Orthodoxe Christ*innen treten mit Kreuzen gegen Europride an
Das serbische Innenministerium hatte den Marsch untersagt
Die Europride-Parade in der serbischen Hauptstadt Belgrad findet auf einer verkürzten Strecke statt. Dabei schleusten sich sich offenbar orthodoxe Christen in die Sicherheitszone ein, um mit Ikonenbildern und Kreuzen zu protestieren.
Dass die Europride-Parade auf einer verkürzten Strecke stattfindet, gab der Koordinator des Marsches, Goran Miletic, am Freitag in Belgrad bekannt. Die Demo für die Menschenrechte von LGBTIQ hätte ursprünglich durch die halbe Innenstadt führen sollen. Das serbische Innenministerium hatte jedoch den Marsch untersagt, weil es nicht für die Sicherheit der Teilnehmer*innen garantieren könne.
Am Samstag dann hat Premierministerin Ana Brnabić erklärt, die Parade zur Europride könne stattfinden und werde auch von der Polizei geschützt.
Die Begründung für die vorherige Ablehnung gilt als wenig stichhaltig. Pride-Paraden finden in Belgrad seit 2014 ohne Zwischenfälle statt. Doch schon Ende August hatte Serbiens mächtiger Präsident Aleksandar Vučić die Absage oder Verschiebung der Pride in Aussicht gestellt (MANNSCHAFT berichtete). Der rechte Nationalist sucht zunehmend die Nähe zur ultra-konservativen serbisch-orthodoxen Kirche.
Rechtsextremisten und klerikale Kreise veranstalteten in den letzten Wochen in Belgrad sogenannte «Prozessionen» gegen die Pride (MANNSCHAFT berichtete).
Nun fand die Parade also mit massivem Polizeiaufgebot statt, begleitet von Gegenprotest. Teilnehmer Reinhard Thole, Ex-Vorstand des Berliner CSD, sagte gegenüber MANNSCHAFT: «Bei der Demo und der Abschlussveranstaltung schützen uns Tausende Sicherheitskräfte gegen gewalttätige Rechtsnationale und orthodoxe Christen vorbildlich. Ein mulmiges Gefühl bleibt trotzdem, da es überall um uns herum heftige Ausschreitungen gibt.»
Zur Pride kamen auch mehrere Europaabgeordnete und europäische Politiker*innen. Der Queer-Beauftragte der deutschen Bundesregierung, Sven Lehmann, sagte vorab am Freitag der Nachrichtenagentur dpa in Belgrad: «Ich bin froh, dass der Pride-Marsch stattfinden kann.» Zugleich kritisierte er die Belgrader Führung, «die sich nicht immer klar an die Seite der Menschenrechte stellt».
Nächstes Jahr findet die Europride in Malta statt. Die Organisator*innen erwarten rund 20.000 Teilnehmer*innen (MANNSCHAFT berichtete).
Für 2025 bewirbt sich Magdeburg. Eine Delegation machte in Belgrad schonmal Werbung.
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