Petition will queere Identitäten in Luxemburgs Schulen ausgrenzen
Rosa Lëtzebuerg spricht von «Zensur»
Mit Besorgnis stellt der Verein Rosa Lëtzebuerg fest, dass eine Petition die Regierung auffordert, LGBTIQ-Themen aus den Lehrplänen von Minderjährigen zu streichen. Dies geschah kurz nach der Luxembourg Pride. In einem offenen Brief bekundet der Verein nun seine Bedenken.
Es wurde mit Überraschung festgestellt, dass eine Petition als zulässig angesehen wird, die LGBTIQ-Identitäten als Ideologie behandelt, über die Eltern nach eigenen Werten und Überzeugungen aufklären sollen oder eben nicht, wodurch Ausgrenzungen geschaffen werden, so der Verein in dem Offenen Brief, den u.a. auch Organisationen und Institutionen wie das «Musée National de la Résistance et des Droits Humains» und «Planning Familial» unterzeichnet haben.
Die Petition Nr. 3198 geht davon aus, so das Verständnis der Unterzeichnenden, dass die Kenntnis über queere Identitäten eine psychopädagogische Störung hervorrufen kann. Ausserdem wurde darauf hingewiesen, dass das Unsichtbarmachen eine klare Ausgrenzung der LGBTIQ-Community darstellt, was als ein queerfeindlicher Akt betrachtet wird.
Dementsprechend werden die ethischen Prinzipien, die eine Petition erfüllen muss, nicht respektiert. Diese Petition verstösst gegen Menschenrechte sowie gegen das Engagement der Regierung im Koalitionsvertrag für eine inklusive Bildung und ignoriert dabei empirische und wissenschaftliche Realitäten.
Die Petition habe nur drei Tage nach ihrer Veröffentlichung bereits die erforderlichen 4’500 Unterschriften erreicht und werde entsprechend von rechtsextremen Politiker*innen, wie z.B. einem Abgeordneten der Alternativ Demokratesch Reformpartei (ADR), kommentiert, einer katholisch-fundamentalistischen und rechtspopulistischen Partei. Dies trage erneut zu einem anti-queeren Diskurs bei, der sich in den letzten Jahren verschärft habe. An diesem Montag sind es bereits über 9’000 Unterschriften, die Petition läuft noch bis Ende August.
Ein solches Verbot würde eindeutig Zensur darstellen und erinnert an Gesetzesinitiativen aus anderen Ländern, wie beispielsweise Russland oder Ungarn, ebenso wie an das «Don’t say gay»-Gesetz, das im US-Bundesstaat Florida umgesetzt wurde (MANNSCHAFT berichtete).
Es wird darauf hingewiesen, dass trotz langjähriger Forderungen der queeren Community und verbündeter Organisationen in Luxemburg und wie auch eine Studie der Uni.lu mit dem Titel «Les représentations du genre dans les manuels scolaires – Une étude à l’école secondaire luxembourgeoise» (Geschlechterdarstellungen in Schulbüchern – Eine Studie an der luxemburgischen Sekundarschule) von 2023 zeigt, LGBTIQ-Themen nach wie vor nicht konsequent im Schulprogramm integriert sind.
Das Unsichtbarmachen queerer Identitäten im Unterricht führe dazu, dass Kinder einerseits möglicherweise nie mit diesen Lebensrealitäten in Kontakt kommen, fremde Vorurteile übernehmen oder, im Falle, dass sie selbst betroffen wären, ihre eigene Identität nicht in einem geschützten Bereich kennenlernen können und sich so alleingelassen fühlen, so der Verein.
Die Petition verletze die Menschenrechte queerer Minderjähriger, ihrer Eltern und der queeren Gemeinschaft in Luxemburg insgesamt. Der Verein betont, dass eine umfassende Aufklärung über emotionale und sexuelle Gesundheit ein wichtiges Mittel zur Prävention von Gewalt, Missbrauch und Diskriminierung sei. Diese Art der Prävention gehöre eindeutig zu den Rechten des Kindes.
Selbstverständlich müsse jede Form von schulischen Inhalten immer dem jeweiligen Alter der Schüler*innen angepasst sein. Das Unsichtbarmachen von Lebensidentitäten, die Teil unserer Gesellschaft sind, diene aber weder den Kindern noch der Gesellschaft, am allerwenigsten den queeren Kindern bzw. den Kindern aus Regenbogenfamilien. Die Rolle der Schulen bestehe laut Rosa Lëtzebuerg darin, über die vielfältige Gesellschaft aufzuklären, und dies frei von Vorurteilen.
Welche Fragen zu Sexualität und Identität gehen Jugendlichen durch den Kopf? LGBTIQ-Menschen und Allys versuchen ihnen im Klassenunterricht eine Antwort zu geben. Wir drücken mit Barbara, Noeh und Peter die Schulbank (MANNSCHAFT+).
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