wollen wir auch dieses Jahr wieder besonders würdigen. Freiwillige vor! MANNSCHAFT sucht die Queeros 2023!
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