«Obszön» – Schwuler Sänger Mabel Matiz im Visier der Justiz

Anlass ist sein neuer Song «Perperisan»

Mabel Matiz
Mabel Matiz (Bild: Instagram/Mabel Matiz )

Erst vergangene Woche wurde gegen eine türkische Girlband ermittelt – nun gerät ein offen schwuler Sänger ins Visier. Der Stein des Anstosses: ein Liedtext, der Interpretationsspielraum lässt.

Der bekannte türkische Sänger mit dem Künstlernamen Mabel Matiz ist in der Türkei ins Visier der Justiz geraten. Der Musiker musste heute in Istanbul wegen des Vorwurfs der «Obszönität» aussagen, wie die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Es geht dabei um das Lied «Perperisan» («miserabel») des offen schwulen Sängers. Der Song war gerade erst erschienen.

Der 40-Jährige wies die Vorwürfe zurück. Nach Angaben der Nachrichtenagentur DHA sagte er, hinter dem Lied stecke nicht die Absicht oder der Vorsatz der Obszönität. Manche Textstellen seien vielmehr missverstanden worden. Das im Song erwähnte «süsse, unerfahrene Baby» etwa beschreibe eine geliebte, aber noch unreife Person.

Der Zweck seiner Musik bestehe nicht darin, Menschen zu triggern, sondern zu vereinen, so Mabel Matiz.

Ausgangspunkt war nach Angaben von Anadolu ein Eintrag in einem staatlichen Beschwerdesystem. Jemand hatte dort vergangene Woche anonym beanstandet, dass das Lied gegen Sitte und Bräuche der türkischen Familie verstoße. Das Innenministerium erklärte daraufhin, es sei Strafanzeige gestellt worden.

Mabel Matiz, der mit bürgerlichem Namen Fatih Karaca heisst, begann seine Musikkarriere 2011 und hat seitdem fünf Studioalben veröffentlicht. Der Künstler kombiniert in seiner Musik anatolische Melodien, Pop und Elektronik. Mabel Matiz komponiert auch für andere Musiker*innen und hat zahlreiche Preise gewonnen, seine Konzerte sind in der Regel ausverkauft.

Erst vor Kurzem hatten die Behörden Ermittlungen gegen die Girlband «Manifest» wegen angeblichen «schamlosen Verhaltens» eingeleitet. Auslöser war ein Auftritt der Sängerinnen in knapper Kleidung vor Tausenden Fans.

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