Pete Buttigieg als nächster Vize-Präsident der USA?
Die Karten werden neu gemischt
Überraschung am Sonntag: US-Präsident Joe Biden verzichtet auf seine Kandidatur und schlägt Harris vor. Als dessen möglicher Vize wird erstaunlich oft der Name des schwulen Verkehrsministers genannt.
Von Christiane Jacke, Julia Naue, Magdalena Tröndle und Luzia Geier, dpa
US-Präsident Joe Biden will bei der Wahl im November nicht länger für eine zweite Amtszeit antreten und hat seine Stellvertreterin Kamala Harris als Ersatzkandidatin vorgeschlagen. Obwohl es seine Absicht gewesen sei, sich um eine Wiederwahl zu bemühen, glaube er, dass es im besten Interesse seiner Partei und des Landes sei, wenn er sich zurückziehe und ausschliesslich auf sein Amt konzentriere, schrieb der Demokrat in einer Erklärung. Harris erklärte, dass sie Präsidentschaftskandidatin werden wolle.
In den vergangenen Wochen war der 81-Jährige wegen seines mentalen Zustandes in der eigenen Partei massiv unter Druck geraten. Bidens Rückzug so kurz vor der Wahl ist eine dramatische Wende und verursacht weiteres Chaos in einem ohnehin historischen US-Wahljahr.
Biden kündigte an, die Nation im Laufe der Woche ausführlicher über seine Entscheidung informieren zu wollen. Er teilte seinen Rückzug in den sozialen Medien X, Facebook und Instagram mit. Kurz darauf schrieb er, dass die 59-jährige Harris seine volle Unterstützung habe, als Kandidatin der Demokraten bei der anstehenden Wahl anzutreten. Die Demokraten müssen nun in kürzester Zeit umsatteln und die Nachfolge regeln. Sie nominieren ihre*n Präsidentschaftskandidat*in offiziell bei einem Parteitag in Chicago Mitte August.
Harris war an der Seite Bidens bislang blass geblieben, bekam angesichts der Schwäche ihres Chefs zuletzt allerdings die Unterstützung einer ganzen Reihe wichtiger Parteimitglieder. Sie teilte nun mit: «Ich fühle mich geehrt, die Unterstützung des Präsidenten zu haben, und ich habe die Absicht, diese Nominierung zu verdienen und zu gewinnen.» Harris ist die erste Schwarze, die den Eid als US-Vizepräsidentin abgelegt hat. Sie ist 19 Jahre jünger als der Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump.
Neben #Biden trendete am Abend zeitweise vor allem ein Name bei X (vormals Twitter) – der von Pete Buttigieg. Er gehört seit dreieinhalb Jahren als erster offen schwuler Bundesminister dem Kabinett Bidens an. Ursprünglich war er selber angetreten, Präsident zu werden. Doch er war im Frühjahr 2020 aus dem Rennen ausgestiegen (MANNSCHAFT berichtete).
Sollte Harris ihn als ihren Vize wählen, könnte Buttigieg der erste offen schwule Vize-Präsident der Vereinigten Staaten werden.
Zum Verzicht Bidens auf die erneute Kandidatur schrieb der Verkehrsminister bei X, Biden habe seinen Platz in der US-Geschichte als einer der besten Präsidenten. Er, Buttigieg, sei sehr stolz, unter seiner Führung dem Land gedient zu haben.
Noch ist aber der Weg nicht frei für Harris. Die Parteiführung hält sich noch bedeckt. Die Arbeit, die man jetzt zu leisten habe, sei «beispiellos», aber klar. Man werde in den kommenden Tagen «einen transparenten und geordneten Prozess in Gang» setzen, um als geeinte Partei eine*n Kandidat*in zu bestimmen, der oder die Trump im November schlagen könne. Auch hier ist schon der Name Pete Buttigieg gefallen. Vielleicht überspringt er ja den Schritt des Stellvertreters und wird selber Biden als Präsident beerben.
Das Weisse Haus hat Mike Pence nach einem homophoben Spruch über Buttigieg gerügt. Trumps Ex-Vize sah jedoch keinen Grund, sich zu entschuldigen (MANNSCHAFT berichtete).
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