Keine Bi-Flagge am Rathaus Flensburg: «verantwortungslos und inakzeptabel»
Am 23. September, dem Internationalen Tag der Bisexualität, wird traditionell die Bi+Flagge am Flensburger Rathaus gehisst. Dieses Jahr jedoch beschloss der Verwaltungsvorstand kurzfristig das Gegenteil: Kritik kommt auch aus der Politik.
Die Fraktionen von Grünen (mit Volt), SSW und Die Linke im Flensburger Rat kritisieren diesen Kurswechsel scharf. Sie sehen in der Entscheidung nicht nur einen Rückschritt für die Sichtbarkeit queerer Menschen, sondern auch einen Bruch mit dem politischen Selbstverständnis und den Werten der Stadt Flensburg.
Flensburg habe sich in den vergangenen Jahren immer wieder klar gegen Queerfeindlichkeit positioniert und den Anspruch formuliert, eine offene, solidarische und vielfältige Stadt zu sein, heisst es in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Sichtbare Zeichen wie das Hissen der Bi+-Flagge am Rathaus seien dabei mehr als nur Symbolik: Sie stünden für Zugehörigkeit, Anerkennung und ein klares Nein zu Diskriminierung.
Dass die Verwaltung diese sichtbare Geste streiche, bewerten die Fraktionen als Signal in die falsche Richtung – besonders in einer Zeit, in der queere Menschen zunehmend Anfeindungen erlebten.
«Der Verwaltungsvorstand redet sich auf ‚Neutralität‘ heraus – in Wahrheit betreibt er Abbau von Sichtbarkeit», kritisiert Leon Bossen, Fraktionsvorsitzender der Grünen (mit Volt): Der Verwaltungsvorstand schade mit dieser Linie nicht nur der queeren Community, sondern beschädige das Ansehen Flensburgs insgesamt. «Das ist verantwortungslos und inakzeptabel», so Bossen.
Zuvor hatte sich der LSVD Schleswig-Holstein kritisch zu Wort gemeldet. «Nach mehreren queerfeindlichen Vorfällen beschloss Flensburg im Jahr 2024 einen 10 Punkte Plan gegen Queerfeindlichkeit und bekannte sich klar zu Akzeptanz und Respekt. Die jetzige Entscheidung ist enttäuschend und nimmt bisexuellen Menschen ihre Sichtbarkeit», kritisiert Jonas Listing, Ressortleiter für Bi+.
Die Stadt begründe die Entscheidung mit dem Anspruch auf Neutralität und verweise darauf, dass die Regenbogenflagge weiterhin als universelles Symbol für die gesamte LGBTIQ-Community gehisst wird. „Neutralität darf jedoch nicht bedeuten, bisexuelle Menschen oder andere Gruppen innerhalb der queeren Community unsichtbar zu machen. Gerade in Zeiten zunehmender Diskriminierung sendet diese Entscheidung ein falsches Signal“, so Listing weiter. Sichtbarkeit sei weiterhin ein wichtiger Schritt gegen Hass und für gesellschaftliche Anerkennung.
Der Verband LSVD Schleswig-Holstein fordert den Verwaltungsvorstand der Stadt Flensburg auf, diese Entscheidung zu überdenken und am Tag der bisexuellen Sichtbarkeit im nächsten Jahr wieder Flagge zu zeigen.
Öffentliche Persönlichkeiten tragen zur Veränderung bei (MANNSCHAFT berichtete). Zuletzt etwa die amerikanische Rapperin Doechii, die sich offen und selbstbewusst als bi identifiziert. Oder der Chef der Grünen in Deutschland, Felix Banaszak.
Ehre auf dem Walk of Fame: Ein Stern für Green Day und Sänger Billie Joe Armstrong (MANNSCHAFT berichtete).
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