Partner infiziert: Ehemann muss trotz Affenpocken-Impfung in Quarantäne
In Düsseldorf fiel ein wegweisendes Urteil
Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat diese Woche entschieden, dass eine 21-tägige Quarantäne-Anordnung in Bezug auf den symptomlosen Ehepartner eines mit Affenpocken infizierten Mannes auch dann rechtmässig ist, wenn sich der nicht infizierte Ehepartner umgehend nach Bekanntwerden der Infektion seines Mannes mit dem Impfstoff Jynneos hat impfen lassen.
In der Urteilsbegründung ist von einer Interessenabwägung die Rede, bei der «das private Interesse des Betroffenen, von Vollziehungsmassnahmen (vorerst) verschont zu bleiben» dem «öffentlichen Interesse an der sofortigen Durchsetzung der getroffenen Massnahme» gegenüberstanden. Letztere würden «überwiegen», heisst es aus Düsseldorf.
«Der Antragsteller ist … als Kontaktperson der Expositionskategorie 3 einzuordnen. Er bewohnt mit seinem mit Affenpocken infizierten Ehemann die gemeinsame Wohnung. Bei diesem handelt es sich um einen symptomatischen bestätigten Affenpocken-Fall», teilt das Gericht mit. «Bereits am späten Abend des 24. Juli 2022 hatte der Ehemann des Antragstellers aufkommendes Fieber und eine körperliche Abgeschlagenheit festgestellt. Fieber ist ein Symptom in der Prodromalphase der Affenpocken.» (MANNSCHAFT berichtete über teils knappe Affenpocken-Impfstoffe in Deutschland.)
Infektion nur «wahrscheinlich» verhindert durch Impfung Weiter kann man lesen: «Aufgrund des vorgenommenen PCR-Tests steht seit dem 26. Juli 2022 fest, dass sich der Ehegatte des Antragstellers mit Affenpocken infiziert hat. Der Antragsteller hat die gemeinsame Wohnung nicht verlassen, so dass eine direkte Exposition gegenüber seinem Ehemann, dessen Körperflüssigkeiten oder möglicherweise infektiösem Material während der infektiösen Phase des Patienten anzunehmen ist. Dass der Ehegatte des Antragstellers noch in der Nacht des 24. Juli 2022 das eheliche Schlafzimmer verlassen und sich in Isolation im Gästezimmer begeben hatte, schliesst eine direkte Exposition nicht aus.»
Durch eine Impfung bis zu vier Tage nach Exposition – wie hier der Fall – könne eine Infektion nur «wahrscheinlich» verhindert werden, heisst es. Bezüglich der Wirksamkeit des verwendeten Impfstoffs gegen Affenpocken lägen «keine öffentlichen Daten» vor. Bei Imvanex/Jynneos handle es sich um Impfstoffe, die «ursprünglich zur Anwendung gegen die klassischen Pocken entwickelt» worden seien. Imvanex sei zur Anwendung gegen Affenpocken als Impfstoff in der Europäischen Union (im Gegensatz zu den USA) derzeit noch nicht zugelassen.
Deshalb lautet das Fazit des Gerichts: «Auf der Grundlage der aktuell vorhandenen Erkenntnisse liegt eine Infektion des Antragstellers mit Affenpocken trotz seiner Impfung danach weiterhin im Bereich des Möglichen und kann erst nach Ablauf der maximalen Inkubationszeit von 21 Tagen sicher ausgeschlossen werden.»
Der Antragsteller müsse nun die Kosten des Verfahrens selbst tragen.
Das könnte dich auch interessieren
Wien
Ein Leuchtturm namens Magnus: Das neue Zentrum für sexuelle Gesundheit
Wien bekommt ab 2026 ein neues Zentrum für sexuelle Gesundheit: Magnus* Ambulatorium für sexuelle Gesundheit: ein einzigartiges Kompetenzzentrum für Prävention, Testung, Behandlung und Beratung.
Von Newsdesk Staff
Gesundheit
News
HIV, Aids & STI
Österreich
Kommentar
«Man tritt nicht nach Schwächeren, die schon fast am Boden liegen»
Jacques Schuster, Chefredakteur der Welt am Sonntag hat einen in vielerlei Hinsicht gestrigen Text gegen LGBTIQ verfasst. Unser Autor antwortet mit einem Gegenkommentar*.
Von Kriss Rudolph
Pride
Deutschland
Queerfeindlichkeit
Award
Endlich ein Emmy für Hannah Einbinder aus «Hacks»
Überraschende Sieger*innen und zwei politische Statements: Der US-Fernsehpreis hätte eine komplett gelungene Show werden können – wäre da nicht eine Idee gewesen, die sich als unglücklich herausstellte.
Von Newsdesk/©DPA
Bi
Comedy
TV
Unterhaltung
Serie
Community
Lilo Wanders: «Intimität soll im Alter möglich sein»
Als frühe Wegbereiterin der LGBTIQ-Bewegung plädiert die 69-Jährige für weniger Tabus bei der Sexualität – auch für Senior*innen
Von Newsdesk/©DPA
Drag
Lust
TV