Unterwegs mit Cora und Carina in Vietnam
Reisetipp: Ho Chi Minh City
In Ho Chi Minh City leuchten pinke Kirchen neben grünen Parks und koloniale Architektur trifft auf taoistische Stille. Wie fühlt es sich an, als queere Person durch Vietnam zu reisen?
Wer nach Vietnam reisen will, muss sich schon vor der Buchung seines Fluges eine schwierige Frage stellen: Ho Chi Minh City oder Hanoi? Beide Städte und ihre Regionen haben viel zu bieten.
Meine Partnerin Carina und ich entschieden uns damals für Ho Chi Minh City – häufig zu HCMC abgekürzt und oft noch mit seinem vorherigen Namen Saigon bezeichnet.
«Laut und leise, direkt und zurückhaltend – Vietnam ist voller (scheinbarer) Gegensätze, die das Land so spannend machen.»
Für die MANNSCHAFT unterwegs: Cora Gäbel
Ho Chi Minh City ist laut und voller Roller und Motorräder. Die Menschen sind ruhig, zurückhaltend und höflich. Als wir in HCMC ankamen, kamen wir direkt aus Bangkok (Thailand), wo uns ständig jemand angesprochen hatte.
In Bangkok waren wir das ständige Lärmen gewohnt. Auch in Ho Chi Minh City bestellten wir ein Grab (eine südostasiatische Alternative zu Uber) für die Fahrt zum Hotel. Anfangs wunderten wir uns, ob wir etwas falsch gemacht hatten: Die Person am Steuer sprach kaum ein Wort mit uns.
Ho Chi Minh City ist eine vielfältige Stadt mit vielen Museen, abwechslungsreicher Architektur und einer Strasse voller Buchläden und Cafés. Grüne Parks und der Hafen-Distrikt (besonders nach Dunkelheit) laden zu entspannenden Spaziergängen ein.
Die Stadt lockt mit leckerem Essen (auch vielen veganen Alternativen) und einer idealen Lage für Entdeckungen ins Umland, vor allem ins Mekong-Delta und zu den Cu Chi-Tunneln.
Kulinarische Träume Die vietnamesische Küche spiegelt die Geschichte des Landes wider: Krieg und politische Konflikte haben dazu geführt, dass viele Menschen bis heute in (relativer) Armut leben. Entsprechend nutzen viele Gerichte günstige Zutaten, die einfach zu beschaffen sind – Gemüse, Obst und Fisch.
Wie in vielen Ländern Südostasiens scheint auch hier kaum ein Gericht ohne Fischsauce auszukommen. Trotz der Einfachheit der Zutaten werden vietnamesische Gerichte so zubereitet, dass sie nie langweilig wirken. Wer weissen Reis und geschmackloses Gemüse wie in europäischen Restaurants erwartet, wird angenehm überrascht.
Wie bei jeder Reise machten wir uns auch in Ho Chi Minh City auf die Suche nach veganen Alternativen – zunächst zurückhaltend, ob es überhaupt Optionen im «Land der Fischsauce» gibt. Doch HCMC überraschte uns täglich mit neuen veganen Gerichten.
Drei unserer (vielen!) Favoriten waren Sen Vegan House, Bon’s Vegan Bistro – Bánh Mì & Coffee und Lau Nam Chay An Nhiên. Alle befinden sich im Stadtbezirk 1, in dem auch viele Sehenswürdigkeiten und Hotels zu finden sind.
Sen Vegan House ist ein veganer Traum und bietet so viele Speisen an, dass die Entscheidung schwerfällt. Bánh mì, eine Art Sandwich, ist das lokale Street Food. Wir waren mehrmals an einem Strassenstand, der mittlerweile ein eigenes Bistro eröffnet hat – Bon’s Vegan Bistro.
Und auch wenn Pho ein typisch nordvietnamesisches Gericht ist: Diese leckere Suppe mit Reisnudeln gibt es ebenfalls bei Lau Nam Chay An Nhiên.
War Remnants Museum Wir kennen ihn als Vietnamkrieg, die Menschen in Vietnam als Widerstandskrieg gegen Amerika oder als Amerikanischen Krieg. Die Zahl der Toten variiert je nach Schätzung, doch manche sprechen von bis zu 3,8 Millionen Toten durch den Krieg.
Das War Remnants Museum dokumentiert diesen Krieg und seine Auswirkungen bis heute. Das Leid, das den Menschen in Vietnam, Laos und Kambodscha durch diesen Krieg zugefügt wurde, macht sprachlos. Wir empfehlen, mindestens einen halben Tag für den Besuch einzuplanen!
Must-do-Tagesausflüge: Mekong-Delta & Cu Chi-Tunnel Vor unserer Reise nach Vietnam erhielten wir von Freund*innen und Bekannten zahlreiche Empfehlungen, besonders zu Tagesausflügen ab Ho Chi Minh City. Die zwei häufigsten Tipps: das Mekong-Delta und die Cu Chi-Tunnel. Viele hatten beides besucht und starke Präferenzen für jeweils eines dieser Ziele.
Ein eintägiger Besuch des Mekong-Deltas bietet bereits einen spannenden Einblick in diese wasserreiche Region Südvietnams, wobei sich auch ein zweitägiger Besuch definitiv lohnen würde!
Die Cu Chi-Tunnel hingegen eignen sich perfekt für einen (Halb-)Tagesausflug, um mehr über die Geschichte des Landes und die verheerenden Umstände zu erfahren, die die Region während des Krieges mit den USA erlebte.
Beide Ziele sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur schwer zu erreichen, sodass wir diesmal geführte Touren buchten.
Die Cu Chi-Tunnel waren ein unterirdisches Netzwerk von etwa 250 Kilometern Länge und dienten als Stützpunkt des Vietcong. Heute ist das Gebiet eine Gedenkstätte.
Einige Tunnelabschnitte wurden rekonstruiert (und teilweise für westliche Besucher*innen erweitert), sodass wir selbst einen Teil des Tunnelsystems und einen kleinen unterirdischen Bunker betreten konnten. Unser Guide erklärte eindrücklich, wie das Leben unter der Erde aussah und welche Strategin dort angewendet wurden.
Insidertipps
Chùa Ngọc Hoàng Chùa Ngọc Hoàng – auch bekannt als Jade Emperor Pagoda – ist vielleicht der schönste Tempel, den wir in HCMC besucht haben. Ursprünglich liess ein kantonesischer Händler den Tempel im frühen 20. Jahrhundert erbauen, sodass er an chinesische Tempel erinnert.
Heute ist diese taoistische Pagode dem Jadekaiser, der Hauptgottheit im Taoismus, gewidmet und wird auch von Buddhist*innen besucht. Im Inneren des Tempels befinden sich hunderte Statuen; der Aussenbereich ist eine grüne Oase der Ruhe im hektischen HCMC. Und die Fassade ist pink!
Nhà thO Tân Định Es bleibt pink! Etwa 15 Minuten Fussweg von der Jade Emperor Pagoda entfernt liegt Nhà tho Tân Định – auf Englisch als Tân Định Church oder einfach als Pink Church bekannt. Diese katholische Kirche wurde im 19. Jahrhundert während der französischen Kolonialzeit von Missionaren im neoromanischen Stil mit neogotischen und Neorenaissance-Elementen erbaut und wird seit 1957 pink gestrichen.
Beide Orte – die Jade Emperor Pagoda und die Tân Định Church – sind Stätten religiöser Verehrung und sollten respektvoll besucht werden.
Das Mekong-Delta erstreckt sich über eine Fläche von ca. 40 000 km², und das verzweigte Flusssystem beeindruckt schon beim Anflug auf Ho Chi Minh City.
Im Mekong-Delta waren wir hauptsächlich mit Booten unterwegs. Unsere Reise führte uns mit einem grösseren Boot nach Unicorn Island, wo uns Tee und frisches Obst serviert wurden, begleitet von traditioneller Musik.
Wir überquerten eine sogenannte Affenbrücke – einfache Brücken, die nur aus Kokosstämmen oder Bambusstangen gebaut werden.
In Sampans, kanuähnlichen Holzbooten, wurden wir durch kleine Seitenarme des Mekong gerudert. Später besuchten wir eine Kokosnussfarm, erfuhren mehr über die Herstellung von Kokosbonbons und erkundeten die Gegend mit dem Fahrrad.
Auch nach diesen Ausflügen bevorzugen wir weiterhin ungeführte Touren, aber der Ausflug ins Mekong-Delta überraschte uns positiv: Unser Guide vermittelte nicht nur Wissen, sondern auch persönliche Einblicke in Kultur und Sprache der Region.
Kein Besuch im Süden Vietnams ist ohne einen Ausflug zu den Cu Chi-Tunneln und ins Mekong-Delta komplett.
Vietnam
Hauptstadt — Hanoi Landessprache — Vietnamesisch Einwohner*innen — ca. 100 Millionen Beste Reisezeit — Durch Vietnams langgezogene Form und vielfältige Topografie ist auch das Klima sehr unterschiedlich. Reisen ausserhalb der Regenzeit, etwa von Mai bis Oktober in Ho Chi Minh City, sind ideal. Einreise — Mit gültigem Reisepass und Visum; visumfrei mit deutschem Pass (bis 45 Tage), für Schweizer*innen nur bei Gruppenreisen visumfrei (bis 45 Tage), für Österreicher*innen generell visumpflichtig. Sicherheit — Vietnam gilt als sicher, doch Reisende sollten sich von politischen Veranstaltungen fernhalten und die vietnamesische Politik nicht kritisieren (auch nicht auf Social Media). Weitere Informationen — vietnam.travel
Queer Life Gleichgeschlechtliche Handlungen sind in Vietnam seit 2000 erlaubt, jedoch dürfen queere Menschen bis heute nicht heiraten. Obwohl die vietnamesische Gesellschaft als konservativ gilt, wächst die Unterstützung für gleichgeschlechtliche Ehen kontinuierlich.
Queere, besonders trans, Vietnames*innen erleben regelmässig Diskriminierung und Gewalt. Eine Gesetzgebung, die trans Menschen schützt und unterstützt, zieht sich seit Jahren hin.
Mehr queeres Reisen mit Cora & Carina gibt es hier:
In der Öffentlichkeit sind körperliche Berührungen (unabhängig von der Sexualität) generell nicht gerne gesehen, sodass die Sichtbarkeit queerer Menschen stark eingeschränkt ist. Eine Ausnahme bilden die Pride Parades, die seit 2012 stetig wachsen.
Wie in vielen Ländern ist auch in Vietnam die Position queerer Reisender besser als die der lokalen Menschen. Wir haben uns immer sicher gefühlt, doch wegen der schlechten Bedingungen für Vietnames*innen vergeben wir nur zwei Punkte.
Vanuatu – Sommer, Sonne, Südsee! Das tropische Südseeparadies beeindruckt mit seiner atemberaubenden Natur und kulturellen Vielfalt. Abseits des Massentourismus lockt es mit weissen Sandstränden, uralten Stammesbräuchen, üppigen Regenwäldern und einem feuerspeienden Vulkan (MANNSCHAFT-Reisebericht).
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