Pakistan: Drei trans Frauen getötet aufgefunden
In Karachi wurden drei trans Frauen erschossen aufgefunden. Aktivist*innen sprechen von gezielter Gewalt gegen die Community und fordern besseren Schutz.
In der pakistanischen Millionenmetropole Karachi sind drei trans Frauen erschossen worden. Wie die Polizei mitteilte, wurden ihre Leichen am Sonntag am Strassenrand im Stadtteil Memon Goth entdeckt. «Die von Kugeln durchbohrten Körper von drei trans Frauen wurden auf einer Schnellstrasse gefunden», sagte ein Polizeioffizier der Nachrichtenagentur AFP. Die Täter sind bislang unbekannt, das Motiv bleibt unklar.
Gemäss der Nachrichtenagentur AFP handelt es sich um den zweiten Angriff auf trans Personen innerhalb weniger Tage in Karachi. Bereits zuvor war eine weitere trans Frau bei einem Messerangriff am beliebten Sea View Beach schwer verletzt worden. Im Juli tötete ein Vater seinen Sohn, weil dieser eine Beziehung mit einer trans Frau hatte (MANNSCHAFT berichtete).
Die Opfer des jüngsten Angriffs wurden nach Behördenangaben auf einem lokalen Friedhof beigesetzt. Mitglieder der LGBTIQ-Community versammelten sich am Sonntag vor dem staatlichen Jinnah-Krankenhaus, wo die Autopsien stattfanden. Aktivist*innen drohten mit landesweiten Protesten, sollte die Polizei die Täter nicht identifizieren. «Wenn die Polizei die Mörder nicht findet, werden wir einen landesweiten Protest ankündigen», sagte die trans Aktivistin Bindiya Rana der Associated Press.
Auch Politiker*innen reagierten. Der Regierungschef der Provinz Sindh, Syed Murad Ali Shah, verurteilte die Tat scharf: «Trans Personen sind ein unterdrückter Teil der Gesellschaft, und wir müssen ihnen Würde und Respekt entgegenbringen.»
Die Menschenrechtsorganisation Gender Interactive Alliance sprach von einer systematischen Bedrohung. «Diese aufeinanderfolgenden Tragödien zeigen, dass die Community gezielt ins Visier genommen wird. Es geht hier nicht nur um einzelne Morde. Es ist ein Versuch, eine ganze Community einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen», hiess es in einer Erklärung.
Pakistan gilt für trans Menschen, auch Hijras genannt, als gefährliches Pflaster. Schätzungen zufolge leben rund eine halbe Million trans Personen im Land. Laut einer Studie des Fachjournals The Lancet von 2023 berichten neun von zehn trans Personen von körperlichen Angriffen. Um die Sicherheit zu erhöhen, startete 2024 in Lahore ein Fahrdienst für trans Personen (MANNSCHAFT berichtete).
2018 hatte das Parlament in Islamabad zwar ein Gesetz verabschiedet, das trans Menschen das Recht auf selbstbestimmte Geschlechtsidentität zusichert. Doch religiöse Gruppen stellten sich vehement dagegen. Teile des Gesetzes wurden von einem Scharia-Gericht wieder aufgehoben. Im Jahr 2022 führte Pakistan eine Hotline ein, bei der sich trans Menschen im Falle einer Belästigung melden können (MANNSCHAFT berichtete).
Trotz juristischer Fortschritte bleiben Diskriminierung und Gewalt im Alltag allgegenwärtig. «Auch wenn Staat und Polizei offiziell auf unserer Seite sind, geschehen weiterhin Morde. Das zeigt, dass tief verwurzelter Hass in unserer Gesellschaft fortbesteht», sagte die trans Aktivistin und Lokalpolitikerin Shahzadi Rai gegenüber AFP.
Mehr: Nach einem heimlichen Kuss: 80 Stockhiebe für zwei Männer in Indonesien (MANNSCHAFT berichtete)
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